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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
Autoren: Bernd Frenz
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geriet. Während der Hüne um seine Balance rang, zerrte David erneut an der Schlinge.
    Diesmal mit Erfolg.
    Der Strang um seinen Hals lockerte sich wenige Zentimeter. Nicht genug, um die Schlinge abzustreifen, doch immerhin soweit, dass er sein behelfsmäßiges Messer dahinter ansetzen konnte. Wie besessen begann er mit kurzen Auf- und Abwärtsbewegungen an dem Nylonstrang herumzusäbeln.
    Die Luft wurde immer knapper knapp. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde David fein gehackte Glassplitter inhalieren.
    Drei-, viermal schnitt er an dem Strang entlang, ohne eine einzige Faser zu durchtrennen. Hinter ihm fluchte Plichko leise, denn auch für ihn lief längst nicht alles so, wie er es geplant hatte. Wütend zog er die Schlinge wieder enger und wuchtete seinen ganzen Körper herum, um David zu Boden zu schleudern und unter sich zu begraben.
    Gleichzeitig fraß sich das geschärfte Metall tief in die Fasern ... und die straff gespannte Schlinge riss mit einem leisen Pling auseinander.
    David spürte, wie er sich von Plichko löste und davonsegelte. Instinktiv warf er sich in der Luft herum. Gerade noch rechtzeitig, um auf Händen und Knien zu landen. Der Aufprall tat weh, verdammt weh sogar. Doch der glühende Stich, der seinen Körper durchzuckte, war kaum der Rede wert, verglichen mit der Wohltat, endlich wieder genügend Sauerstoff in die Lungen ziehen zu können.
    Die roten Kreise vor seinen Augen verschwanden, und er konnte sehen, wie Plichko zwei Meter von ihm entfernt zu Boden schlug. Für Sekunden zappelte der Hüne hilflos mit Armen undBeinen, wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte, dann wälzte er sich herum und stemmte sich in die Höhe.
    David war schneller auf den Beinen. Zum einen, weil er beweglicher war, zum anderen, weil er einfach schneller sein musste. Sein Überleben hing davon ab. So ballte er seine aufgerissene Hand zur Faust, als wäre sie unverletzt und blendete jeden Gedanken an Schmerz einfach aus. In diesem Moment kannte er nur noch ein Ziel - Plichko zu überrumpeln und auszuschalten.
    Der Hüne ließ seine nutzlos gewordene Schlinge fallen und riss beide Arme abwehrbereit in die Höhe. David zog den Kopf zwischen die Schultern und machte sich so klein wie möglich. Plichko versuchte ihn an den Haaren zu packen, doch die waren zu kurz, als dass er Halt darin gefunden hätte.
    David schlüpfte unter den zupackenden Armen hindurch und stieß den doppelseitig geschärften Löffelstiel mit aller Kraft nach vorne, tief in Plichkos Oberschenkel. Der Hüne brüllte auf und erstarrte vor Schmerz.
    David ließ seine Waffe los, denn er wollte Plichko nicht erstechen. Das hätte ihm nur weitere Jahre in Ostrov eingebracht. Stattdessen richtete er den über ihn gebeugten Hünen mit zwei harten Schwingern auf und drosch weiter wie von Sinnen auf ihn ein. Er wusste, dass er nicht nachlassen durfte. Wenn ihn der Koloss erst einmal in die Mangel nahm, hatte er keine Chance mehr.
    Plichko steckte mehrere Schläge ein, bevor er eine Deckung aufbauen konnte. Doch selbst zwei harte Treffer auf die Kinnspitze brachten ihn nicht ins Wanken. Schnaufend hob er beide Arme vors Gesicht, um sich einen Moment der Ruhe zu verschaffen. David hämmerte ihm die Fäuste daraufhin in die Magengrube.
    Genauso gut hätte er gegen eine Betonwand boxen können. Plichko stand weiter aufrecht, doch Davids Hände schmerztenplötzlich, als ob sie mehrfach gebrochen wären. Besonders die zerschnittene Linke, aus der das Blut heftig weiterfloss.
    Er musste zum Ende kommen, und zwar schnell.
    Statt mit Schlägen zu kontern, warf sich ihm Plichko entgegen, schlang beide Arme um David, hob ihn in die Höhe und drückte ihn in einer tödlichen Umarmung fest gegen sich. David spürte Plichkos ineinander verschränkte Hände gegen seine Wirbelsäule pressen. Der Kerl versuchte tatsächlich, ihm das Kreuz zu brechen!
    Wütend trat er nach unten aus. Genau gegen den stoffumwickelten Schaft, der immer noch aus dem Oberschenkel ragte.
    Plichko zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen. Jaulend lockerte er den tödlichen Griff. Diesmal übertönte sein Schrei das Geräusch der Duschen, aber daran verschwendete David keinen Gedanken. Alles in ihm schrie danach zu überleben, und so handelte er dann auch. Mit einem harten Ruck befreite er sich aus der Umklammerung, packte seinen Gegner mit links an der Kehle und griff gleichzeitig nach dem Messer, um es in der Wunde herumzudrehen.
    Dem hatte Plichko nichts entgegenzusetzen.
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