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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss
Autoren: Cathy Woodman
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darf mir nicht die kleinste Nachlässigkeit erlauben.
    Ich fühle, wie sich der Schweiß in meinen Achselhöhlen sammelt, von meiner Stirn tropft und in die OP-Maske rinnt. Ich sehe auf und schaue in Izzys Gesicht. Ihre Augen sind voller Sorge.
    »Er wird doch wieder richtig laufen können, oder?«, fragt sie.
    Ich zeige ihr die Nähte. Ich finde sie gelungen, aber sind sie auch gut genug für Izzy?
    »Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, Izzy, und dass ich in Ihren Augen niemals an Emma heranreichen werde«, setze ich an, als sie nichts sagt, »doch …«
    »Nein, Maz«, unterbricht sie mich.
    Nein. Mit diesem Wort zerstört Izzy all meine Hoffnungen, sie jemals für mich zu gewinnen. Unter diesen Umständen kann ich unmöglich im Otter House bleiben. Mein Herz ist mit einem Mal zentnerschwer, und Tränen verschleiern mir die Sicht. Ich wende mich ab und tue so, als suchte ich etwas auf dem Instrumententablett.
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass Sie schlecht operiert haben«, erklärt Izzy ruhig. »Ich finde, Sie haben an Freddies Bein hervorragende Arbeit geleistet. Was ich meine, ist, Sie haben recht, ich hatte tatsächlich meine Zweifel, was Sie betrifft – nennen Sie es meinetwegen angeborenes Misstrauen –, aber ich habe gesehen, wie sehr Ihnen die Tiere und ihre Besitzer am Herzen liegen. « Sie räuspert sich. »Sie waren so nett zu Tripod und haben ihm ein neues Zuhause als Praxiskatze gegeben. Und dann Ginge. Die meisten Tierärzte, die ich kenne, hätten ihn eingeschläfert.«
    Ich drehe mich wieder zu ihr um, als sie fortfährt: »Ich finde, Sie sind ein ganz wunderbarer Mensch, Maz. Und eine großartige Tierärztin.«
    »Wo sie recht hat, hat sie recht«, fügt Chris hinzu.
    »Ich werde ja ganz rot«, gebe ich zurück, »danke.«
    »Wie läuft’s?«, fragt Emma ängstlich, als ich gerade anfange, die Wunde zu nähen.
    »Maz hat Freddies Bein gerettet«, meint Chris.
    »Ich höre, du hast uns etwas mitzuteilen«, sagt Izzy, und ihre Augen funkeln über der OP-Maske.
    »Es ist noch so früh«, entgegnet Emma, »deshalb wollte ich eigentlich noch nichts sagen, aber ja, ich bin endlich schwanger.«
    »Das ist ja wunderbar. Ich würde dich gern umarmen, aber …« Izzy hebt ihre blutigen Hände.
    »Das kannst du nachher noch immer«, antwortet Emma.
    »So, fertig«, sage ich, als ich kurz darauf den letzten Faden abschneide. »Die Naht steht noch unter großer Spannung. Wir behalten ihn ein paar Tage hier und schienen das Bein, damit die Sehnen in Ruhe heilen können.«
    »Ich übernehme das Verbinden«, bietet Izzy an. »Chris, du kannst Freddies Bein für mich halten.«
    »Und ich kümmere mich um die Narkose, während Maz ihren Bericht schreibt«, ergänzt Emma und holt einen Hocker, um sich neben Freddies Kopf niederzulassen. Ein paar Minuten später schaut sie auf und starrt quer über den Tisch auf Izzys Hals. »Was ist das denn?«
    Izzy, die gerade eine Binde abwickelt, hält mitten in der Bewegung inne. Sie lächelt verschämt, als sie den Diamantring hochhält, der an einem zarten Goldkettchen an ihrem Hals hängt.
    »Ich hätte nie gedacht, dass das jemals passieren würde«, sagt sie leise und wirft Chris, der unter seiner gebräunten Haut knallrot geworden ist, einen Blick zu. »Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann einen Mann kennenlernen würde, in den ich mich verliebe und der mich ebenfalls liebt. Chris und ich werden nächstes Frühjahr nach der Lammzeit heiraten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich noch viel mehr gute Neuigkeiten verkrafte«, sagt Emma lachend, und wild durcheinanderredend gratulieren wir ihnen beide gleichzeitig.
    »Freddie wird unser Brautführer«, erklärt Izzy, nachdem wir uns wieder beruhigt haben. »Maz, Sie kommen doch zur Hochzeit wieder zurück, oder? Wir hätten Sie gern dabei.«
    Ich sehe zu Emma hinüber, die Freddies Luftröhrentubus entfernt. Sie nimmt einen Wattebausch und wischt ihm den Geifer aus dem Gesicht, während er mit verwirrter Miene den Kopf hebt, als wollte er sagen: »Wie komme ich denn hierher?«
    Ich habe Emma immer dafür bewundert, dass sie genau weiß, wohin sie will, und jetzt kann ich ihrem Beispiel endlich folgen. Ich weiß ganz genau, wohin ich will. Nirgendwohin.
    »Es tut mir leid, Izzy«, sage ich und bemühe mich, ernst zu bleiben, »aber ich kann zu Ihrer Hochzeit nicht zurückkommen.«
    »Warum denn nicht?«, fragt sie.
    »Weil …« Ich spüre, dass Emma mich ansieht und ihre Lippen sich zu einem Lächeln verziehen.
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