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Titel: starten durch
Autoren: Dagmar H. Mueller
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selbstbewusster – mein im neuen Eierschalenchic toupiertes Haar zurück, schmiere die Matsche, die ich danach an den Händen kleben habe, an meinem Minirock wieder ab und lächele den Mann gewinnend an. Nie die Haltung verlieren!
    Der Kerl guckt noch bewundernder. Beinahe sehnsüchtig.
    »Sagen Sie«, fängt er plötzlich an, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, »hätten Sie vielleicht Lust, mit Ihrer Mission in eine unserer anderen Talkshows zu gehen? Wir brauchen Leute wie Sie! Leute, die Einsatz und Mut zeigen. Ich … ich …« Er schluckt. »Ich könnte Sie mir wirklich sehr gut vor einer Kamera vorstellen!«
    Ich lächele bescheiden und geschmeichelt. Meine Spezial-Kombination (lange trainiert!).
    Oh, ich könnte mich mir auch SEHR gut vor einer Kamera vorstellen! Vor allem ohne Eierschalen.
    Livi, die neben uns steht, hustet wie ein Walross, das Salzwasser in die Lungen gekriegt hat. Die kleine Öko-Streberin wird mir doch jetzt nicht dazwischenfunken? Bloß weil sie eventuell ein klein wenig mehr über diese komischen notleidenden Federviecher weiß als ich?
    Der nette, junge Mann guckt etwas irritiert.
    »Sie – äh – ich meine, du bist natürlich auch herzlich eingeladen!«, beeilt er sich, zu Livi zu sagen.
    Aber Livi lächelt nur freundlich. »Ach, lassen Sie mal! Ich glaube, Talkshows sind nichts für mich. Aber sie sind bestimmt genau das Richtige für meine große Schwester hier. Und ich bin sicher, dass keine unsere Sache besser vertreten könnte als sie. Vielen Dank für Ihr Angebot. Die
Hühner brauchen jede Aufmerksamkeit, die sie kriegen können!«
    »Das – ähm – hm, das meine ich aber unbedingt auch!«, versichert der Typ und wendet sich glücklich wieder mir zu. »Darf ich mir dann Ihren Namen und Ihre Telefonnummer notieren?« (Anscheinend denkt er, ich bin viel älter als fünfzehn.)
    »Tessa-Tiara Martini«, flöte ich souverän, »und meine Nummer ist…«
    Ich bin sicher, es hätten sich in den nächsten Minuten noch mehr fantastische Möglichkeiten für unsere gemeinsame Hühnerschutzaktion ergeben, wenn nicht Javi wieder sein südländisches Temperament herausgekehrt hätte. Ach jeeee! Der Süße! Aber könnte er sich nicht wenigstens ab und zu mal ein wenig zurückhalten? Schließlich geht es doch nur um meine Karriere!
    Der junge Mann jedenfalls verschwindet eilig. Allerdings nicht ohne sich sorgfältig meine Nummer in die Hosentasche gesteckt zu haben. Grins! Da kann auch Javier nichts mehr dran ändern.
    »So, nun aber Achtung!«, ruft Walter Walbohm plötzlich. »Ich glaube, jetzt kommt gleich die Werbepause und dann huschen wir gaaanz leise und unauffällig rein, ja? Wir wollen doch Iris keinen Ärger machen!«

Kenny
    Luft anhalten und bis zehn zählen!, sagt Mama, wenn ich so wütend auf Malea bin, weil sie mir all meine Schokolade geklaut hat, dass ich ihr am liebsten die Haare ausrupfen würde. Und Mama sagt auch: Stell dir vor, dass deine Lehrerin ein dickes Loch in ihrem Strumpf im Schuh hat!, wenn ich manchmal vor der Klasse ein Gedicht aufsagen muss, aber so aufgeregt bin, dass ich das Gedicht gar nicht mehr richtig erinnern kann, obwohl ich es total gut gelernt hatte. Und – echt, hihi – das mit dem Loch im Strumpf klappt immer! Ich muss sofort lachen, wenn ich mir unsere Lehrerin mit wackelndem Zeh, der aus dem Loch rausragt, vorstelle. Und wenn ich lache, fällt mir plötzlich auch das Gedicht wieder ein. So einfach ist das! Ich frage mich, ob Mama für sich selbst auch so gute Ideen hat?

    D ie komisch goldbraun gebratene Sibylle Hahn begrüßt die Kamera, als wäre sie mit ihr befreundet. Uns begrüßt sie überhaupt nicht. Dabei sitzen hier doch mindestens zweihundert Leute direkt vor ihrer Nase.
    »Pssst!«, macht Rema hinter mir mahnend.
    Als ob ich was gesagt hätte! Mir genügt es völlig, Sinans Apfelkuchengeruch einzusaugen. Mhmmm, lecker!
    »… darf ich heute Abend einen ganz besonders interessanten
Gast willkommen heißen«, säuselt Sibylle Hahn jetzt in die Kamera, »eine der renommiertesten Autorinnen der Liebeswelt!« Sie macht eine kurze Pause, steht auf, fängt an, in die Hände zu klatschen, und sagt dann mit Strahlelächeln: »Bitte begrüßen Sie mit mir zusammen: Sandra Samson! «
    »Klatschen!«, wispert Rema hinter mir aufgeregt.
    Als ob ich blöd wäre! Das Publikum klatscht genauso artig wie Bentje, Sinan und ich.
    Und dann stolpert Mama auf die Bühne.
    Huch, wieso stolpert die denn? Sie geht doch sonst ganz normal? Ehrlich, ich
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