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Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03

Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03

Titel: Staffel I Episode 03. Die Wächter - Survivor: Staffel I - Episode 03
Autoren: Survivor
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Chinesisch sprechen?«, fragte Maria.
    Proctor nahm den Blick nicht von der Gestalt. »Ich habe alle fünfzigtausend chinesischen Schriftzeichen memoriert«, sagte er, als wäre dies eine Aufgabe, die ein Genie wie er mal eben vor dem Frühstück erledigte. »Ihre Bedeutung ist unabhängig von der Aussprache.«
    Wieder sprach die Gestalt auf dem Thron. Die Menge der Chinks verharrte in andächtigem Schweigen.
    »Diese Stimme …«, meinte Maria. »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Proctor schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
    Im nächsten Moment keuchte Jabo laut auf, krümmte sich zusammen und fiel auf die Knie.
    Ryan, den der schwarze Franzose eben noch angegriffen hatte, ging voller Sorge neben ihm in die Hocke. »Jabo! Was ist mit dir?«
    »Es tut so weh …«, presste Jabo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Dieses Scheißding … Ich hab wahnsinnige Schmerzen … bis in die Schulter … im ganzen Körper …«
    Ryan sah, wie der verfärbte Armstumpf zuckte, während Jabo sich immer heftiger krümmte. Ryan wusste, dass der Franzose eine Menge wegstecken konnte. Wenn Jabo etwas zu Boden zwang, musste es höllisch ernst sein.
    »Wir müssen weiter«, drängte Proctor und half Ryan, Jabo auf die Beine zu ziehen. Dabei packte er den Franzosen von der rechten Seite; er schien keine Abscheu vor dem Armstumpf zu empfinden. »Die Chinks in der Halle bemerken uns, wenn wir zu laut sind.«
    »Hoffentlich finden wir diese medizinische Einrichtung«, sagte Ryan, während er voller Sorge beobachtete, wie sich das Gesicht seines Freundes vor Schmerz verzerrte.
    »Das müssen wir«, sagte Proctor ernst, während sie Jabo stützten und mit sich schleppten. Ai und Maria, beide mit Ultraschallgewehren der Wächter bewaffnet, sicherten den Weg nach vorn und hinten. »Sonst befürchte ich das Schlimmste für ihn.«

In einem Vorort von Paris – 1985
    Am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Jabos Eltern waren soeben mit dem Morgengebet fertig. Sein Vater erhob sich von seinem Gebetsteppich, um zum Telefon zu gehen, doch Jabo hielt sich gerade in der Diele auf, wo der Apparat auf einer schmalen, abgewetzten Kommode stand.
    Er schnappte sich den Hörer und meldete sich mit einem »’allo!« Als er Elies’ Stimme hörte, gab er seinem Vater, der in der Wohnzimmertür stehen geblieben war, ein Zeichen, dass der Anruf für ihn sei.
    »Hey, Mann«, sagte Elies erstaunt. »Du lebst?«
    »Was hast du denn gedacht? Ich hab die Weißärsche fertiggemacht.« Jabo lachte. »Hab mir an den verdammten Mehlsäcken allerdings die Handknöchel aufgeschlagen und geblutet wie ’ne Sau.«
    Er blickte wieder zur Wohnzimmertür und sah, wie sein Vater das Gesicht verzog. Er mochte solche Reden nicht. Und er hatte keine Ahnung von Jabos Gabe.
    Als Jabo sich mit Elies verabredete, schüttelte sein Vater den Kopf. Er hielt Elies für einen schlechten Umgang, der einen negativen Einfluss auf Jacques hatte.
    Wenn du wüsstest, wer auf wen Einfluss hat, dachte Jabo, als er die verdrießliche Miene seines alten Herrn sah.
    Er legte auf, winkte seinem Vater zu, schnappte sich seine Jeansjacke und verließ die Wohnung.
    »Jacques!«, rief ihm der bärtige alte Mann, der noch immer sein Gebetskäppi trug, im Treppenhaus nach. »Komm heute früher nach Hause, ich bitte dich! Und trink nicht wieder Alkohol!«
    »Geht klar!«, rief Jabo zurück. »Ich will ja nicht, dass du Ärger mit dem Propheten und dem Erzengel Gabriel kriegst!« Er zeigte über der Schulter den Stinkefinger, in der Gewissheit, dass sein Vater es nicht sehen konnte, weil ihm der altmodische Gitteraufzug, der seit Jahren außer Betrieb war, die Sicht versperrte.
    Jabo kam an diesem Abend nicht früher nach Hause. Und er trank sehr wohl Alkohol. Auf der Dachterrasse eines leer stehenden dreistöckigen Hauses hatten Elies und er ein keines Depot mit Schnaps und Bierdosen angelegt. An diesem Abend beschränkten sie sich auf Bier und Zigaretten.
    Sie blickten über die Straße. Auf der anderen Seite, genau gegenüber, stand das Haus, in dem Elies mit seiner Familie lebte. Besser gesagt mit dem, was davon übrig war, nachdem sein Vater sich zu Tode gesoffen hatte. Er hatte seiner Frau diese Bruchbude hinterlassen, die er selbst geerbt hatte. Die Familie lebte mehr schlecht als recht davon, weil man für die heruntergekommenen Wohnungen keine hohen Mieten verlangen konnte. Außerdem zahlten viele Mieter einfach nicht oder verschwanden von heute auf morgen auf
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