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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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an Baugrund für die nächsten fünfzig Jahre. Auch sein Kollege, der Stararchitekt Albert Speer junior, beschwört das »Utopia der Brachen« – und begann 1999, ganz in diesem Sinn, das fast 90 Hektar große Gelände des stillgelegten Güterbahnhofs in Frankfurt am Main als neues »Europa-Viertel« zu planen. 2005 begannen die Erschließungsarbeiten, entstehen soll nach vielen politischen Querelen und Immobilienkrisen ein Mix aus Wohnhäusern und Bürotürmen, viele davon im Passivhausstandard, außerdem Shoppingmeilen und Hotels, Apartmenthäuser für Studenten und Besserbetuchte, Kindertagesstätten, breite Radwege und natürlich auch eine extra U-Bahn, ob ober- oder unterirdisch, ist noch nicht klar. Ein Drittel der Fläche wird grün, als eine Art Central Park namens Europagarten, von dem auch der Rest der Stadt profitiert. »Das Wohnen muss zurück in die Stadt!«, rief der Frankfurter Wirtschaftsdezernent Boris Rhein bei einer Einweihungsfeier im Jahr 2008, denn die »schlechte und falsche Situation«, dass täglich 350000 Menschen zum Arbeiten nach Frankfurt pendeln, könne so nicht bleiben. »Viele Leute wollen wieder in der Stadt wohnen.« Wohl wahr. Wenn es dann auch noch günstig ginge, wäre allen geholfen.
    Sieverts Heimatstadt Hamburg ist schon weiter. Der ungenutzte alte Speicherhafen rund um den Sandtorkai hat sich zur »Hafencity« mit zehn Wohnquartieren direkt am Wasser gewandelt – wie in Frankfurt hauptsächlich teurer Wohnraum und durch öffentliche Verkehrsmittel miserabel angebunden, aber immerhin neuer Wohnraum mit hohen Energiestandards, der das weitere Zersiedeln des Hamburger Umlands vermeiden hilft. Noch mehr Potenzial sehen die Hamburger im Stadtteil Altona, wo die ehemaligen Koppelgleise des Güterbahnhofs eine 75 Hektar große Lücke zwischen die Häuser reißen; auch sie kann sich in naher Zukunft zu einem quirligen Stadtviertel entwickeln. Ebenfalls im Visier der Stadtplaner: Alte Krankenhäuser und Kasernen, die nicht mehr genutzt werden, aber eine gute Bausubstanz haben und energetisch effektiv saniert werden können.
    In Berlin ist aus dem alten Bahngelände am Gleisdreieck ein wunderbarer Stadtpark entstanden, der ehemalige Flughafen Tempelhof hat sich zum geliebten Hotspot für Inlineskater, Grillfreunde und urbane Gärtner (s. Kapitel 1) gewandelt. Und auch Stuttgarts schon brachliegende Gleisanlagen in der Innenstadt werden derzeit überbaut. Je nachdem, wie sich die Planung von Stuttgart 21 weiterentwickelt, entsteht in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof und dem Stadtpark eine richtig große neue City.
    Der Wunsch der Menschen nach mehr Platz, mehr Grün, mehr Lebensqualität, er muss auf diesen Flächen erhört werden! Vorbildcharakter könnte das neue Quartier haben, das im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg südlich der Elbe geplant ist. Denn es soll keinerlei CO ₂mehr emittieren. Architekten haben dafür ein Haus entworfen, an dessen Fassade in schmalen Wasserbehältern Algen wachsen. Das Methan, das sie ausstoßen, soll in Energie für Strom und Heizung umgewandelt werden. Klingt verrückt – aber wer hätte sich vor ein paar Jahren vorstellen können, dass sich von der Nordsee bis in den Bayerischen Wald Windräder drehen, eine CDU -Regierung aus der Atomkraft aussteigt und die Förderung des Radverkehrs zum Regierungsziel erklärt?
    Wir finden: Ideen, die unsere Städte klimafreundlicher gestalten, können gar nicht verrückt genug sein.

Meine Stadt und ich
    Sandra Klaaßen, 23, Buchhalterin, ist gebürtige Kölnerin und wohnt seit vielen Jahren wieder in Köln. Sie lebt in einer WG in Neu-Ehrenfeld.
    ■ Warum leben Sie in der Stadt?
    Mein Herz liegt in Köln. Habe zwar mal in Leverkusen gewohnt, aber Köln war immer die Stadt, in der ich leben wollte. Da ist rund um die Uhr was los, und man kann selbst kurz vor Mitternacht noch einkaufen gehen.
    ■ In welchen Momenten empfinden Sie es als Glück, in der Stadt zu leben?
    Es wird nie langweilig in der Stadt. Wenn ich die Tür aufmache und rausgehe, bin ich mittendrin im Leben. Oder es sind so kleine praktische Dinge. Dass selbst an Heiligabend noch die Geschäfte lange aufhaben, hat schon ein Weihnachtsfest gerettet. Glück ist auch, dass man tun und lassen kann, was man will, und sich zum Beispiel auch kleiden kann, wie man will.
    ■ Haben Sie einen Lieblingsort in Ihrer Stadt?
    Ja, das ist der Stadtgarten am Rhein, dort habe ich nämlich meinen jetzigen Freund getroffen.
    ■ Ist denn Ihre Stadt auch Ihre
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