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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss
Autoren: Cathy Woodman
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Clive und Edie, für diesen wunderbaren Leichenschmaus.« Leiser Applaus ist zu hören. Ich entdecke DJ und seine Leute, die wahrscheinlich wegen des kostenlosen Mittagessens hier sind, viele der Ladenbesitzer aus der Stadt und eine Abordnung aus dem Gartencenter, zu der auch Margaret, die Kassiererin, gehört.
    »Aber es gibt noch jemanden, dem ein besonderer Dank gebührt.« Fifi dreht sich zu mir um. »Nämlich Maz, die so hart gearbeitet hat, um Glorias Tieren zu helfen. Und das immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Vielen Dank, Maz.«
    »Ganz recht«, höre ich Clive leise sagen, und zu meiner Überraschung stimmt Fifi »For She’s a Jolly Good Fellow« an, und alle anderen singen mit – bis auf Alex’ Eltern. Alex schiebt sich neben mich und legt mir eine Hand auf den Rücken, als wüsste er, dass ich etwas moralische Unterstützung gebrauchen kann. Ich bin es nicht gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen, und erröte, als das Lied zu Ende ist und Fifi mich auffordert, ebenfalls ein paar Worte zu sprechen.
    Ich atme tief ein und frage mich, was ich sagen soll, doch als ich meinen Blick über die Gäste schweifen lasse, wird mir klar, dass es gar nicht so schwer ist. Das hier sind meine Freunde.
    »Das alles hätte ich nicht ohne Ihre Unterstützung geschafft«, beginne ich, und Tränen brennen in meinen Augen. »Jeder hat beigetragen, was er konnte. Sie haben die Familien überprüft, die ein Tier aufnehmen wollten, Sie haben mitgeholfen, die Zwinger und die Käfige zu säubern, und Sie haben Futter für die Tiere gespendet. Dafür möchte ich Ihnen allen danken …«
    Wieder ertönt Applaus, DJs Leute stoßen gellende Pfiffe aus, und Petra, die auf Robbies früherem Platz hinter dem Tresen liegt, bellt laut dazwischen.
    Ich schaue auf die Uhr. Es wird langsam spät.
    »Noch Patienten?«, fragt Alex.
    »Ich bin an der Reihe, zum Buttercross Cottage hinauszufahren – oder zu dem, was davon noch übrig ist. Wir haben noch ein paar Fallen da draußen, auch wenn wir seit ein paar Tagen keine streunenden Tiere mehr eingefangen haben.«
    »Ach so.« Dunkle Ringe liegen unter seinen Augen, und ich frage mich, ob er genug schläft. »Ich nehme an, du willst sie alle einsammeln, ehe du …« Hoffnungsvoll lässt er den Satz verklingen.
    »Ja, eigentlich schon.« Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mein Herz ist von Trauer erfüllt, denn mittlerweile bin ich mir sicher, dass auch er etwas für mich empfindet. Er hat mich aus Respekt abgewiesen, nicht, weil er mich nicht wollte.
    Ich wünschte, ich könnte mit ihm reden, ihm von Emmas Angebot erzählen und ihm sagen, dass ich mich noch nicht entschieden habe. Denn heute habe ich dank Fifi erkannt, dass ich mich hier doch zu Hause fühlen könnte.
    »Bis bald, Alex«, sage ich.
    »Ja«, antwortet er bedauernd, und als ich hinausgehe, denke ich, dass es trotz allem noch immer ein Hindernis gibt, ein Problem, von dem ich nicht weiß, wie ich es lösen soll.
    Auf dem Rückweg zur Praxis biege ich nach Longdogs Copse ab, wo jemand das Cottage mit Absperrungen eingezäunt und Schilder mit der Aufschrift »Zutritt verboten« aufgestellt hat. Ich ignoriere sie und gehe auf das Haus zu. Aus den verkohlten Trümmern wachsen schon die ersten grünen Triebe. Wiesenkerbel und Wildpflanzen mischen sich unter die wenigen überlebenden Rosenstöcke. Kaninchen knabbern am kurzen Gras auf der Koppel, und in den Bäumen des dahinter liegenden Wäldchens singen die Vögel. Trotz der Katastrophe, die hier stattgefunden hat, verspüre ich ein Gefühl des Friedens.
    Will ich wirklich zurück nach London? Will ich mir den Stress antun, an einem Vormittag vierzig Patienten behandeln zu müssen? Will ich den Ärger mit ihren Besitzern, die genauso unter Zeitdruck stehen, den Verkehr, die Massen grau gekleideter Menschen, die, immer in Eile, wie Ratten über die schmierigen Bürgersteige hasten?
    Ich gehe auf die Absperrung zu, um die Falle zu kontrollieren, und da ist er. Ein kläglich aussehender roter Kater sitzt oben auf dem Käfig. Ich frage mich kurz, ob ich nicht meine Schutzhandschuhe hätte mitbringen sollen, allerdings scheint nicht mehr viel Kampfgeist in ihm zu stecken. Er hebt kaum den Kopf, als ich seinen Namen rufe.
    »Hallo, Ginge«, sage ich leise und gehe neben ihm in die Hocke. »Izzy hat gesagt, du wärst zu clever, um in die Falle zu tappen.« Ich erinnere mich daran, wie er mich beim ersten Mal zugerichtet hat, und strecke ganz langsam die Hand aus, ehe ich ihn berühre. Er
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