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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Autoren: Bernard Cornwell
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stieg in die warme Frühlingsluft auf. Der Zahnarzt weinte, ob wegen der Schande oder der Schmerzen, war unmöglich zu sagen, aber das kümmerte die Menge auch nicht. Die Leute wussten nur, dass ein Nordstaatler litt, und das gefiel ihnen.
    Pearce schöpfte eine weitere große Kelle Teer aus dem Fass. Die Menge forderte brüllend, dass sie über dem Opfer ausgegossen werden sollte. Die Knie des Zahnarztes gaben nach, und Starbuck erschauerte.
    «Du bist als Nächster dran, Junge.» Der Gerber war zu Starbuck gekommen. «Du bist der Nächste.» Unvermittelt holte er mit der Faust aus und rammte sie Starbuck in den Bauch, sodass mit einem Keuchlaut die Luft aus seinen Lungen entwich und er in seinen Fesseln nach vorn kippte. Der Gerber lachte. «Du wirst leiden, Yankee, du wirst richtig leiden.»
    Der Zahnarzt schrie erneut. Ein zweiter Mann war auf den Wagen gesprungen, um Pearce beim Auftragen des Teers zu helfen. Der neue Mann benutzte eine Schaufel mit kurzem Griff, um einen schimmernden Kloß Teer aus dem Fass zu schöpfen. «Lass noch was für Starbuck übrig!», rief der Gerber.
    «In dem Fass hier ist noch mehr als genug, Freunde!» Der neue Folterer schmierte die Schaufel voll Teer über den Rücken seines Opfers. Der Zahnarzt zuckte und brüllte, dann wurde er von den Knien hochgezogen und bekam noch mehr Teer über die Brust gegossen, sodass die zähe Flüssigkeit über seinen Bauch auf seine saubere weiße Unterhose tropfte. Rinnsale der widerwärtigen Masse liefen an den Seiten seines Kopfes herab, über sein Gesicht und über seinen Rücken und seine Oberschenkel. Sein aufgerissener Mund war verzerrt, als ob er weinte, doch er gab nun keinen Laut mehr von sich. Sein Anblick forderte zu noch mehr Lästereien heraus. Eine Frau krümmte sich vor Lachen.
    «Wo sind die Federn?», rief eine andere Frau.
    «Mach ein Hühnchen aus ihm, Sam!»
    Noch mehr Teer wurde aus dem Fass geschöpft, bis der gesamte Oberkörper des Zahnarztes mit der schimmernden schwarzen Substanz bedeckt war. Seine Geiselnehmer hatten ihn losgelassen, aber nun war er zu geschwächt für einen Fluchtversuch. Davon abgesehen stand er mit seinen bestrumpften Füßen in Teerpfützen, und alles, was er tun konnte, war, den ekelhaften Dreck davon abzuhalten, in seine Augen und den Mund zu fließen, während seine Folterer ihr Werk beendeten. Eine Frau füllte ihre Schürze mit Federn, stieg auf die Ladefläche des Wagens und ließ die Federn dann unter dem begeisterten Gebrüll der Menge auf den gedemütigten Zahnarzt niedersegeln. Da stand er nun, schwarz geteert, gefedert, dampfend, den Mund weit aufgerissen, ein Bild des Jammers, und um ihn herum johlte der Mob und schrie und brüllte. Ein paar Schwarze auf der anderen Straßenseite schüttelten sich vor Lachen, und sogar der Geistliche, der so kümmerlichen Protest eingelegt hatte, konnte bei dem absurden Spektakel kaum ein Lächeln unterdrücken. Sam Pearce, der Haupträdelsführer, streute eine letzte Handvoll Federn über den Zahnarzt, die auf dem gerinnenden, abkühlenden Teer kleben blieben, dann trat er einen Schritt zurück und präsentierte mit einer weit ausholenden Geste stolz sein Werk. Erneuter Jubel aus der Menge.
    «Mach, dass er gackert, Sam! Er soll wie eine Henne gackern!»
    Der Zahnarzt wurde so lange mit der Schaufel angestoßen, bis er die jämmerliche Imitation eines gackernden Huhns vollführte.
    «Lauter! Lauter!»
    Wieder wurde Doctor Burroughs gestoßen, und dieses Mal gelang es ihm, das klägliche Geräusch so laut herauszubringen, dass die Menge zufrieden war. Gelächter hallte von den Hauswänden wider und war bis zum Fluss hinunter zu hören, wo an den Kaianlagen dicht an dicht die Schleppkähne auf dem Wasser schaukelten.
    «Jetzt der Spion, Sam!»
    «Zeig’s ihm richtig!»
    «Wir wollen Starbucks Bastard sehen!»
    Männer packten Starbuck, lösten seine Fesseln und schleppten ihn eilig zu dem Wagen. Der Gerber half ihnen. Immer noch schlug und trat er den hilflosen Starbuck, spuckte ihn hasserfüllt an, verhöhnte ihn und genoss schon im Voraus die Erniedrigung von Elial Starbucks Balg. Pearce hatte dem Zahnarzt seinen Hut wieder auf den grotesk entstellten, geteerten und gefederten Kopf gedrückt. Der Zahnarzt zitterte und schluchzte leise vor sich hin.
    Starbuck wurde heftig gegen das Wagenrad geschleudert. Von oben griffen Hände nach ihm, packten ihn am Kragen und zogen. Männer schoben von unten, seine Knie schlugen an die Seitenwand des Wagens, dann lag
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