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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
Autoren: Bernd Frenz
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verwirbeln, bis die umherjagenden Flammen zu exakten Bahnen kanalisierten, die denen eines Atommodells glichen.
    Innerhalb der rotierenden Flammenringe wuchs ETWAS heran. Zuerst nur undeutlich, dann immer klarer. Wenige Sekunden später verblassten die Umlaufbahnen. Zurück blieben sieben mit
    roten Schlieren durchwirkte Tropfen, überzogen von schwarzen Rohrschachmustern. Ein flüchtiger Betrachter mochte die Gegenstände für tote Käfer halten, doch wer genau hinsah, erkannte, dass es Kristalle waren, die von innen heraus glühten.
    Keiner der Männer zeigte sich irgendwie überrascht. Gleichmütig fischten sie die schwebenden Kristalle aus der Luft und steckten sie in kleine, mit Schraubverschlüssen versehene Phiolen, die an ihren Gürteln hingen. Sobald sie alles sicher verstaut hatten, begann der Monolith so stark zu leuchten, dass sein blauer Schein das offene Stahltor erreichte.
    Die Männer verstanden das Signal. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließen sie das Gewölbe. Mit traumwandlerischer Sicherheit durchschritten sie einige schwach beleuchtete Gänge und gelangten ins Freie. Draußen wurden sie von weiteren Gezeichneten erwartet, die sich bereits in sieben Gruppen zu sechs Mann aufgeteilt hatten. Nur wenige hundert Meter vom Sarkophag entfernt, vereinigten sich die Kristallträger mit ihren Gruppen, danach machten sich alle auf den Weg.
    Sieben mal sieben Männer, allesamt durch eine identische Tätowierung am linken Unterarm gezeichnet. Sie waren S.T.A.L.K.E.R., treue Jünger des blauen Monolithen. Gläubige und Agenten zugleich. Und jederzeit bereit, das Wohl des Kollektivs über das eigene Leben zu stellen.

IN DER ZONE, DREI MONATE SPÄTER
    Knapp unterhalb der Hügelkuppe begann es. Ilja Popow hatte damit gerechnet, trotzdem schrak er zusammen, als ihm der kalte Schauer über den Rücken rieselte. Innerhalb von Sekunden breitete sich das eisige Gefühl über die Schultern hinweg bis zu den Schläfen aus, danach erfasste es die Arme. Die Kälte kroch ihm bis ins Mark, er fror erbärmlich. Äußerlich gab er sich zwar gelassen, doch wer genau hinsah, konnte erkennen, dass sein Sturmgewehr in den Händen zu zittern begann.
    Popow verstand selbst nicht, warum sein Körper so heftig reagierte. Bei überraschend auftretender Gefahr, sei es bei einem Hinterhalt oder im heftigsten Kugelhagel, blieb er stets die Ruhe in Person. Doch sobald er auf eine geplante Konfrontation zusteuerte, bei der sich die Spannung mit jedem zurückgelegten Meter steigerte, gab es kurz vor dem Kampf diese Phase aufkeimender Nervosität, die erst wieder abflaute, wenn er sein AKM an die Schulter zog und den Gegner ins Visier nahm.
    In solchen Momenten wirkte es geradezu erlösend, den Rückstoß der Waffe zu spüren. Vielleicht war es ja genau das, wofür ihn seine militärische Ausbildung und acht Jahre Kampferfahrung unbewusst konditioniert hatten: ein Feuergefecht nicht zu fürchten, sondern herbeizusehnen.
    Hinter Popow lagen nicht nur sechs Jahre französische Fremdenlegion, sondern auch zwei in der Spetsnaz, der Spezialeinheit der ukrainischen Armee. Damit gehörte er zu den Veteranen, die sich auf das Überleben in der Zone verstanden. Seine Routine zeigte sich schon in der geräuschlosen Art, mit der er sich durch das zwei Meter hoch wuchernde Gestrüpp schlängelte, ohne an Dornenranken hängen zu bleiben oder die Blätter über seinem Kopf erzittern zu lassen. Dank seiner dunkelgrünen Kapuzenjacke und der Flecktarnhose verschmolz er vollständig mit der Umgebung.
    Popow, der zu einer Infiltrationseinheit gehörte, arbeitete für gewöhnlich verdeckt. Die Männer an seiner Seite trugen dagegen Kampfanzüge der Spetsnaz. Im Feld waren sie ihm ebenbürtig.
    Kein Geräusch verriet, das sie nahten. Unter ihren bedächtigen Schritten raschelte weder Laub, noch zerbrachen knackend trockene Zweige. Ein gegnerischer Wachposten musste schon sehr gute Augen haben, um die vier dunklen Schemen auszumachen, die sich rascher wieder verflüchtigten als sie Gestalt annahmen.
    Erst auf der Hügelkuppe, am Rand des Dornen- und Strauchgeflechts, hielt die Gruppe für einen Moment inne. Popow fühlte sich noch immer, als wären seine Arme mit Eis überzogen. Er ignorierte das Zittern seiner Hände und vertraute schlicht darauf, im entscheidenden Moment wieder voll einsatzfähig zu sein.
    Vorsichtig schob er einen dicht belaubten Zweig zur Seite, dessen Blätter sich im Gegenlicht tiefschwarz abhoben. Er musste die Augen
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