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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
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einem Schlag auslöschen.
    Seit bald einer Stunde warteten Tedra und ihre Begleiter nun schon im Büro des Generals auf dessen Rückkehr. Tedra saß im Schneidersitz mitten auf dem Schreibtisch. Sie wollte nicht riskieren, sich auf einen der zerbrechlich wirkenden, winzigen Stühle im Raum zu setzen. Keines dieser Möbelstücke war für die Gestalt eines durchschnittlichen Kystraniers oder gar eines Sha-Ka’ani geschaffen. Dalden, Falon und Falons Bruder, Jadell, saßen auf dem Fußboden oder lehnten an den Wänden. Shanelle ging unruhig im Zimmer auf und ab. Einzig sie empfand eine gewisse Sympathie für die Sunderaner. Sie hatte Donilla Vand während ihres kurzen Aufenthaltes auf Sunder kennen gelernt und schätzte sie und die anderen Frauen des Planeten.
    Als Donilla endlich eintrat, stürzte Shanelle sofort auf sie zu. »Warum hat man dich eingesperrt?«, fragte sie besorgt.
    Donilla lächelte. Wenn sie den Besuchern mit ihrer Körpergröße von etwas über einem Meter fünfzig auch klein erscheinen mochte, für eine sunderanische Frau war ihre Größe völlig normal. Die Männer des Planeten überragten sie um gerade einmal einen halben Kopf. Kein Wunder, dass ihnen die Sha-Ka’ani wie Giganten erschienen und sie selbst Tedra und Shanelle mit knapp unter zwei Metern geradezu als Riesinnen betrachteten.
    Im Gegensatz zu anderen Sunderanern zeigte Donilla in Gegenwart der großen Besucher keinerlei Nervosität. Ein warmer Ausdruck trat in ihre grauen Augen, als sie nun Shanelle die Hand zum Gruß entgegenstreckte.
    »Man hat mir nicht gesagt, dass ausgerechnet ihr unserem Hilferuf gefolgt seid«, begann die ehemalige Oberkommandierende des Militärs. »Wenn du wüsstest, wie oft ich an dich gedacht habe! Du hattest mir zwar versichert, ich müsse mir keine Sorgen um dich machen, aber ganz beruhigt hat mich das damals nicht. Darf ich aus dem Umstand, dass er dich nun begleitet, schließen, dass du inzwischen mit der Wahl, die dein Vater für dich getroffen hat, zufrieden bist?« Mit Zufriedenheit hatte das Leben an der Seite eines Kriegers zwar herzlich wenig zu tun, doch Donillas Frage zauberte ein Lächeln auf Shanelles Lippen. »Oh ja, durchaus«, antwortete sie. »Als ich bei euch Schutz suchte, war ich von meinen albernen Befürchtungen wie besessen. Das alles liegt nun längst hinter mir. Jeder neue Tag mit meinem Lebensgefährten beschert mir unbeschreibliches Glück.«
    »Meine Frau untertreibt wieder einmal«, murmelte Falon, stand vom Boden auf und trat neben Shanelle. Diese Bemerkung brachte alle Anwesenden, selbst Tedra, zum Lachen, wodurch sich die Anspannung allmählich löste. Shanelle stellte Donilla ihrer Mutter vor. Alle anderen Besucher kannte sie bereits. Wie eigentlich jeder, der die Ly-San-Ters zum ersten Mal sah, konnte Donilla ihr Erstaunen über Tedras jugendliches Aussehen nicht verbergen. Dass eine Frau, die wie eine Dreißigjährige wirkte, die Mutter zweier erwachsener Kinder im Alter von einundzwanzig Jahren sein sollte, erschien nicht nur Donilla beinahe unglaublich. Zudem ähnelten die Zwillinge ihrer Mutter überhaupt nicht. Dalden und Shanelle waren beide blond und hatten bernsteinfarbene Augen, wohingegen Tedras tiefschwarzes, langes Haar sich auffallend von ihren hellen, aquamarinblauen Augen abhob. Da sie ihren Körper schon von Jugend an trainiert und gestählt hatte, ließen die Jahre Tedra nicht im eigentlichen Sinne altern, sondern verliehen ihr lediglich eine gewisse Vornehmheit.
    Shanelles Frage stand noch immer im Raum. »Wie kommt es, dass du im Gefängnis bist, Donilla?«, wiederholte sie.
    Donilla antwortete: »Ein paar Monate nachdem du uns verlassen musstest, traf ich mich mit vielen Frauen, die, genau wie ich, mit Hilfe der Wechselruten Schlüsselpositionen auf Sunder übernommen hatten. Ich merkte sofort, dass die meisten über die Folgen unseres Tuns ebenso unglücklich waren wie ich. Unser eigentliches Ziel war vernünftig gewesen. Wir hatten einen Krieg verhindern wollen. Nie hätten wir uns träumen lassen, dass die Veränderungen, die wir herbeigeführt haben, bewirkten, dass unsere Männer zu Schatten ihrer selbst würden. Uns plagten deshalb fürchterliche Schuldgefühle. So hatten wir uns das alles nicht vorgestellt. Kurz und gut, das Treffen der Frauen endete in einer Art zweitem Komplott. Es funktionierte nur, weil erneut genügend von uns bereit waren, mitzumachen. Es musste alles innerhalb kürzester Zeit über die Bühne gehen. Ein einzelner Mann,
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