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Staffel I Episode 02. Chinks! - Survivor: Staffel I - Episode 02

Staffel I Episode 02. Chinks! - Survivor: Staffel I - Episode 02

Titel: Staffel I Episode 02. Chinks! - Survivor: Staffel I - Episode 02
Autoren: Survivor
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stumm.
    Ryan schaute zu Boden, weil er ihren Blick nicht ertrug.

Hongkong – 1997
    Ai Rogers wurde stumm, als sie zehn war.
    Sie erinnerte sich noch genau, wie sie im Büro des Heimleiters stand. Sein Name war Herr Liu. Wie sie später erfuhr, war er der Leiter eines Heims für die Kinder von Staatsverrätern. Für die missratene Brut von Schwerverbrechern, welche die Kommunistische Partei in ihrer Fürsorge für das chinesische Volk hatte hinrichten lassen. Aber das wusste Ai anfangs noch nicht.
    Sie wusste nur, dass ihr bisheriges Leben zu Ende war, dass sie schreckliche Angst hatte – und dass sie sich furchtbar schämte.
    Ai hatte sich entkleiden müssen. Als sie sich weigerte, auch das Höschen auszuziehen, hatte man sie geschlagen.
    Nackt musste sie vor Herrn Liu strammstehen, der hinter seinem Schreibtisch saß. Draußen war es dunkel, doch in Herrn Lius Büro brannte die helle Deckenlampe. Bestimmt sah nicht nur er sie nackt. Durch die hohen Fenster konnte man sie bestimmt auch draußen sehen. Sie fühlte sich von hundert Augen beobachtet, schutzlos den Blicken der Unsichtbaren ausgeliefert.
    Herr Liu beobachtete sie eine ganze Weile schweigend. Ai stand wie erstarrt da, wagte es nicht, sich zu bewegen. Unablässig liefen ihr Tränen übers Gesicht. Sie zitterte vor Angst, Kälte und Scham. Auf dem Weg zu Lius Büro hatte sie sich im Flur ins Höschen gemacht und dafür ein zweites Mal Schläge kassiert. Außerdem hatte sie an den Oberarmen, wo der Riese sie gehalten hatte, große Blutergüsse, die wehtaten.
    Endlich ergriff Herr Liu das Wort. »Deine Eltern waren Verräter«, sagte er mit schneidender Stimme. »Dein Vater war ein Spion, der für den britischen Geheimdienst gearbeitet hat.« Er stand auf und kam langsam um den Schreibtisch herum. »Weißt du, was das ist, ein Spion?«
    Ai gab ihm keine Antwort. Sie war entschlossen, nicht mit diesem Mann zu reden. Nur ihren Eltern schuldete sie Rede und Antwort, sonst niemandem.
    »Ein Verbrecher am arbeitenden Volk!«, brüllte Herr Liu plötzlich los. »Ein Lakai der Imperialisten! Ein räudiger Hund! Abschaum! Dein Vater war Dreck! Gib's zu!«
    Er ging um Ai herum, betrachtete sie von allen Seiten. Sie schämte sich so sehr, dass sie am liebsten tot umgefallen wäre.
    »Warum sagst du nichts?«, fuhr er sie an. »Mach den Mund auf!«
    Nein. Sie würde kein Wort zu diesem Mann sagen. Was er von sich gab, waren nichts als Lügen. Ihre Eltern waren anständige Menschen. Wenn sie, Ai, auf die Lügen dieses Mannes reagierte, verlieh sie ihnen ein Gewicht, das sie nicht besaßen. Dann würde Herr Liu sie schlagen, bis sie seine Lügen bestätigte und zu einer Wahrheit werden ließ, die es nicht gab. Also musste sie schweigen.
    »Du willst es nicht zugeben?«, brüllte er sie an. »Du willst nicht gestehen, dass deine Eltern Verräter an der Arbeiterklasse waren? Dass dein Vater ein Lump war und deine Mutter eine Hure?«
    Nein, das würde sie nicht. Sie würde kein Wort sagen. Keinen Ton würde dieser Dämon von ihr zu hören bekommen. Sie würde ihre Eltern niemals verraten.
    Herr Liu blieb vor Ai stehen, betrachtete sie von oben bis unten, ihre mageren Beine, ihre Scham, ihre Brüste, die sich gerade erst entwickeln. »Deine Eltern haben dich zu einer Schmarotzerin erzogen!«, schrie er ihr ins Gesicht, in ihre Tränen hinein, die nicht versiegen wollten. »Nun, das werden wir ändern! Wir werden ein wertvolles Mitglied der sozialistischen Gesellschaft aus dir machen! Du wirst lernen, deinen Teil zum Wohle aller beizutragen! Wir werden dich schmieden wie ein Stück glühendes Eisen!«
    Warum hörte sie nicht endlich auf zu weinen? Sie wollte nicht weinen. Alles, was dieser Teufel von sich gab, waren Lügen. Sie musste tapfer sein, durfte sich nicht zerbrechen lassen. Dieser Mann durfte keine Macht über sie bekommen. Er durfte sie nicht erziehen. Das durften nur ihre Eltern. Nur sie hatten das Recht dazu.
    »Warum sagst du nichts?«, herrschte Herr Liu sie an. »Du bist dir wohl zu fein, um mit einem Mann aus der Arbeiterklasse zu sprechen!«
    Er eilte zu seinem Schreibtisch, schnappte sich den Rohrstock, der darauf lag, und schlug auf Ai ein, immer und immer wieder. Dabei kreischte er: »Mach den Mund auf! Gestehe, dass du die Brut eines Verräters und einer Hündin bist!«
    Ai rührte sich nicht. Er schlug ihr aufs Gesäß, bis es von blutigen Striemen überzogen war. Als das Mädchen immer noch schwieg, bearbeitete er ihren Rücken.
    »Rede endlich!«,
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