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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Autoren: Bernd Frenz
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Nerven — zu prüfen. Er konnte einfach nicht akzeptieren, dass seine Beute nur einen Schritt von ihm entfernt war und er sie trotzdem nicht zu fassen bekam.
    Als er endlich begriff, dass er ausgetrickst wurde, war er außer sich vor Zorn und stemmte sich wie wild gegen meinen halb in der Erde versunkenen ,Metallsafe`.
    Vor meinem Gesicht schaukelte im Halbdunkel der Kopf eines Stiers — das Firmenzeichen des Baggerherstellers, das in die Innenseite der Schaufel eingestanzt war.
    Ich lag zusammengekauert unter der schweren Schaufel, hielt eine Granate fest in der Hand und lauschte aufmerksam auf das, was draußen geschah. In einigen Minuten müsste hier noch ein Protagonist auftauchen.
    Chinese setzte sich sehr effektvoll in Szene. Zuerst hörte ich ihn triumphierend rufen: „Stehen bleiben!" Dann folgte ein angsterfüllter Schrei voller Verzweiflung.
    Der Idiot bog natürlich ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen um die Ecke. Warum auch? Er wusste ja, dass ich keine Waffe hatte. Und außerdem trat er laut PDA an der gegenüberliegenden Wand auf der Stelle, wie eine Ratte in der Falle.
    Kinder, kleine Kinder eben.
    Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass der Verfolger den Blutsauger mit mir verwechselte, denn das Monster und ich hatten ungefähr die gleiche Größe, und wir bewegten uns nie gleichzeitig.
    Und die PDA-Anzeige markierte nur das bewegte Objekt, ohne sein Erscheinungsbild wiederzugeben.
    Natürlich begriff Chinese jetzt, dass er nicht mich, sondern den Blutsauger vor sich hatte. Und dass er einen großen Fehler begangen hatte.
    Der Blutsauger ließ sofort von meiner Schaufel ab und lief gierig dem neuen Opfer entgegen, das sich zu weit vorgewagt hatte. Das lang anhaltende Geräusch einer Automatikwaffe ertönte. Es schien nicht enden zu wollen. Irgendwann verstummte es dann aber doch.
    Ich zog das Messer aus dem Scharnier, hob den schweren Deckel ein wenig an und spähte nach draußen. In etwa zwanzig Metern Entfernung zerquetschte der Blutsauger gerade den Hals von Chinese mit seinen riesigen Pranken. Dann schüttelte er ihn wie eine Bulldogge eine Papiertüte. Das blau angelaufene Gesicht von Chinese erstarrte in einem Ausdruck der Verwunderung. Er baumelte in der Luft als sei er ein Plastikfigürchen am Rückspiegel vor der Frontscheibe eines Autos. Seine Waffe lag zwei Schritte hinter ihm in einer dreckigen Pfütze.
    In das leise Rauschen des Regens drang plötzlich ein lautes und trockenes Knacken — als würde ein riesiger Hühnerknochen brechen.Mit einer Pranke hielt der Blutsauger Chinese fest, mit der anderen brach er ihm das Rückgrat.
    Übrigens war mein ehemaliger Verfolger gar nicht wirklich schlitzäugig, sondern ein gewöhnlicher blonder Typ aus Tschernowzow. Man verpasste ihm den Spitznamen Chinese, weil er oft ein Liedchen vor sich hin trällerte: „Meine Lieblingsstadt, der blaue Dunst Chinas ..."
    Ich setzte mich unter der Schaufel hin, hielt den Deckel mit meinem Rücken fest und entschärfte mit einem charakteristischen Geräusch die Granate. Im gleichen Moment stieß der Blutsauger den verstümmelten Körper von Chinese von sich und wandte sich mir zu.
    Zwar hatte ich bisher noch nie von einem Blutsauger mit telepathischen Fähigkeiten gehört, ich hätte aber schwören können, dass dieser mein Vorhaben erahnte.
    Wir starrten einander an, in meiner Hand hielt ich die entschärfte Granate, und über seine Pranken lief dunkelrotes menschliches Blut.
    Plötzlich stellten sich die Fühler des Blutsaugers auf, er stieß einen Schrei aus und schaukelte von einer Seite zur anderen, wie ein Stalker, der versuchte, Kugeln auszuweichen. Im Zickzack lief er auf mich zu.
    Offensichtlich war ihm diese Art von Waffe bereits bekannt, und so versuchte er mich daran zu hindern, die Granate zu benutzen.
    Ein wild gewordener Blutsauger, der mit aufgestellten Fühlern und gespreizten Armen direkt auf einen zu rannte, war ein grauenerregendes Bild.
    Aus den Augenwinkeln sah ich den weit über mir hängenden Bagger — eine schwere Maschine, wie ich nur hoffen konnte.
    Zum Überlegen blieb keine Zeit, und deshalb übernahmen auch diesmal meine Reflexe die Regie. Ich schleuderte die Granate nach oben. Sie landete dank der offenen Tür direkt im Führerhäuschen des Baggers.
    Im nächsten Moment warf ich mich zurück unter die Schaufel und stieß mir dabei höllisch den Kopf an. Dann schlug über mir auch schon der Deckel zu.
    Allerdings war der Blutsauger schneller. Ich hatte die Klinge noch nicht
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