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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand
Autoren: Patricia Shaw
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ihr.«
    »Klar, Vic. Ich laß dich rufen, wenn sich was tut.«
    »In Ordnung.«
    Obwohl er kein Veterinär war, besaß Victor Erfahrung auf diesem Gebiet. Mit achtzehn hatte ihn sein Vater für ein Jahr nach Brisbane geschickt, als Lehrling eines Tierarztes. Die Arbeit hatte ihm Spaß gemacht, doch sein praktisch veranlagter Vater ließ es nicht dabei bewenden. In der Annahme, Victor habe noch genug freie Zeit übrig, und weil ihm jegliche Zeitverschwendung zuwider war, hatte er ihn zudem für einen Buchhaltungskurs angemeldet. Victor war verärgert gewesen angesichts dieser Doppelbelastung, vor allem, da ihm die Buchhaltung alles andere als leicht fiel. Aber Austin war der Boß und ließ nicht mit sich reden. Er würde am Ende des Jahres ein Buchhaltungsdiplom mitbringen oder eben so lange dort bleiben, bis er es vorweisen konnte. Das Jahr war anstrengend gewesen, doch Victor hatte den Kurs auf Anhieb geschafft und durfte zu einem stolzen Vater heimkehren. Heute war er dankbar, daß Austin auf dieser Ausbildung bestanden hatte. Die Kenntnisse hatten sich für seine Arbeit auf Springfield als unschätzbarer Vorteil erwiesen, und er hatte sie stetig erweitert, indem er Bücher über Viehzucht las, die ihm der befreundete Veterinär aus Brisbane schickte.
    Nun mußte er nur noch die Unterkünfte der Scherer inspizieren. Zwei schwarze Hausmädchen waren gerade dabei, die Schuppen zu öffnen und die Schlafstellen zu lüften.
    »Paar von diese Matratzen nicht mehr gut«, beklagte sich eines der Mädchen bei ihm und deutete auf ein besonders mitgenommen aussehendes Exemplar, aus dem bereits das Roßhaar hervorquoll.
    »Holt neue aus dem Lager«, wies er sie an. »Diese Schuppen müssen blitzsauber sein, sonst werden die Scherer ungemütlich. Und wenn sie kommen, haltet ihr Mädchen euch von ihnen fern. Verstanden?«
    »Ja, Boß«, flüsterten sie, als könnten die fremden Männer sie hören. Die Zeit der Schafschur, in der so viele Fremde die Farm bevölkerten, war immer aufregend. Problematisch wurde es nur, wenn die Scherer etwas mit den schwarzen Frauen anfingen.
    Auf dem Rückweg zum Haus schlug Victor einen langen, von Pfefferbäumen gesäumten Pfad ein. Das Laub raschelte in der leichten Brise, die eine kühlere Nacht versprach. Das würde auch der Stute die Sache leichter machen.
    »Der frühen Hitze nach zu urteilen, haben wir einen langen, heißen Sommer vor uns«, sagte er sich.
    Der Pfad teilte sich. Links ging es zum Haus, geradeaus gelangte man nach einer halben Meile über offenes Land zum Haupttor. Das Haus und die Nebengebäude waren eingezäunt, doch von wenigen Koppeln abgesehen, wies der riesige Besitz keine Umzäunungen auf, was Victor einiges Kopfzerbrechen bereitete. Es gab zwei Außenposten, auf denen Aufseher lebten, ihre eigenen Bereiche des Springfield-Besitzes leiteten und Victor regelmäßig Bericht erstatteten. Irgendwann einmal mußten die Grenzen jedoch genauer festgelegt werden. Ihn schauderte bei dem Gedanken an die schwindelerregenden Kosten, die das Einzäunen verursachen würde. Doch so, wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben. Nicht umsonst beschwerte sich ihr Nachbar Jock Walker andauernd, daß Austins Grenzen ›Beine hätten‹.
    Victor grinste. Vermutlich hatte er recht. Austin scheute nicht davor zurück, sich noch ein paar zusätzliche Meilen Weideland unter den Nagel zu reißen, wenn er damit durchkam. Seine Gier nach Land war nach wie vor unersättlich.
    Er überquerte einen Rasen, trat über ein Blumenbeet und sprang über das Geländer an der Veranda seines Vaters. Offiziell hieß dieser Teil des Hauses Dads Flügel, doch die Brüder bezeichneten ihn als seine Höhle. Ein wunderbarer Zufluchtsort für Austin und seine Kumpel, aber eine Gefahrenzone für seine Söhne, die nur zu genau wußten, was die Uhr geschlagen hatte, wenn sie in die Höhle des Löwen vorgeladen wurden.
    »Was gibt’s?« fragte Victor fröhlich.
    »Du hast dir aber ganz schön Zeit gelassen!« brüllte Austin.
    »Hast du die Zeitungen gelesen?«
    »Wie könnte ich? Sie sind doch gerade erst eingetroffen.«
    »Nun, es würde dir nicht schaden, wenn du mal deine Nase hineinstecken würdest, damit es nicht immer an mir hängenbleibt. Du willst mein Verwalter sein und hast anscheinend keine Ahnung, was vorgeht.« Er knallte eine der Zeitungen auf den Kartentisch und deutete mit einem schwieligen Finger auf die Seite, an der er Anstoß nahm. »Lies das! Bei Gott, ich werde ein Wörtchen mit Bernie zu reden
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