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Stahlhart

Titel: Stahlhart
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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kommen.
    Emma Voss, die Tochter des Hauses, beendete ihr Spiel am Computer. Sie hatte Hunger, aber der Ruf ihrer Mutter war bisher ausgeblieben. Sie musste wohl etwas Druck machen, schließlich befand sie sich im Wachstum und brauchte ihre Mahlzeiten. Auf Strümpfen schritt sie Richtung Treppe, die nach unten führte. Sie hörte Stimmen. Das war wohl der Grund für die Verspätung des Abendessens: Die Eltern hatten Besuch. In diesem Moment verstand sie die Worte: »…sonst stirbt deine Frau!« Sofort hielt sie inne. Lief doch nur der Fernseher?, fragte sie sich.
    An der Tür klingelte es. Es müsste die Kollegin sein, dachte Günther Voss.
    »Geh hin und sieh nach. Wenn es deine Kollegin ist, bring sie hierher. Wenn es jemand anderes ist, schick ihn weg. Ich bleibe bei deiner Frau.« Mit diesen Worten setzte sich der Täter neben Martina Voss und drückte ihr die Pistole an die Schläfe. Ihre ängstlichen Augen weiteten sich über das Normale hinaus. Viel Weiß war zu sehen, ihr Atem stockte.
    »Los, geh!«, befahl der Fremde.
    Günther Voss erhob sich und warf einen Blick, von dem er hoffte, dass der Martina beruhigen würde, auf seine Frau. Dann ging er zur Eingangstür. Im Flur, auf der Mitte der gebogen nach oben führenden Treppe, sah er Emma. Erschreckt versuchte Günther Voss durch die Bewegung seiner Augen in Verbindung mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung seiner Tochter zu signalisieren, sie solle verschwinden. Emma nickte kurz und tastete sich dann still zurück in ihr Zimmer.
    Vor der Haustür stand die Kollegin Gabi Dressler.
    »Was gibt es denn noch?«, begann sie.
    »Danke für Ihr Kommen, Frau Dressler. Kommen Sie doch erst rein, wir besprechen das drinnen«, antwortete Günther Voss und machte den Weg frei.
    Frau Dressler betrat den Flur und blickte in das schwarze Loch einer Pistolenmündung. Angst stieg sofort in ihr hoch, denn sie begriff, in welcher Situation sie sich befand.
    »Tut mir leid. Er hat mich dazu gezwungen. Meine Frau sitzt gefesselt im Wohnzimmer«, konnte Günther Voss schnell noch loswerden, bevor der Fremde wieder das Kommando übernahm: »Los, alle ins Wohnzimmer!« Dort angekommen saßen die drei Geiseln auf dem Sofa, während der Fremde in einem Sessel Platz nahm.
    »Um es deutlich zu machen, es muss niemandem etwas passieren, wenn ihr kooperiert. Wir fahren gleich zur Bank, holen etwas Geld. Dann verschwinde ich, und allen geht es gut. Kommt ihr auf krumme Gedanken und aktiviert in der Bank den Alarm, gibt es Tote. Habt ihr das verstanden?«
    Die Geiseln nickten eingeschüchtert. In dem kurzen Moment der Stille, die folgte, hörten die vier ein schwaches Gemurmel.
    »Was ist das?«, fragte der Fremde.
    »Ich höre nichts«, erklärte Günther Voss sofort. Der Fremde erhob sich gelassen, machte zwei Schritte auf ihn zu und schlug ansatzlos mit dem Lauf der Pistole zu. Haut platzte auf.
    »Das ist eine Warnung. Beim nächsten Mal wird es tödlich. Woher wusstest du, dass ich auf das Geräusch anspielte? Ich frage noch mal: Ist noch jemand im Haus?« Dabei zeigte der Täter mit dem Pistolenlauf auf den Kopf von Martina Voss.
    »Meine Tochter ist oben. Sie spielt am Computer. Dabei vergisst sie die Welt. Sie hat bestimmt noch nichts mitbekommen. Bitte, lassen Sie sie. Sie ist doch noch ein Kind.«
    »Hol sie runter. Wir bleiben hier. Du hast 20 Sekunden. Dauert es länger, passiert etwas.«
    Günther Voss holte seine Tochter. Nun saßen vier Personen auf dem Sofa.
    »Was hast du oben gemacht?«, fragte der Fremde.
    Emma, natürlich unerfahren in solcher Situation, fühlte sich stark und vor allem sicher: »Ich habe die Polizei angerufen. Sie wird gleich hier sein.«
    Der Fremde stand langsam auf.
     
    Ein Bremer Sondereinsatzkommando raste in Formation zu der angegebenen Adresse. Dort angekommen, wusste jedes SEK-Mitglied, was es zu tun hatte. Sofort schwärmte eine Anzahl Männer aus, umstellte das Haus des Günther Voss. Scharfschützen gingen in Stellung. Kurze, einsilbige Meldungen erreichten den Wagen des Einsatzleiters, die zeigten, dass die jeweiligen Stellungen eingenommen waren. Der Einsatzleiter nahm das Handy und wählte die Nummer der Familie Voss.
    In dem Moment, als der Fremde die Tochter erreicht hatte, klingelte das Telefon.
    Überrascht drehte sich der Täter zum Geräusch hin um.
    »Geh ran!«, herrschte er Günther Voss an. Der nahm das Gespräch entgegen, reichte aber den Hörer an den Fremden weiter: »Für Sie.«
    Der Fremde lauschte den Worten des SEK
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