Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stahlhart

Titel: Stahlhart
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
Vom Netzwerk:
keine Gelegenheit gehabt hatte, ihn zu informieren. Einige seiner Redaktionskollegen kamen vorbei, um ihn zu begrüßen, manche scheinheilig, manche ehrlich. Rainer holte sich Kaffee, sein Hauptnahrungsmittel, und machte es sich am Schreibtisch bequem. Er las Mitteilungen und aufgelaufene Post, mit einem Ohr immer am Polizeifunk.
    Am nächsten Tag stand ein Prozess gegen einen ausländischen Mitbürger an, der seine Frau misshandelt hatte. Rainer recherchierte den Hintergrund und beschäftigte sich mit dem kulturellen Aspekt und den Gepflogenheiten des Heimatlandes des Täters. Für die Mittagszeit hatte er sich mit Britta verabredet.
    Durch seine Tätigkeit hatte er jederzeit die Möglichkeit, das Büro zu verlassen, um Außendienst zu machen. Keiner kontrollierte ihn, was auch Unsinn gewesen wäre.
    Den Nachmittag verbrachte er mit Routinearbeit. Sein Chef Dr. Koschnick nahm den Artikel mit einem »Siehste, geht doch« zur Kenntnis. Auch weitere Beiträge zeigten, dass Rainer wieder auf dem Weg nach oben war. Überall, wo sein Spürsinn gefragt war, tauchte er auf. Rührig setzte er sich ein und verfolgte jede interessante Spur. Andererseits hatte er den Mut gefunden, einen Gang nach Canossa zu machen.
    Um aus seiner finanziellen Klemme herauszukommen, die latent immer noch die Gefahr in sich barg, dass Britta einen Rückzieher machte, hatte er bei Koschnick um Vorschuss bitten müssen. Rainer hatte das Glück, auf einen verständnisvollen Chef zu treffen, der die Situation aus eigener Erfahrung kannte, wenn auch durch sein Chefredakteursgehalt nicht in solch dramatischer Form. Zudem hatte Rainer inzwischen gezeigt, dass er wieder im Kommen war und ihm Vertrauen entgegengebracht werden konnte. So bekam er seinen Vorschuss. Nun war er Britta gegenüber wieder etwas freier und flexibler.
    Inzwischen hatte sich auch der körperliche Kontakt zwischen den beiden ergeben. Rainer war eines Abends doch mit Britta in die Wohnung gegangen. Sie hatten Rotwein getrunken und passende Musik aufgelegt. Sie hatten geschmust und gekuschelt. Es war immer enger, immer wilder geworden. Die Küsse wurden heftiger, verlangender. Die Bewegungen der Zungen wurden drängender, heftiger. Die Hände begannen zu wandern und erforschten den Körper des anderen. Ungeduldig wurden Knöpfe geöffnet und an Reißverschlüssen gezerrt, bis beide nackt auf dem Sofa saßen. Schließlich konnten sie es nicht mehr aushalten und erwarten.
    »Komm«, war es der schwer atmenden Britta entfahren, als sie sich zurückgleiten ließ und ihre Schenkel für Rainer öffnete. Im Rausch der Sinne erlebten beide den Liebesakt, der sie gleichzeitig und ekstatisch dem Höhepunkt entgegentrieb. Es war ein relativ kurzes Spiel gewesen, denn beide waren viel zu erregt gewesen, als dass ein kontrolliertes Vorgehen die Zeit hinauszögern hätte können. In tiefer Umarmung, mit den Lippen aneinander und den Blick ineinander vertieft, hatten sie lange still auf dem Sofa gelegen. Sie tranken später wieder Wein, liebten sich erneut, hielten sich, sprachen sich zärtliche Worte ins Ohr. Von da ab hatte die Beziehung der beiden eine Bereicherung erfahren, hatte eine höhere Stufe erklommen.
    Rainer blieb die ganze Nacht und erlebte ein außergewöhnlich schönes Frühstück. Außergewöhnlich schön deshalb, weil es von Zärtlichkeit und Harmonie geprägt war. Beide reichten sich kleine Bissen in den Mund, küssten sich immer wieder flüchtig auf die Lippen, sprachen über sich und machten erste Zukunftspläne. Allerdings ging es um die nahe Zukunft. Es ging um einen gemeinsamen Urlaub. Britta hatte sich vorgestellt, in Griechenland ein Insel-Hopping zu machen. Mit dem Flugzeug von Insel zu Insel reisen, ein paar Tage bleiben und dann zur nächsten fliegen. Rainer musste etwas schlucken. Wie sollte er den Urlaub finanzieren? Aber egal, im Moment zählte nur das Jetzt.
     
    Beruflich lief es auch immer besser für Rainer. Er konnte über einige Morde berichten, für die Opfer schlimm, für ihn attraktiv. Untersuchungen der Zeitung ergaben, dass Rainer West gern gelesen wurde. Glücklich und stark dank seiner neuen Flamme, trotzte er allen Schwierigkeiten.
    Inzwischen hatte Rainer bei Britta Weiteres aus seiner verkorksten Ehe erzählt. Britta hatte es ohne Probleme weggesteckt. Sie stand hinter Rainer, auch bei den Intrigen seiner Exfrau. Diese Tatsache machte ihn noch stärker. Auch Britta gab immer mehr von sich preis und erzählte aus ihrer Exehe. Ihr Mann hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher