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Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03

Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03

Titel: Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03
Autoren: Survivor
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er keuchend hervorstieß: »Tut mir leid, Jabo!«
    Dann nahm er die Beine in die Hand und rannte davon.
    Als Jerrys Schläger Anstalten machten, ihm zu folgen, stellte Jabo sich ihnen in den Weg. »Versucht es mit mir, ihr Weicheier, wenn ihr den Mumm habt.«
    Die Schläger blickten zu Jerry, ihrem Big Boss. Der nickte ihnen grinsend zu. Daraufhin kreisten sie Jabo ein, nahmen ihn in die Zange und kamen von allen Seiten.
    Und kassierten schlimme Prügel.
    Immer wieder schlug Jabo sie mit Fäusten und mit Tritten zurück, so wie er es in den Hongkong-Filmen auf den ausgeleierten VHS-Kassetten seiner Freunde gesehen hatte. Immer wieder blickten die sechs Typen zu ihrem Anführer, der sie mit strenger Miene zurück in die Schlacht beorderte – so lange, bis Jabo unter den Fäusten seiner Widersacher fiel.
    Erst als er blutend und stöhnend am Boden lag und sich vor Schmerzen nicht mehr rühren konnte, wagte Jerry Besson sich heran und trat ihm in die Rippen und ins Gesicht. »Lass dir das ’ne Lehre sein, Nigger. Lass dich nie wieder in meinem Revier blicken!«
    Jabos Eltern bekamen nicht mit, wie ihr Sohn nach Hause kam, das Gesicht und das T-Shirt voller Blut. Jabo schloss die Tür zu der winzigen Wohnung auf und schlich sich in den schmalen Flur, von dem aus er ins Wohnzimmer blicken konnte. Seine Eltern, gläubige Moslems, waren beim Abendgebet. Sie knieten auf Teppichen und verbeugten sich immer wieder Richtung Mekka.
    Jabo glaubte an nichts mehr außer an sich selbst.
    Er schlich ins Bad, zog sich das blutverschmierte Shirt aus, warf es in die Tonne mit der Schmutzwäsche und wusch sich das Gesicht. Als er dann in den halb blinden Spiegel über der fleckigen, gesprungenen Keramik schaute, sah er sein Gesicht – keine Blutergüsse, keine aufgeplatzten Lippen, keine zugeschwollenen Augen, keine Schürfwunden und aufgeschlagenen Augenbrauen, aus dem ihm das Blut über Gesicht und Shirt gelaufen war. Nichts war mehr zu sehen. Sogar die gebrochene Nase war wieder heil; das Nasenbein war gerade zusammengewachsen.
    Jabo grinste sich im Spiegel an. »Ich bin ein X-Man, ihr Pfeifen!«, sagte er.
    Er wollte in sein Zimmer und sich ins Bett legen, doch als er an der Tür seiner Schwester vorbeikam, hörte er von drinnen ein Stöhnen. Er blieb stehen, stellte sich an die Tür und flüsterte: »Françoise?«
    Keine Antwort, nur wieder das Geräusch.
    Jabo sah nach seinen Eltern. Sie beteten noch immer.
    Also öffnete er die Tür und trat in Françoises Zimmer.
    Sie lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Françoise war zwanzig, bildschön und schlank – und dröhnte sich regelmäßig mit Drogen zu, mit allem, was sie kriegen konnte. Nur so, behauptete sie, könne sie ihr tristes Leben durchstehen, die Armut, das Elend und die bittere Erkenntnis, dass sie es trotz ihres guten Aussehens und ihrer Intelligenz – im Gegensatz zu Jabo war sie wirklich klug – zu nichts bringen konnte.
    Françoise hatte sich schon wieder zugedröhnt. Jabo hätte sie am liebsten verprügelt. Es hatte keinen Sinn, mit seinen Eltern darüber zu reden. Sie taten so, als merkten sie nicht, was mit Françoise los war. Das war ihre Art, mit der Schande umzugehen.
    Denn eine Schande war es. Jabo ahnte, womit seine Schwester ihre Drogensucht finanzierte. Sie machte für jeden Typen, der ihr einen Joint anbot, die Beine breit.
    Ja, er hätte sie am liebsten verprügelt.
    Aber er liebte seine große Schwester über alles.
    Seit Jabo denken konnte, hatte seine Mutter stets mehrere Jobs gehabt, um die Familie über Wasser zu halten. Sie arbeitete beim Gemüsehändler hinter der Theke, übernahm Näharbeiten und ging bei mehreren wohlhabenden Familien putzen. Deshalb hatte sie wenig Zeit für Jabo gehabt, als der noch ein Kind gewesen war. Seine Schwester, gerade mal sechs Jahre älter als er, hatte ihn großgezogen.
    Françoise merkte gar nicht, dass ihr Bruder da war, starrte nur an die Decke. Jabo ließ sich neben ihrem Bett nieder und streichelte ihr sanft übers Haar. Erst jetzt richtete sie den glasigen Blick auf ihn und lächelte ihn an.
    »Jacques …«
    »Alles klar, Schwesterherz«, sagte Jabo. »Alles wird gut.«
    Nichts würde jemals gut werden, das wusste er.

2
    Jabo und die anderen schlichen weiter durch die Station.
    Sie bewegten sich durch röhrenartige Gänge, die sich schier endlos unter der Oberfläche des Planeten hinzogen, und gelangten immer wieder in riesige Hallen, durch die sich Förderbänder zogen und in denen gigantische
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