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Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
Autoren: Torn Chaines
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Ziel.
    Seit er sich von seiner letzten Freundin getrennt hatte, suchte Wittmann seine kleine Wohnung in einem renovierten Kreuzberger Altbau fast nur noch zum Schlafen auf.
    Gedankenverloren schlenderte er zum U-Bahnhof Friedrich/Ecke Französische Straße - und stieg dann doch nicht in den Untergrund hinab. Statt dessen schwenkte er nach rechts und bummelte über die auch in der Dämmerung noch stark belebte Friedrichstraße nach Süden, Richtung Kreuzberg.
    Es war angenehm warm - nur ausgemachte Idioten konnten etwas gegen die Klimaveränderung haben! -, und die etwa drei Kilometer bis zur Bergmannstraße waren ein Klacks.
    Am Landwehrkanal bog er nach links ab, um zur Zossener Brücke zu gelangen, auf der die Lindenstraße die geschichtsträchtige Wasserstraße überquerte.
    Je tiefer er nach Kreuzberg hineingelangte, um so stärker veränderte sich das Straßenbild. Unter all den dunkelhäutigen Gestalten kam sich Wittmann vor wie ein Fremder...
    *
    Hatte er zu grimmig dreingeschaut? Hatte er einen der Jugendlichen vor ihm auf dem Gehweg mit Blicken provoziert? Wittmann war sich keiner Schuld bewußt - und trotzdem versperrten ihm fünf Gestalten den Weg.
    »Ey, Kartoffel, das is unsere Brücke, klar !« Die fünf waren 18, 19 Jahre alt. Garantiert keiner älter als 21. Sollten Sie wirklich einmal mit dem Strafgesetzbuch konfrontiert werden, »drohte« ihnen nicht mehr als ein Verfahren nach Jugendstrafrecht. Das war ihnen bewußt.
    Und sie nutzten es aus.
    Sie wollten ein wenig »Spass« haben an diesem lauen Abend. Pech für Wittmann, daß er gerade jetzt gerade hier vorbeikam.
    »Schweinefleischfresser, gibsdu uns deine Kohle, dann laß isch disch laufen .«
    Wittmann hob den Blick und sah dem Wortführer direkt in die Augen. Der Bursche war schrillbunt gekleidet wie seine Begleiter, die Baseballkappe saß schräg auf seinem schmalen Schädel. Der dunkle Flaum auf der Oberlippe sollte vielleicht einmal ein Bart werden.
    Es war Wittmanns Fehler gewesen, sich zu sicher zu fühlen und zu sehr in Gedanken zu verfallen. Er hatte nach unten gesehen, die provozierenden Blicke der Jungschläger nicht bemerkt - der typische Fehler eines typischen Opfers.
    Wittmann streckte das markante Kinn vor, und der harte Blick seiner stahlblauen Augen verunsicherte sein Gegenüber erkennbar. Aber es war zu spät. Er konnte nicht mehr zurück, wenn er vor seinen johlenden und feixenden Kumpanen nicht das Gesicht verlieren wollte.
    Der Ex-KSK-Mann war jetzt hellwach, blickte sich blitzschnell um. Aus den Augenwinkeln sah er einige Landsleute, die auf die gegenüberliegende Seite der Zossener Brücke wechselten.
    Eine Frau hatte es so eilig, daß sie fast vor ein vorbeifahrendes Auto gelaufen wäre.
    Und alle sahen bemüht weg. In das, was jetzt kam, wollte sich keiner dieser aufrechten Bürger hineinziehen lassen.
    »Bleischgesischt, hassu keine Ohren? Her mit Kohle!«
    »Kemal, guckstu ihm seine Uhr! Willisch haben !«
    Wittmann seufzte. Aus diesem Schlamassel mußte er sich allein heraushelfen. »Junge, es ist so ein schöner Abend, und ich habe noch nichts gegessen. Sei ausnahmsweise mal lieb und überfall jemand anders, ja? Bitte!«
    Kemal war verunsichert, das spürte Wittmann genau. Aber er war nicht mehr Herr seiner Entscheidungen, wenn er sich vor seinen Freunden nicht blamieren wollte. So, wie sie feixten und johlten, standen sie vermutlich unter Drogeneinfluß - Marihuana, schätzte der VS-Agent.
    »Schnauze, Dhimmi!Gibsdu jetz Kohle raus und Uhr, oda willsdu sterbn, oda was ?« Plötzlich blitzte ein Messer in Kemals Hand.
    Jahrelang antrainierte Reflexe ließen Wittmann reagieren wie eine Maschine. Blitzschnell ging er in Grundstellung, Beine leicht gespreizt, Hände zur Deckung erhoben.
    Seine Gegner fanden das offenbar belustigend. »Ey, voll krass, der Alde! Macht hier einen auf Kung-Fu !«
    Doch die Messer, die nun auch die anderen aus ihren viel zu weiten Hosen zogen, deren Schritt teilweise bis zu den Knien herabgerutscht war, sprachen eine andere Sprache als das hysterische Lachen der Bekifften. Sie sprachen die gleiche Sprache wie die funkelnden Augen der fünf - die Sprache der Gewalt.
    »Du wills misch beleidigen, Kartoffel! Isch fick dein Mutta !« Plötzlich lachte niemand mehr. Kemal stieß sein Messer vor, zielte auf Wittmanns Oberkörper.
    Der ging leicht in die Hocke und klatschte in die Hände wie auf einem Kindergeburtstag. Die Messerklinge blieb genau zwischen seinen Handflächen stecken, ohne die Haut
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