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Stahlhart

Titel: Stahlhart
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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unregelmäßige Arbeitszeiten, war zu Hause, wenn andere arbeiteten, und arbeitete, wenn andere schliefen, oder sonntags. Das war schon belastend genug gewesen, aber er war dazu noch krankhaft eifersüchtig, hatte Britta auf Schritt und Tritt kontrolliert, ihr die Luft zum Atmen genommen. Das hatte zum Aus geführt.
     
    Eigentlich lief für Rainer alles nach Wunsch. Wenn da eben die finanzielle Misere mit den ewigen Vorschüssen nicht wäre. Die Buchhaltung beschwerte sich über Mehrarbeit und Mehrkosten, sodass Rainers Chef langsam unter Druck geriet.
    »Rainer, obwohl ich dich verstehe und so sehr ich deine Situation nachvollziehen kann, mach dem ein Ende. Ich kann das nicht mehr lange dulden, dafür zieht es zu große Kreise. Der Verleger hat mich schon angesprochen. Bald ist Schluss mit Vorschüssen. Sieh zu, dass du in geregelte Bahnen kommst. Im Moment schützen dich deine Arbeitserfolge, aber was ist, wenn sie es nicht mehr können?«, stellte er eines Tages klar. Damit war das Thema erledigt.
    Rainer versuchte daraufhin, einerseits seine Ausgaben zu reduzieren, andererseits Quellen aufzutun, wo er Geld bekommen konnte.
    Allerdings hatte Rainer hier und da den Mut gefunden, Britta zu erklären, dass er vorübergehend etwas schlecht bei Kasse sei. Immer hatte sich eine vernünftig anzuhörende Begründung gefunden: Geld an Informanten, zum Beispiel. Britta hatte selbstverständlich so reagiert, wie Rainer es gehofft hatte. Inzwischen wohnte Rainer mehr bei Britta als bei sich. Sogar die Redaktion war informiert, ihn dort erreichen zu können.
    Es ist müßig zu erwähnen, dass Britta von sich aus schon gewisse Dinge ahnte, ohne sie allerdings anzusprechen. Sie wollte Rainer nicht in Verlegenheit bringen,und sie wollte, dass er ihr von sich aus die nötige Offenheit entgegenbrachte und sich ihr anvertraute. Das war für sie so eine Art letzter Test. Aufgrund ihres Verdachts erfand Britta immer öfter Gründe, die Rechnungen zu übernehmen oder gar nicht erst aus dem Haus gehen zu müssen. Daheim sei es doch viel gemütlicher. Natürlich war Rainer die Situation unangenehm, erleichterte ihn aber gleichzeitig. Trotz des Schattens auf der Beziehung war es dennoch eine glückliche Zeit zwischen beiden, Tag für Tag.
    Längst hatte Rainer seine berufliche Durststrecke vergessen gemacht. Er schaffte es immer wieder, aus kleinsten Fällen von Eierdiebstahl sensationell fesselnde Artikel zu verfassen. Er bekam jeden Platz in der Zeitung, den er beanspruchte, auch wenn andere dafür zurückstehen mussten. Trotzdem gab es kaum Konflikte mit den Kollegen, die sein Können neidlos anerkannten.
    Auf höchster Ebene wurde bereits wieder diskutiert, Rainer in ein anderes Ressort zu versetzen und ihm größere Aufgaben anzuvertrauen. Der Verleger war bereit, Rainer zu testen. Sein privates Problem wurde als abgehakt betrachtet. Rainer war voll rehabilitiert.
    »Rainer, bist du bereit, höhere Aufgaben zu übernehmen?«, fragte folgerichtig sein Chefredakteur eines Tages.
    Rainer strahlte.
    »Klar, Chef.«
    »Auch wenn die Aufgabe ab und an mit Reisen und Übernachtungen verbunden ist?«
    »Selbstverständlich, es wäre mir eine Freude.«
    »Was würde denn deine Freundin dazu sagen? Du weißt, häufige Geschäftsreisen können in einer Beziehung zu Problemen führen.«
    »Natürlich werde ich mit Britta sprechen. Aber ich bin mir sicher, sie hat Verständnis. Außerdem führt sie noch ein eigenes Leben, für das sie Zeit braucht. Wenn also eine neue Aufgabe nicht bedeutet, Korrespondent im Jemen zu sein, wird das sicher okay gehen. Zudem hat Britta in letzter Zeit ihre Familie etwas vernachlässigt. Auf die Art fände sie wieder Zeit für Besuche.«
    »Also gut, Rainer. Klär das bitte ab und sag mir Bescheid.«
    »Mach ich.«
    Am Abend bei der Verabredung mit Britta sprach Rainer das Thema an. Britta war im ersten Moment etwas zurückhaltend oder hatte gewisse Bedenken, aber Rainer konnte ihre Vorbehalte zerstreuen oder zumindest in eine abwartende Haltung ummünzen.
    »Lass uns doch erst einmal sehen, was daraus wird, Britta. Bisher ist es lediglich ein Angebot. Du wärst doch sicher auch stolz auf mich, wenn du meinen Namen in überregionalen Zeitungen lesen könntest, weil andere Blätter meinen Artikel übernommen haben. Außerdem sollen es nur Kurztrips werden, immer mal wieder ein paar Tage. Und letztlich hoffe ich darauf, noch so viel Zeit mit dir verbringen zu können, dass ein paar Tage nichts ausmachen. Zudem gibt
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