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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen
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gehalten wurde. Franks hörte sich Fletchers Bericht an und blickte dabei finster auf dessen Joggingkleidung.
    »Du warst hier laufen ? Kommst du oft hier raus?«
    19»Manchmal«, log Fletcher. »Ich hab die Leiche hier gefunden. Und weil ich wissen wollte, was los ist, bin ich zu dem Gebäude da hinten gefahren und hab mal nachgefragt, ob die was wissen. Anscheinend war der Tote gestern Abend dort. Am besten fahrt ihr mal rüber und besorgt euch die Aufzeichnungen der Überwachungskameras vom Parkplatz dort.«
    »Willst du mir Vorschriften machen, was ich zu tun habe? Ich bin noch bei der Polizei, du nicht.«
    Franks fragte nach weiteren Einzelheiten. Fletcher erzählte alles - nur nicht vom Anruf seines Vaters.
    Franks musterte ihn ein paar Sekunden lang aufmerksam. Der Blick des modernen Polizisten, wässrig und berechnend. »Wohnst du noch immer ..., wo war das noch, in der Green Street? Dann weiß ich, wo ich dich finde.« Die Hand schon an der Tür seines Wagens, drehte er sich noch einmal um. »Sag mal, wie ist das jetzt so?«
    »Was?«
    »Dein neues Leben. Wenn du mit jemandem redest, ohne Polizeiausweis in der Tasche. Das muss doch wehtun.«
    »Man braucht andere Fähigkeiten.«
    Franks rümpfte die Nase und blickte sich dann lachend um. »Hey, was ist eigentlich aus der Klimaerwärmung geworden? Das ist doch verdammt noch mal die reinste Eiszeit hier.«
    »Da gibt es offensichtlich eine Beziehung.«
    »Ja?« Franks öffnete die Wagentür und stieg ein. »Das ist ja gerade die Sache mit den Beziehungen. Manchmal ist die Wärme schon fast global. Und dann wieder frierst du dir den Arsch ab.«
    Granny hat ihn natürlich nie selbst gesehen, aber ihre Großmutter hat ihr davon erzählt, und die wusste es von ihrer eigenen Ma. Die Geschichte lag auch da schon viele Jahre zurück, aber so ist es passiert, genau so, wie ich es jetzt weitergebe.
     

Keiner weiß, woher er kam oder auf welche Autorität er sich berief. Aber alle Städte und Dörfer Norfolks hatten Angst vor ihm. Im Süden sagen sie, er hätte in Thetford drei Frauen erhängt und dann noch mal drei in Norwich auf dem Weg zum Meer. In den Dörfern hat er weitere fünf ertränkt. Und dann kam er zu uns.
    Damals lag eine Viehweide neben dem Dorf, und dort stellten seine Männer ein Zelt auf, so groß wie unsere Häuser. Drinnen war es dunkel und warm. Er saß in einem großen, hölzernen Lehnstuhl hinten im Zelt. Durch einen Schlitz hinter ihm sickerte Sonnenlicht herein. Draußen auf der Weide hörte man sein Pferd grasen und den Lärm seiner Männer, die Bier vom Fass tranken. Er saß da und las die Liste der Frauennamen. Damals lebten fünf Frauen im Dorf. Er schrieb mit einem Federkiel und strich zwei der Namen durch. Die anderen hakte er mit seinem Zeichen ab, sagt Granny: ein Kreuz aus zwei dicken Balken.
    »Bringt jetzt die erste rein.«
    Die erste, die sie ins Zelt führten, hieß Gussy Salter. Sie ging zwischen zwei Männern, zitternd. Weil sie auf einem Ohr taub war, drehte sie beim Zuhören den Kopf. Er fragte:
    »Wer bin ich, Gussy?«
    »Der Mann, der die Frauen im Süden gehängt hat.« »Schau mich an.«
    »Dann kann ich Euch nicht hören.«
    »Schau mich an.« Sie sah ihn an. »Ich bin der Groß-Hexen-jäger und auf dieser Erde dazu bestellt, Satans Werke zu enthüllen. Dieser Ort hier...« Er sah sich im Zelt um. »Ich habe gehört, dass Satans Werke hier gedeihen, Gussy Salter. Berichte mir, was hier des Nachts vor sich geht.«
    »Ich kann Euch nicht hören. Ich kann Euch nicht einmal richtig sehen.«
    Er stand auf und trat auf die Seite, wo ihr gesundes Ohr war. Seine Hose und sein Hemd waren aus feinem Leinen
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und die Stiefel glänzten. Er war sehr bleich, hatte einen langen, dünnen Hals und das Haar war in der Mitte gescheitelt. Er sagte:
    »Mir scheint, ich muss dich der Probe unterziehen.«
    Sie stieß einen leisen Schrei aus.
    »Ich halte dich für eine Hexe, Gussy.«
    »Ich bin kerne. Gott und ihr Engel, steht mir bei.«
    »Eine Hexe.«
    So hat Granny die Geschichte erzählt.
    Fletcher stand hinter dem Absperrband und verfolgte das Geschehen. Der kalte Wind drückte ihm den Parka an die Brust. Er begriff, was hier passiert war - das begriff doch jeder Idiot. Irgend so ein wohlhabender Typ, der für Bell-man arbeitet, zieht sich seinen Anzug an und geht in den neuen Hostessen-Club. Dort streitet er sich mit einer der Frauen und sagt irgendwas über Hexen, was auch immer das zu bedeuten hat. Er macht ihr Angst und wird
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