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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies
Autoren: Ernst Solèr
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Vornamen, meine ich.«
    »Du darfst mich Gret nennen«, hörte sie sich sagen. »Und du?«
    »Ich heiße Felix.«
    »Dir gehören diese Kinos?«
    »Schön wär’s!«, prustete er. »Wir sind mehrere. Ich fungiere als eine Art Betriebsleiter.«
    »Immerhin«, meinte Gret. »Werdet ihr weitermachen mit den Filmnachmittagen?«
    »Wir diskutieren das im Moment gerade heftig. Mir reicht es ehrlich gesagt ziemlich. Aber ich will und kann das nicht allein entscheiden.«
    Gret trank ihren Latte macchiato leer und Felix zündete sich eine Parisienne Mild an. Er sah ziemlich gut aus mit seinen schwarzen Locken und den dunklen Augen hinter der Brille. Zudem war er schlank und schien zumindest gelegentlich ins Fitnesstraining zu gehen.
    »Gehen wir zusammen Mittagessen?«, fragte er sie plötzlich.
    Gret blickte auf ihre Swatch und zögerte.
    »An der Heinrichstrasse gibt’s einen ganz erträglichen Tamilen«, ließ der Mann nicht locker.
    Gret gab schließlich nach. Eine warme Mahlzeit konnte ihr nicht schaden, und außerdem ergab sich dadurch vielleicht sogar die Möglichkeit, gleichzeitig weitere Informationen zu sammeln.
    Felix entfernte sich kurz, um seinen Mantel zu holen, und sie studierte erneut die Filmplakate an den Wänden. Sie liebte es, ins Kino zu gehen, aber sie ging ungern allein. Sie nahm sich vor, Zoé demnächst einmal darauf anzusprechen. Oder Michael Neidhart.
    Als Felix wenig später in einem alten, aber schicken grauschwarzen Mantel zurückkam, marschierten sie los. Im Zickzack durch Luisenstrasse, Josefstrasse, Gasometerstrasse und dann links in die Heinrichstrasse Richtung Westen. Zwei große Tafeln, die goldbehangene Grazien in dünnen Saris zeigten, signalisierten den Eingang zu dem Lokal, das einer Leuchtreklame über der Tür nach Sivas hieß.
    Im Innern des Gebäudes trällerte ein Fernseher kitschige Lieder, Plastikblumen und anderer Tand unterstützten die fremdländische Atmosphäre, ein großformatiges Plakat an der Wand zeigte den Strand vor einem Luxushotel. Gret dachte kurz an Staub und hoffte, dass er seine Ferien genoss und sich nicht mit seiner Frau stritt.
    Ein eilfertiger Kellner führte sie an einen Tisch ganz in der Ecke, rückte die Stühle zurecht und strich das weiße Papiertischtuch zwischen den türkisfarbenen Tischsets glatt. An der Wand prangte eine Kuckucksuhr, deren Pendel rastlos hin- und herschwang. Gret bestellte ein Masala Dosai, eine Art Pfannkuchen aus Linsen- und Reismehl, gefüllt mit einem Brei aus Erbsen, Kartoffeln, Zwiebeln und verschiedenen Gewürzen. Felix entschied sich für das Jaffna Sea, ein Fischcurry mit verschiedenen Gemüsesorten, Reis und einem Stück frittiertem Schwertfisch. Dazu orderten sie eine Kanne Tee.
    »Der Besitzer«, deutete Felix auf einen vorbeihastenden Mann. »Sag ihm ja nicht, dass es meine Idee war, hierherzukommen!«
    »Du magst die Polizei nicht, oder?«, fragte Gret ihn.
    »Ganz so simpel ist es nicht«, antwortete er. »Natürlich, ich war eher wild in meiner Jugend und der Anblick eines Polizeiautos löste bei mir reflexartig Angst aus, selbst wenn ich gerade weder mit Hasch durch die Gegend fuhr noch mit einem frisierten Mofa. Aber klar, heute kann es vorkommen, dass ich froh bin, wenn ich einen Streifenwagen sehe. Oder eine nette Polizistin.«
    »Hört, hört«, kommentierte sie und er lachte.
    »Wie bist du denn zur Polizei gekommen?«
    »Ich wollte es immer.«
    »Es muss doch einen tieferen Grund geben«, beharrte Felix auf einer Antwort.
    Gret zögerte.
    »Es gab schon ein auslösendes Moment«, meinte sie dann.
    »Aber das verrätst du mir nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Vielleicht ein andermal?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah, wie der Kellner die üppig gefüllten Teller herantrug. Das Gericht schmeckte ihr ausgezeichnet. Felix erzählte ihr beim Essen einiges über das Kinogeschäft, die Probleme mit Verleihern und Behörden. Er wirkte intelligent, wach und zeitweise sehr sarkastisch. Alles in allem äußerst sympathisch.
    Der Restaurantchef kam sogar persönlich an ihren Tisch und fragte nach, wie es schmeckte. Er schien Felix gut zu kennen.
    »Wie immer hervorragend«, meinte der jedenfalls und Gret pflichtete ihm bei.
    Der Chef schüttelte wohlgefällig seinen Kopf, Zeichen der Zustimmung bei den Tamilen, wie sie in den vergangenen Tagen gelernt hatte.
    »Kam der auch zu den Filmnachmittagen?«, erkundigte sich Gret, als der Mann sich wieder entfernt hatte.
    »Er machte einen Teil des Caterings.«
    »Ich muss nachher
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