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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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Traum, so einen Vertrag bei einem großen Boxstall zu bekommen. Leider hat er sich nicht erfüllt, und ich wurde Selfmade-Weltmeisterin. Jetzt, da ich diesen Traum leben könnte, erscheint er mir allerdings falsch. Die Geschichte, die mir den Vertrag bringen würde, hat den Vertrag überflüssig gemacht.
    Ich denke, dass ich noch ein paar Jahre boxen werde, ein paar gute Kämpfe bestreiten werde – und bei diesen möchte ich mir von niemandem dreinreden lassen. Würde ich bei einem Boxstall unterschreiben, wäre es wieder wie früher. Ich hätte nichts zu melden und bekäme alles vorgeschrieben wie von meinem Vater. Das kommt nicht in Frage. Keiner wird mir mehr sagen, welche Boxstiefel ich zu tragen habe oder welchen Rock.
    So mache ich jetzt auch wieder alles selbst wie früher. Ich bin mein eigener Boxstall, das bin ich mir schuldig. Ich mache nur das, wozu ich voll und ganz stehe. Auch deshalb heißt mein Boxstall Rola Boxing: Es geht um Rola. Ich entscheide allein, wie, wo und was ich mache, und niemand anderer, auch niemand im Hintergrund. Denn so gut es viele Menschen in der Vergangenheit mit mir und meiner Karriere gemeint haben, so vergaßen sie doch oft genug, mich zu fragen, ob ich überhaupt gut fand, was da entschieden wurde. Jetzt bin ich die Einzige, die entscheidet. Das ist zwar mehr Arbeit, aber ich liebe diese Arbeit.
    Ich habe eine neue Managerin engagiert, die mir vieles abnimmt. Auch das musste ich lernen – delegieren. Früher hatte ich nichts zu delegieren, jetzt muss ich es tun, um mich auf den Sport konzentrieren zu können. Aber auch sie trifft nicht die Entscheidungen für mich.
    Meine Trainer sind wieder Jürgen Grabosch und Thomas Wiedemann. Für Tommy war die Zeit nach dem Attentat besonders schwierig. Mit meinem Vater war er über 20 Jahre lang befreundet gewesen und hatte anfangs auch noch Kontakt zu ihm. Das empfand ich als extremen Vertrauensbruch, daher konnte ich eine Zeit lang nicht mit ihm arbeiten. Es war eine der vielen menschlichen Enttäuschungen, die ich erlebt habe. Aber Tommy und ich haben uns wieder angenähert, auch er brauchte Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten.
    Vor den ersten Trainingseinheiten hatte ich richtiggehend Angst. Ich war natürlich nicht besonders fit, weil ich ein Jahr lang nicht ernsthaft trainiert hatte. Außerdem machte ich mir Sorgen, wie mein neues Körpergefühl sich dem Training anpassen würde. Bedingt durch die Verletzungen, musste ich nun lernen, anders auf meinen Körper zu hören, mehr auf seine Warnsignale zu achten. Ich kann jetzt nicht mehr sagen: »Nur die Harten kommen in den Garten«, sondern muss achtsamer mit mir umgehen. Trotzdem musste ich mich schon in den ersten ernsthaften Vorbereitungstrainings richtig anstrengen und an meine Grenzen gehen, sonst hätte das Training keinen Sinn gemacht. Ich wollte über meine Grenzen hinaus, daher musste ich angreifen. Und doch hatte ich ein wenig Angst davor, über meine Grenzen hinauszugehen. Aber ich hatte mich entschieden, wieder zu boxen, und die Konsequenz war, dass ich auch diese Angst überwinden musste. Ich sagte mir: »Wenn ich mit meinem Kopf entschieden habe, dass ich wieder in den Ring steige, dann wird das mein Körper schon mitmachen.«
    Es war ja auch nicht so, dass ich nach der Reha überhaupt nicht trainiert hätte. Kaum war ich aus dem Rollstuhl heraus, stand ich schon wieder auf dem Laufband. Leider musste ich immer wieder wochenlange Zwangspausen einlegen. Mir ging es immer wieder sehr schlecht, körperlich und auch psychisch. Manchmal waren die Schmerzen einfach zu groß. Da mir das Laufen als Ausdauertraining mit meinen Verletzungen sehr schwerfiel, stieg ich auf Schwimmen um. Das ist genauso gut für die Grundkondition. Im Sommer 2012 fand ich dann in meinen Rhythmus zurück und trainierte sechs bis sieben Einheiten pro Woche. Im Oktober steigerte ich mich auf zehn bis zwölf Einheiten, denn da begann die intensive Vorbereitung auf meinen Comeback-Kampf.
    Einheiten bedeutet nicht Stunden, eine Einheit kann 40 Minuten lang sein oder zwei Stunden, je nachdem, was man trainiert. Inzwischen laufe ich auch wieder, schwimme aber immer noch sehr viel. Da besteht eine Einheit aus 50 Bahnen. Boxspezifische Trainingseinheiten zielen auf eine bessere Schnellkraft, das bedeutet viele Spurts und Intervalle – auf dem Laufband stelle ich diese mit der Uhr ein; alle zwei Minuten ein anderes Tempo. Beim Schwimmen wechsle ich Lagen und Tempo. Dazu kommen Krafttraining und
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