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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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schwang ein Beil und zielte auf Steels Beine, doch Steel konnte dem Schlag ausweichen und hieb mit dem Degen auf den Kopf des Gegners ein. Der Schädel zerfiel in zwei Hälften wie eine gespaltene Melone.
    Vorsichtig abwartend näherte sich ihm ein französischer Offizier. Er mochte ungefähr so groß wie Steel sein und hatte die fein ziselierten Züge eines Aristokraten. Einen Moment lang glaubte Steel, der Offizier sei im Begriff, ihn zum Zweikampf herauszufordern. Doch dann sah der Mann Steels langen Degen und hielt inne. Rasch nickte er, führte die schmale Klinge seines Degens in einer fließenden Bewegung erst vors Gesicht und richtete die Spitze dann seitlich in einem Halbbogen auf den Boden. Nach einer angedeuteten Verbeugung wich er zurück. Gleichzeitig, den durchdringenden Blick nach wie vor auf Steel geheftet, rief er seinen Männern zu, sich zurückzuziehen. Augenblicke später waren die Verteidigungsanlagen unbemannt.
    Steel blickte von rechts nach links und sah in den Rauchschwaden nichts als weiß uniformierte Körper am Boden. Einen der Gefallenen drehte er mit dem Fuß um: Der Kragen und die Manschetten waren weiß, die Taschen nach oben geschnitten. Steel kramte in seinem Gedächtnis. Drei Regimenter kamen infrage: d’Espagny, Bandeville oder Nettancourt. Allesamt bewährte Regimenter der Linieninfanterie. Was hatten die hier zu suchen? Man hatte Steel gesagt, die Stellung sei von unerfahrenen Bayern besetzt.
    Steel schaute sich im Kreis seiner Männer um. Einige Briten lagen im Dreck. Drei hatten mit Sicherheit ihr Leben verloren. Einer hockte am Boden und hielt sich eine blutende Bauchwunde, ein anderer hatte ein Auge eingebüßt. Aber das Wichtigste war, dass sie Gott sei Dank niemanden mehr vor sich hatten, jedenfalls soweit Steel es beurteilen konnte. Er betete, dass Pearson es bis zu Marlborough geschafft hatte. Die Verstärkung wäre in Kürze bei ihnen.
    Er wandte sich an Slaughter. »Die Männer sollen sich formieren, Sergeant. Und lasst die Verwundeten versorgen. Wir werden diese Stellung halten, bis Verstärkung kommt.«
    Dann tauchte Hansam auf, bedeckt von Ruß und Schlamm. Die Tresse hatte sich an der Uniformjacke gelöst. »Bei Gott, Jack, das war hart. Ein kluger Einfall von dir. Aber was jetzt?«
    »Ein Läufer ist unterwegs und holt Verstärkung. Wir können nicht mehr tun, als abzuwarten.«
    Beide schauten hinüber zum linken Flügel im Zentrum der Schlacht. Durch die wabernden Rauchschwaden hindurch erhaschten sie einen Blick auf das Kampfgeschehen. Die Männer waren in den Nahkampf übergegangen und schlugen mit den Kolben der Musketen aufeinander ein. Als die Sicht immer klarer wurde, entdeckten sie ein Kontingent rot uniformierter Infanteristen, die offenbar in Steels Richtung kamen. Hansam ergriff das Wort.
    »Ich will doch hoffen, dass wir nicht zu lange warten müssen.«
    Steel sah, was er meinte.
    »O Gott, Dragoner.« Er wirbelte herum. »Sergeant Slaughter.«
    Denn auch die Franzosen hatten erkannt, dass die britischen Verbände an der offenen Flanke verwundbar waren, und jetzt marschierten mehrere Einheiten ihrer ebenfalls rot uniformierten Dragoner – zwar ohne Pferde, aber deswegen nicht weniger tödlich – ruhig und zielstrebig in Steels Richtung, um den Sporn zurückzuerobern. Aber noch waren sie nicht da.
    Steel brüllte Befehle: »Grenadiere! In Reihen Aufstellung nehmen!«
    Rasch und geübt stellten Steels Männer sich drei Glieder tief auf. Auch Hansam brachte seinen Zug in geordnete Reihen. Während die Männer sich formierten, schob Steel den Degen zurück in die Scheide und griff zu seiner Muskete. Er stellte sich rechts von der Einheit auf und rief einen weiteren Befehl.
    »Fertig machen!«
    Die in zweiter Reihe stehenden Grenadiere jedes Zuges spannten ihre Musketen, während sich die Männer in der vordersten Reihe hinknieten und den Kolben ihrer Waffen auf dem Boden abstellten. Dabei gab jeder Acht, die Finger am Hahn und am Abzug zu lassen. Einem der Männer, einem jungen Rekruten, glitt die Waffe aus der Hand; verlegen hob er sie wieder auf. Sergeant Slaughter schnaubte.
    Die letzte Reihe formierte sich hinter der zweiten, und die Männer stellten ihre Füße, wie es Vorschrift war, ganz dicht hinter die Füße ihrer Vordermänner. Steel schätzte die Entfernung zu den Dragonern und rief: »Anlegen!«
    In einer fließenden Bewegung nahmen achtzig Mann die Daumen vom Hahn der Musketen und machten mit dem rechten Fuß einen Halbschritt zurück, wobei
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