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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition)
Autoren: Beatrice Fabregas
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herum. Sie spürte, dass sie fiel, doch den Aufprall bekam sie schon nicht mehr mit.

Drittes Kapitel
    M afalda hatte am Fenster gestanden und hinüber zum Verwalterhaus geschaut, als Titine zu Boden fiel. Sie war darüber so erschrocken, dass sie sich im ersten Augenblick nicht von der Stelle rühren konnte, sondern nur den Mund zu einem Aufschrei öffnete. Und so sah sie, dass Richard zu ihr rannte, sich neben sie kniete und ungläubig erschrocken ihre Wange streichelte. Dann raffte Mafalda ihre Röcke und rannte hinaus. Sie rief nach Dolores, dem schwarzen Hausmädchen, und dem Kutscher Ignazio. Dann beugte sie sich über die Schwägerin. »Titine, was ist mit dir? Kannst du mich hören?« Aber Titine gab nur ein merkwürdiges kleines Stöhnen von sich. Dolores eilte herbei, reichte Mafalda ein Riechfläschchen, und Mafalda hielt es Titine unter die Nase. Es dauerte nicht lange, da schlug Titine die Augen auf. »Was ist? Was ist mit mir passiert?«
    Mafalda lächelte sie an. »Du bist ohnmächtig geworden. Wahrscheinlich die Hitze. Du solltest nicht so emsig mit dem Jungen Ball spielen.« Sie lächelte auf Titine herab und half ihr in eine sitzende Position. »Geht es wieder? Kannst du aufstehen? Du musst ins Haus, ins Kühle, und du musst unbedingt etwas trinken.«
    Titine schüttelte den Kopf, noch immer erstaunt über ihre Ohnmacht, und rappelte sich langsam hoch. Auf Mafalda und Ignazio gestützt, begab sie sich zum Herrenhaus, dessen rechten Flügel sie seit der Heirat ihres Bruders bewohnte.
    Mafalda hatte Dolores nach Dr. Winkler geschickt. Nun bettete sie Titine vorsichtig auf das Bett und reichte ihr ein Glas frisches Brunnenwasser. Richard, den Ball unter dem linken Arm, stand im Türrahmen und betrachtete das Geschehen ängstlich.
    »Ist dir in letzter Zeit öfter unwohl?«, wollte Mafalda wissen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Titine. »Ich fühle mich müde, ganz gleich, wie lange ich schlafe. Aber mein Appetit hat zugenommen.«
    Mafalda lächelte sanft.
    »Was ist? Warum lächelst du?«, fragte Titine.
    »Es ist nichts. Nur ein leiser Verdacht. Wir werden warten, was Dr. Winkler sagt.«
    Der Arzt kam, kaum dass Mafalda den Satz zu Ende gesprochen hatte. Er fühlte Titines Puls, stellte ihr ein paar Fragen, dann stand seine Diagnose fest: »Du bist schwanger, Titine. Herzlichen Glückwunsch!«
    Er blähte die Brust, als wäre das sein Verdienst. Sein Schnauzbart zitterte vor Freude, die Wangen glühten, und seine kleinen, hellen Äuglein, die vom Rum rot umrandet waren, blitzten. Dr. Winkler strich sich über sein rotes Haar und strahlte Titine dermaßen an, dass die Sommersprossen auf seinem Nasenrücken zu tanzen schienen.
    »Schwanger?« Titine schreckte hoch, als hätte sie von einem Unheil gehört. Doch dann stahl sich ein zartes Lächeln über ihr Gesicht, brachte die Augen zum Leuchten und überzog die bleichen Wangen mit einem frischen Schimmer. »Ich bekomme ein Kind!« Andächtig sprach sie diese Worte aus und strich dann sanft über ihren Bauch.
    »Du brauchst jetzt Ruhe«, verordnete Dr. Winkler. »Keine Aufregung, gutes Essen.«
    Mafalda stand der Schrecken über Winklers Diagnose ins Gesicht geschrieben, doch angesichts Titines Freude zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen. »Ich werde gut für sie sorgen, Doktor.«
    Dr. Winkler wandte sich um. »Da bin ich sicher, Mafalda. Und Titine wird dich sicher auch brauchen. Ich denke, bald werden in Trinidad die Hochzeitsglocken zu hören sein.« Er drohte Titine mit dem Finger: »Du hast das Geheimnis um deinen Liebsten gut bewahrt. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer von den Trinidader Männern der Glückliche ist. Und selbst die Klatschmäuler haben nichts berichtet.« Er blickte Titine mit neugierigen Augen an, doch die junge Frau schwieg. Ein Schatten legte sich über ihre Freude wie Staub über einen Sonnentag.

    Nachdem der Kurier sich gestärkt auf den Heimweg gemacht hatte, entschloss sich Hermann zu einem Ritt über den Ingenio. Er wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass mit seinen Sklaven alles in Ordnung war, dass der Alltag wie gewohnt ablief. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass die Kunde von den Geschehnissen aus Manzanillo bis zu seinem Ingenio gelangt war, aber er hatte sich in diesen Dingen schon mehrfach getäuscht. Die meisten Sklaven konnten weder lesen noch schreiben, und doch gelang es ihnen, Nachrichten von einem Ende der Insel bis zum anderen in wenigen Tagen zu schicken. Und Hermann
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