Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
nicht direkt an, doch seine erhobene Stimme hatte eine eigenartige Wirkung auf Brittany. Zu ihrem Erstaunen merkte sie, dass sie ihm im Grunde gehorchen wollte. Hatte sie bereits den Verstand verloren? Sie schüttelte den Kopf. An Stelle von Wut empfand sie beinahe nur noch Angst. Sie wich weiter vor ihm zurück. »Dieser Befehl hat nichts mit meiner Sicherheit zu tun. Ganz im Gegenteil. Und ich warne dich, ich werde keinerlei Bestrafung von dir akzeptieren. Nie und nimmer. Also schlag dir das aus dem …« Sie hatte das Ende des Raumes erreicht und stand mit dem Rücken zur Wand. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, zog sie von der Wand weg und streifte ihr in Sekundenschnelle den völlig nutzlosen Chauri ab. Dann drehte er sie ein paar Mal um die eigene Achse, hielt dabei ihre Arme hoch und betastete ihre Gliedmaßen wie bei einer ärztlichen Untersuchung. Brittanys Angst verflog. Sie war schon wieder viel zu wütend, um sich zu genieren. Er hätte ihr glauben sollen.
    Sie versuchte, ihn mit beiden Händen wegzustoßen. Ein ganz normaler Mann wäre dadurch wenigstens ein kleines bisschen ins Wanken geraten, denn Brittany legte ihre ganze Kraft in diesen Stoß gegen seine Brust. Doch Dalden konnte sie damit nicht einmal einen Zentimeter weit von sich wegdrücken. Dafür taten ihr nun die Hände weh.
    »Bist du jetzt zufrieden?«, fauchte sie. »Ich habe doch gesagt, mir fehlt nichts! Warum konntest du mir nicht einfach glauben?«
    Er fiel vor ihr auf die Knie und schlang seine Arme um sie. Dann vergrub er den Kopf zwischen ihren Brüsten. Brittany wurde davon völlig überrascht. Sprachlos und zu keinem Gedanken fähig, stand sie da. »Es tut mir Leid. Aber ich musste mich wirklich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass du unversehrt bist«, brach es aus ihm heraus. »Es tut mir so Leid, dass du so etwas durchmachen musstest«, fügte er mit belegter Stimme hinzu. »Und am meisten tut mir Leid, dass ich nicht bei dir war, um dich zu beschützen.« »Hör auf, Dalden«, sagte sie und schlang die Arme um seinen Kopf. Doch er war noch nicht fertig. »Es tut mir auch Leid, dass du nicht genug Vertrauen zu mir haben konntest, um zu wissen, dass mein Befehl, im Zelt zu bleiben, einen guten Grund hatte.« »Dalden, bitte, du kannst doch nichts dafür«, sagte sie. »Du hast dir nichts vorzuwerfen. Pass auf, wenn du es wirklich wissen willst – ich habe Geräusche gehört und hoffte, sie kämen von einem ganz normalen Tier, das ich kenne. Unser Ausflug auf der Lichtung war nicht geplant, und ich habe angenommen, ich würde dort Dinge sehen, die beweisen, dass Sha-Ka’an nur eine Erfindung ist. Außerdem war ich neugierig. Ich wollte nur einen raschen Blick aus dem Zelt werfen. Aber das Vieh hat mich entdeckt und mir auf schmerzhafte Art bewiesen, wie Unrecht ich mit all meinen Vermutungen hatte.«
    Sein Griff wurde fester. »Es tut mir Leid, dass du beinahe sterben musstest, um die Wahrheit zu erkennen.« Sie lächelte, doch er sah ihr Lächeln nicht. »Mir tut das auch Leid.«
    »Und es tut mir unendlich Leid, dass ich nun dafür sorgen muss, dass deine Neugier dich nie wieder in Gefahr bringt, indem sie dich gegen meine Befehle verstoßen lässt.« Gerade hatte Brittany erleichtert aufatmen wollen, doch nun erstarrte sie. Dalden erhob sich und hielt sie im Nu wie ein Baby auf seinen Armen. »Nein!«, schrie sie.
    Doch er ließ sich nicht beirren. Nichts, was sie sagen konnte, würde ihn von seinem Vorhaben abbringen. Er wollte sie nicht bestrafen, er musste es tun. Zu ihrem eigenen »Besten«. Daran glaubte er selbst ganz fest, und Brittany wusste, wie unbeirrbar er in diesem Glauben war.
    Sollte sie sich einfach zusammenreißen und es ertragen wie ein Mann? So schlimm würde es schon nicht werden. Immerhin ging es hier nicht um körperliche Züchtigung. Aber es ging, verdammt noch mal, ums Prinzip. Sie war zu alt, um bestraft zu werden wie ein ungezogenes Kind.
    Schließlich hatte sie kein Gesetz gebrochen. In diesem Fall hätte sie eine Strafe noch eingesehen. Verstieß man gegen ein Gesetz und wurde ertappt, so war es nur gut und richtig, wenn man Strafe bezahlen oder die Zeit absitzen musste. Doch eine Regel zu missachten, die zu ihrer eigenen Sicherheit aufgestellt worden war, betrachtete sie nicht als Gesetz. Es lag ganz allein an ihr selbst, ob sie sich daran hielt oder nicht. Dalden hätte ihr ja auch erklären können, dass in dem Wald, wo er sie hingebracht hatte, Menschen fressende Untiere hausten. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher