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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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vom Sport. Lucia ist Deutsch-Italienerin und hat schon eine erfolgreiche Karriere hinter sich.
    Die Resonanz auf die Ankündigung des Kampfes war überwältigend. Nicht nur deutsche Medien, auch die internationale Presse berichtete. Die Meldung lief über alle wichtigen Nachrichtenagenturen. Sie erschien in Skandinavien und Spanien, den Niederlanden und Großbritannien, Frankreich und dem Libanon, sogar den USA und Thailand. Jetzt nämlich war ich Rola, die Boxerin mit einer Geschichte, denn jeder schrieb, dass ich, die von ihrem Vater angeschossene Kämpferin, wieder in den Ring steigen würde. »Rola El-Halabi gibt ihr Comeback nach Anschlag«, schrieb die Berliner Morgenpost , »Niedergeschossene Boxerin El-Halabi: Rückkehr in den Ring«, stand bei Spiegel.de. »Ich habe in meinem ganzen Leben gelernt zu kämpfen, egal, wie oft du am Boden bist, du musst immer einmal mehr aufstehen – und dieses Mal erst recht«, sagte ich auf der Pressekonferenz, und viele schrieben es.
    Was niemand schrieb, weil es bisher niemand wusste: Lucia, meine Gegnerin für den Comeback-Kampf, ist genau die Boxerin, die mein Vater Anfang 2011 unter Vertrag genommen hatte. Lucia boxte um den Gürtel des Verbandes WIBF, und mein Vater hängte ihr diesen Gürtel, meine persönliche Siegtrophäe, für alle sichtbar um. Jetzt stand der Kampf um den anderen WM-Gürtel an.
    Nach wie vor bin ich nicht wütend auf Lucia, dass sie um meinen vakanten Gürtel geboxt hat. Ich war nur damals etwas enttäuscht, dass sie mich nie darauf angesprochen hatte und ich dann im Internet Fotos mit ihr und der Trophäe sah. Inzwischen haben wir uns ausgesprochen, und Lucia erzählte mir ihre Version der Geschichte. Mein Vater war auf sie zugekommen und hatte ihr gesagt, dass sie um den Gürtel boxen solle, damit der WM-Titel in Deutschland bleiben könne. Er wollte nicht, dass der Titel in die USA geht, sonst hätten wir viele Jahre lang keine Chance gehabt, den Titel zurückzuholen. So dachte mein Vater. Eigentlich hatte er es aus Liebe zu mir getan, aber ich hatte es als Demütigung empfunden. So wird mein Comeback-Kampf auch eine kleine Revanche gegen diese Aktion, aber natürlich auf sportliche Art und Weise. Wer Weltmeisterin ist, das muss im Ring entschieden werden und nirgendwo sonst. Das ist sportlich, alles andere nicht.
    Die alten Deals meines Vaters interessieren mich nicht mehr, ob sie gut gemeint waren oder böse. El-Halabi Boxing, wie wir uns früher als Boxfirma genannt haben, gibt es nicht mehr. Jetzt gibt es Rola Boxing, meinen eigenen Boxstall. Rola Boxing ist freundlicher und femininer als meine frühere Selbstpräsentation. Mein neues Logo ist ein fliegender Phönix, jener Vogel, der verbrennt und aus seiner eigenen Asche aufersteht. Ich weiß, wie das ist. Meine Botschaft ist heute auch nicht mehr, dass ich besonders hart bin und mich in einer Männerdomäne durchboxe. Meine Botschaft lautet jetzt: Frauenboxen ist ein außergewöhnlicher Sport, und ich bin eine außergewöhnliche Boxerin.
    Schon allein das Echo auf meine Pressekonferenz hat mir gezeigt, dass das öffentliche Interesse an mir viel breiter ist als früher. Bei meinen ersten Kämpfen fühlten sich nur Sportbegeisterte angesprochen, echte Boxfans. Jetzt interessieren sich auch Kinder für mich, ältere Frauen, Jugendliche, junge Mütter – daher muss ich mein Auftreten entsprechend anpassen und muss auch meine Veranstaltungen und Kämpfe so gestalten, dass sie ein breites Publikum begeistern. Akrobaten, Rapper, Breakdancer und Balletttänzer an einem Box-Abend, die alle eine richtig gute Show abliefern, fast schon wie ein kleines Musical, so stelle ich mir meine Kämpfe in Zukunft vor. Es muss an so einem Abend für jeden etwas dabei sein.
    Meine Geschichte hätte mir nun auch Verträge mit renommierten Boxställen gebracht. Die Angebote gab es. Aber ich lehnte sie alle ab. Denn warum sollte ich meine Geschichte jetzt jemandem schenken, der früher nicht an mich geglaubt hat? Denjenigen, die mir die Türen vor der Nase zugeschlagen haben, weil ich zwar weltmeisterlich boxte, aber keine Geschichte hatte? Ich möchte nicht, dass diese Boxställe jetzt Geld mit mir verdienen. Es ist meine Geschichte, mein Leiden, meine Lebenserfahrung, und die steht nicht zum Verkauf. Diese Entscheidung zu treffen fiel mir nicht schwer. Wäre ich erst am Anfang meiner Karriere gewesen, womöglich hätte ich anders entschieden und einen mehrjährigen Vertrag ausgehandelt. Es war ja immer mein
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