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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
Autoren: Bernd Frenz
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einzige deutsche Gefangene war. „Ihr Bibliotheksdienst fällt heute aus. Sie bekommen Besuch! Also ab unter die Dusche!"
    Krol hatte vier Jahre lang in einer Bielefelder Großschlachterei als Entbeiner gearbeitet, daher seine guten Sprachkenntnisse. Leider führte er sich immer noch so auf, als würde er mit toten Schweinen hantieren. Außerdem schien er David persönlich dafür verantwortlich zu machen, das er seinerzeit für karge drei Euro fünfzig die Stunde hatte schuften müssen.
    „Nur noch fünf Minuten", antwortete David auf Russisch, denn er beherrschte die Sprache längst perfekt. „Danach bin ich mit dem ersten Set durch."
    „Ich hör wohl nicht richtig?" Krol wirbelte mit dem Schlagstock und ließ ihn drohend in die offene Handfläche klatschen. „Wenn ich eine Anweisung gebe, ist sie sofort auszuführen. Also, sofort auf mit Ihnen!"
    David ließ die Langhantel in die Ablage sinken und schielte verstohlen in die Höhe. Die Turmwache hatte das Gewehr auf dem Geländer abgelegt und verfolgte jede seiner Bewegungen. Eins stand fest. Der Kerl lungerte nicht zufällig da herum, sondern war vorab informiert worden. Doch wozu der ganze Aufwand?
    „Nur die Ruhe", lenkte David ein. Nachdem er sich das Gesicht abgetrocknet hatte, erhob er sich und trat auf den nervös mit den Fußspitzen wippenden Krol zu. „Wir können sofort los, bin kaum ins Schwitzen gekommen."
    Dieser Vorschlag war ein Fehler, das merkte er sofort. Von einem wütenden Funkeln in Krols Pupillen gewarnt, zog David die Bauchmuskeln an. Eine Sekunde später zuckte ihm auch schon der Schlagstock entgegen. Es war nur ein rascher, wie hingetupft wirkender Stoß, der von der angespannten Bauchdecke zurückfederte, statt tief einzudringen. Trotzdem tat er höllisch weh.
    Einen unvorbereiteten Gefangenen hätte der Treffer wie ein Taschenmesser zusammenklappen lassen.
    David ließ sich keine Spur von Schmerz anmerken, doch der Aufseher wusste natürlich, was er mit dem Knüppel anrichten konnte. Die Spitzen seines sichelförmigen herabhängenden Oberlippenbartes zitterten, als er seine Zähne zu einem Grinsen fletschte.
    „Vorsicht, Rothe", warnte er. „Hier bestimmt nur einer, was getan wird. Und das bin ich. Du marschierst jetzt schnurstracks zu den Duschen und machst dich schön fein für deinen Freund, den Major. Und komm bloß nicht auf die Idee, dich bei ihm über die Behandlung in unserem Luxushotel zu beklagen. Dann gibt es eine Abreibung, die sich gewaschen hat, und du wanderst obendrein fünf Wochen ins Loch. Danach erkennt dich nicht mal mehr deine eigene Mutter wieder."
    Krol wusste natürlich, dass Davids Mutter in der Zone um Tschernobyl verschollen war. Und genau deshalb spielte er auf sie an.
    Der Gefangene fiel nicht auf die Provokation herein, sondern achtete vielmehr auf das warnende Vibrieren unter seiner Schädeldecke. Krol trieb ein falsches Spiel. Die Frage war nur, welches?
    „Wir müssen vorher in meine Zelle", erklärte David ruhig. „Ohne Seife und Badetuch ist nicht gut duschen."
    Krols Augenbrauen zogen sich über der Nasenwurzel zusammen. Wut beherrschte sein Gesicht. Wut, gemischt mit einem Schuss Unsicherheit, die er nicht gänzlich aus den Zügen verdrängen konnte, obwohl er sichtlich darum bemüht war. Dem Kerl glitt sein Vorhaben langsam aus den Händen, soviel stand fest. Und er reagierte darauf mit dem einzigen Mittel, das er kannte. Mit der Androhung roher Gewalt.
    „Du führst sofort aus, was ich dir sage", schnarrte er, „sonst..."
    „Was sonst?" David beugte sich ruckartig vor, sodass er mit seiner Nasenspitze beinahe die des Aufsehers berührte. „Schlägst du mir sonst die Fresse zu Brei, damit mein Freund, der Major, gleich auf den ersten Blick sieht, was für Zustände hier herrschen? Na, dann leg mal los!"
    Bevor die Turmwache nervös am Abzug spielen konnte, trat David wieder zurück, um den Abstand zwischen ihnen sichtbar zu vergrößern. Krol erbleichte bei seinen Worten und begann zu zittern. Sekundenlang wusste er nicht recht, was er erwidern sollte, aber das machte ihn nur umso gefährlicher.
    Widerstreitende Gefühle spiegelten sich auf Krols Zügen, bis er sich zu einer Entscheidung durchrang.
    „Sobald dein Besuch verschwunden ist, bist du fällig", drohte er mit hochrotem Kopf und befahl dann, bereits ein wenig gefasster: „Ab in Ihre Zelle, Gefangener Rothe! Und zwar im Laufschritt!"
    Obwohl David der Aufforderung umgehend Folge leistete, rammte ihm Krol den Schlagstock von
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