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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Fenwick
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einer vom Planungsausschuss. Welchen sollte sie zuerst öffnen? Der Makler war alles andere als erfreut über ihre Absage gewesen, denn er hatte fest mit seiner Provision gerechnet und einen Urlaub gebucht. Als sie ihm die Sachlage erklärte, hatte er sich ein wenig beruhigt.
    Sie nahm das Schreiben vom Planungsausschuss aus dem Kuvert und las es. Mark hatte sich für sie ins Zeug gelegt: Die Baugenehmigung war für seine abgeänderten Pläne erteilt worden. Wieder fragte Maddie sich, was sie ihm sagen solle. War es besser, zu ihm zu fahren und sich persönlich zu entschuldigen oder das telefonisch oder mit einem Brief zu erledigen? Die letzte Alternative fand sie am verführerischsten, aber sie war auch die feigste.
    »Verdammt, zieh dich an, fahr rüber und mach’s. Wenn du noch länger drüber nachgrübelst, tust du’s nie«, ermahnte sie sich im besten Tamsin-Tonfall.
    Maddie stellte das Geschirr in die Spüle und trat in die Diele, wo sie vor dem Foto von Daphne und Daphnes Mutter und Tante stehen blieb.
    »Meine Damen, ihr habt mir einen ganz schönen Höllenritt beschert. Wollt ihr mir verraten, ob Trevenen noch weitere Geheimnisse für mich bereithält, die mein Leben umkrempeln werden?« Maddie schüttelte den Kopf. »Nein, das waren nicht die Geheimnisse von Trevenen. Das habe ich mir selbst zuzuschreiben.«
    Maddie zog sich an und verließ das Haus. Sie wollte gerade abschließen, als sie das Telefon klingeln hörte. Sie hastete zurück.
    »Mrs Hollis, Sekretariat Mullion School. Ich rufe an, um zu fragen, ob Mark Triggs Hannah ins Treliske Hospital bringen darf.«
    »Ist Hannah etwas passiert?« Maddie spürte Panik in sich aufsteigen.
    »Nein.«
    Maddie hörte, wie Mark um den Telefonhörer bat. Sie bekam einen trockenen Mund.
    »Old Tom liegt im Koma. Man hat ihn ins Krankenhaus gebracht. Es sieht nicht gut aus«, teilte er ihr mit.
    »Okay. Wir treffen uns dort.«
    Maddie lenkte den Wagen wie in Trance die Straßen entlang.
    Hannah, die OTs kalte Hand hielt, merkte nicht, dass ihr T-Shirt tränennass war. Etwa zehn Minuten zuvor hatten die Monitore aufgehört, Lebenszeichen von ihm zu registrieren. Maddie und Mark sprachen draußen mit der Schwester. Als sie gekommen waren, hatte er noch gelebt, und jetzt war er plötzlich tot. Wie konnte ein Leben so schnell zu Ende sein? Bei Dad hatten keine Maschinen den Tod angezeigt, bei ihm hatte die Stille es ihr verraten.
    Maddie hatte sie in den Arm genommen, als klar war, dass OT nicht mehr lebte. Bei Dads Tod hatte Hannah das nicht zugelassen. Diesmal fühlte sich ihr Beistand richtig an.
    Wenige Minuten zuvor hatte OT die Augen aufgeschlagen und Hannah angelächelt. Mark hatte es gesehen. Das hatte sie sich nicht eingebildet. Er war einen kurzen Moment lang bei ihr gewesen, dann hatten sich seine leuchtend blauen Augen geschlossen. Am Anfang war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie weinte, weil es stumme Tränen waren, anders als das laute Schluchzen beim Tod ihres Vaters.
    OTs Hand war gelb und kalt und fühlte sich fast wie Wachs an. Nach Dads Tod hatte Hannah fluchtartig das Zimmer verlassen und ihn sich nicht mehr angesehen. Jetzt, da sie friedlich bei OT saß, hätte sie sich gewünscht, mehr Zeit bei der Leiche ihres Vaters verbracht zu haben. Sie entschuldigte sich leise in Richtung Zimmerdecke, an der sie einen gelben Fleck bemerkte, der zu OTs Hautfarbe passte.
    Maddies leise Schritte rissen sie aus ihren Gedanken. Hannah blickte ihre Stiefmutter an. Mark war nicht bei ihr.
    »Möchtest du gehen oder noch ein bisschen bleiben?«, flüsterte Maddie, als wollte sie OT nicht wecken.
    »Egal.« Hannah betrachtete das leblose Gesicht.
    »Lass dir so viel Zeit, wie du möchtest.«
    »Ist in Ordnung so. Er würde nicht wollen, dass ich trübselig werde, wie er es ausgedrückt hätte, also mache ich das auch nicht.«
    »Trotzdem tut’s weh.«
    »Stimmt. Hat Dad am Ende wie eine Wachsfigur ausgeschaut?«
    Maddie lachte. »Wahrscheinlich schon, aber so habe ich das noch nie betrachtet.«
    »Ich möchte meine Mutter sehen.« Hannah stand auf.
    »Okay.« Maddie legte den Kopf ein wenig schief. »Darf ich fragen, wie du ausgerechnet jetzt auf diese Idee kommst? Sie ist ziemlich weit weg.«
    »In letzter Zeit sterben mir die Menschen weg wie die Fliegen. Ich möchte sie kennenlernen, solange sie lebt.«
    »Gut. Vielleicht im Sommer.« Maddie streckte ihr die Hand hin.
    »Okay.« Als Hannah OT ein letztes Mal ansah, war sie fast sicher, dass er
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