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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele
Autoren: Robert Silverberg
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Sie sammelte ihre letzte Kraft für ein böses Abschiedsfunkeln. Ich wollte dich auch nicht, Freund, nicht den kleinsten Teil von dir. Er grüßte höflich. Entlassung.
    Martin Bliss stand mit leerem Grinsen in der Nähe der Bar.
    »Gehen wir«, sagte sie wild. »Bring mich heim!«
    »Aber –«
    »Es ist nur ein paar Etagen tiefer.« Sie stieß ihren Arm durch den seinen. Er blinzelte, zuckte die Achseln, ging mit.
    »Ich rufe Sie am Dienstag an, Nikki«, sagte Tom, als sie an ihm vorbeirauschten.
    Unten, auf ihrem Heimgelände, fühlte sie sich besser. Im Schlafzimmer ließen sie schnell ihre Kleidung fallen. Sein Körper war rosig, behaart, brauchbar. Sie schaltete das Bett ein, und es begann zu murmeln und zu vibrieren.
    »Für wie alt hältst du mich?« fragte sie.
    »Sechsundzwanzig?« sagte Bliss vage.
    »Bastard!« Sie zog ihn zu sich herunter. Ihre Hände krallten sich in seine Haut. Ihre Schenkel öffneten sich. Weiter. Wie ein Tier, dachte sie. Wie ein Tier. Sie wurde jeden Augenblick älter, sie starb in seinen Armen.
    »Du bist viel besser, als ich erwartet hatte«, sagte sie schließlich.
    Er blickte auf sie hinunter, verwirrt, verblüfft.
    »Du hättest dir jeden aussuchen können bei der Party. Jeden.«
    »Fast jeden«, sagte sie.
    Als er schlief, schlüpfte sie aus dem Bett. Es schneite noch immer. Sie hörte den Einschlag von Geschossen und das Wimmern verwundeter Büffel. Sie hörte Schwerter auf Schilden klirren. Sie hörte Lamas singen: Om. Om. Om. In dieser Nacht kein Schlaf für sie, keiner. Die Uhr tickte wie eine Bombe. Das Jahrhundert strömte unbarmherzig seinem Ende zu. Sie suchte ihr Gesicht im Badezimmerspiegel nach Falten ab. Glatt, glatt, alles glatt im blauen Neonlicht. Ihre Augen wirkten blutunterlaufen. Ihre Brustwarzen waren noch hart. Sie nahm einen kleinen Alabasterkrug aus einem der Wandschränke, und drei schmale rote Kapseln fielen heraus, auf ihre Hand. Alles Gute zum Geburtstag, liebe Nikki, happy birthday to you. Sie schluckte alle drei. Ging zurück ins Bett. Wartete, lauschte dem Klatschen von Schnee auf Glas, wartete darauf, daß die Visionen kamen und sie forttrugen.

Der Tunnel meiner Träume
    Der Blick seiner fernen grauen Augen war gehetzt, entsetzt, besiegt, als er vom Projektorium hereingerannt kam. Seine Schultern hingen schlaff herab; ich hatte nie zuvor bei ihm erlebt, daß er sich der Verzweiflung ergeben hätte, aber jetzt erschreckte mich die Vollständigkeit seiner Kapitulation. Mit zitternder Hand hielt er mir einen schmalen, gelben Datenstreifen hin, mit den geheimen Symbolen kosmischer Computerberechnung in Rot bedeckt.
    »Zwecklos«, murmelte er. »Es hat einfach keinen Zweck mehr, sich noch länger dagegen wehren zu wollen!«
    »Sie meinen –«
    »Heute nacht«, sagte er heiser, »tritt das Universum unwiderruflich in den Schatten des Nullpunkts ein!«
    An dem Tag, als Armstrong und Aldrin auf die Oberfläche des Mondes traten – es war Sonntag, der 20. Juli 1969, erinnern Sie sich? – blieb ich zu Hause, weil ich mir das Ganze im Fernsehen ansehen wollte. Aber zufällig lernte ich am Abend zuvor bei Leons und Helens Party eine interessante Frau kennen, und sie ging mit in meine Wohnung. Ihr Name ist mir entfallen, wenn ich ihn überhaupt je gewußt habe, aber ich erinnere mich, wie sie aussah: langes, weiches, goldenes Haar, herzförmiges Gesicht mit auffallenden, geröteten Wangen, sanfte graublaue Augen, große Brüste, schlanke Beine. Ich weiß auch nicht, wie sie durch mein Apartment ging und die vollgestopften Regale mit alten Taschenbüchern und Magazinen studierte.
    »Du bist ein echter Science-fiction-Anhänger, nicht?« fragte sie schließlich. Und lachte und sagte: »Dann muß das ja wohl dein großes Wochenende sein! Ho, der Mond!« Aber für sie war das alles ein großer Witz, daß da oben Menschen herumhüpften, wenn es auf der Erde noch so viel zu tun gab. Wir duschten uns, und ich machte Essen, und wir ließen uns vor dem Gerät nieder, um darauf zu warten, daß die Männer ihre Landefähre verließen, und – ganz einfach, ohne ein Gefühl für den Übergang – fingen wir an, uns zu lieben, und es ging weiter und weiter, eine dieser unmöglichen, unpersönlichen, mechanischen Bumsereien, bei denen sich Körper an Körper für Jahrhunderte reibt, kein Gefühl, keine Erregung, und während ich rhythmisch auf ihr hin- und herzuckte, unfähig, entweder zum Höhepunkt zu kommen oder aufzuhören, hörte ich den Kommentator Walter Cronkite
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