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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Autoren: Michael Dibdin
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den verstreuten Ausläufern von Camigliatello darauf, dass Nicola Mantega auftauchte. Derweil erstattete er über das an seinem Helm befestigte Mikrofon Bericht.
    Beinahe wäre alles schiefgegangen, weil Mantega in die entgegengesetzte Richtung abbog und in das nächste Dorf fuhr, um Zigaretten zu kaufen und schnell einen Kaffee zu trinken. Doch Natale Arnone hatte mit Hilfe des an dem Alfa angebrachten Senders die ganze Zeit dessen jeweilige Entfernung und Richtung verfolgt, deshalb konnte der Laforza unauffällig gegenüber einem Minimarkt parken und warten, bis Mantega fertig war, worauf sich der Konvoi neu formierte. Aufgrund dieser Verzögerung war es mittlerweile sechzehn Minuten vor acht, von denen il notaio vierzehn brauchte, um das restliche Stück der kurvenreichen Landstraße bei rasch einbrechender Dunkelheit zurückzulegen. Als er den Staudamm erreichte, hatte der Motorradfahrer den Motor der Moto Guzzi auf minimale Leistung gestellt, so dass er kaum noch Lärm machte; schließlich schaltete er ihn ganz aus und fuhr im Freilauf einen Weg hinunter, der direkt an den See führte und auf den Zen zuvor auf der Karte hingewiesen hatte. Dann lief er am Ufer zum Damm zurück, kletterte bis fast an den Rand der Straße hinauf und meldete sich, als Mantegas Wagen in einer Haltebucht auf der anderen Straßenseite stehen blieb. Erneut gab es nichts zu tun, als zu warten.
    Zwei Autos kamen in dieser Zeit vorbei, in der es nun vollkommen dunkel wurde. Ihre Kennzeichen wurden notiert und bei der Questura abgefragt, doch die Autos gehörten anscheinend harmlosen Anwohnern. Niemand wird je erfahren, was Mantega dachte, als ihre Scheinwerfer in der Ferne aufleuchteten und über das Fahrzeug glitten, in dem er saß, Radio hörte und eine Zigarette nach der anderen rauchte, doch in Kalabrien hat die Zeit ihren eigenen Rhythmus, den man nicht beschleunigen kann. Schließlich wurde sein Warten belohnt, als ein schwarzer Jeep neben dem Alfa Romeo anhielt. Den Digos-Agenten zufolge, die die Szene beobachteten, handelte es sich bei dem Fahrer um eine Frau Ende dreißig oder Anfang vierzig, die später als Silvia Fardella identifiziert wurde. Nach einer kurzen Diskussion stieg Nicola Mantega in den Jeep, der daraufhin rechts in eine schmale Nebenstraße einbog, die steil hinauf in die Berge führte, und verschwand.
    Das war der entscheidende Moment, und aus einsatztechnischer Sicht hätte es kaum schlimmer kommen können. Zen musste sofort eine Entscheidung treffen, die katastrophale Folgen haben könnte. Schließlich befahl er dem Motorradfahrer, wieder aufzusitzen und den Jeep, so gut er konnte, zu verfolgen. Es war ein Risiko, aber Mantega hatte im Augenblick sicher andere Probleme, und waghalsige Motorradfahrer gab es dort oben im Sila-Gebirge jede Menge. Dann blies er für die übrigen Digos-Beamten sowie für den Ape-Lieferwagen hinter ihm den Einsatz ab und wies den Fahrer des Laforza an, langsam und entsprechend vorsichtig weiterzufahren. Acht Minuten später verwandelte ein Blitz die dicht bewaldete Landschaft in ein Standbild, und ein Donnerschlag erschütterte Himmel und Erde. Darauf setzte sofort ein Regen ein, der sich wie Meeresbrandung an der Windschutzscheibe brach und die Scheibenwischer vollkommen überforderte. Endlich konnte sich Aurelio Zen entspannen. Jetzt wusste er, dass alles gutgehen würde.
    Als Nächstes meldete der Mann auf der Moto Guzzi, dass der Jeep von der asphaltierten Straße abgebogen war und nun einen unbefestigten Pfad entlangfuhr, der noch höher hinauf- und noch tiefer in den Wald hineinführte. Giorgio wartete vermutlich irgendwo hoch oben in der Wildnis, genau wie Maria vorhergesagt hatte, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als hinterherzufahren, in der Hoffnung, dass der sintflutartige Regen eventuelle Beobachter zwingen würde, Schutz zu suchen, und der ohrenbetäubende Lärm das Motorengeräusch des Laforza übertönen würde. Dank der Hightech-Spielzeuge von Digos konnte man auf die Scheinwerfer verzichten - das nahm Zen zumindest an, bis sie in einer 180-Grad-Kehre des steilen, gewundenen und nun stark überfluteten Pfades anfingen, sich seitwärts- statt vorwärtszubewegen.
    »Scheiße!«, brüllte der Fahrer. »Ein Erdrutsch hat den halben Weg weggespült.«
    Das Fahrzeug rutschte ein ganzes Stück bergab, bevor es endlich stehen blieb.
    »Kriegen Sie es wieder auf den Pfad hinauf?«, fragte Zen.
    »Vielleicht«, antwortete der Digos-Agent. »Aber dazu müsste ich bis zum
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