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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen
Autoren: Samuel R. Delany
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ihren so sehr widersprachen. Obgleich sie Augenblicke später starb, lernte er vermutlich am meisten von ihr. Jetzt ist er in Arkor, auch wenn der nichts davon ahnt, und wartet mit ihm in den Palastruinen. Er muß erst noch zu seiner Begegnung gebracht werden.
    »Was hat der Herr der Flammen von jedem einzelnen von ihnen in Erfahrung gebracht?«
    Bis jetzt hat er gelernt, daß es ihre Einsamkeit besser zu ertragen hilft, wenn sie einander näherkommen, und wie sie zusammenkommen können. Er versteht jedoch immer noch nicht ganz, weshalb dieses Alleinsein überhaupt so schlimm für sie ist, während es doch für ihn das einzige Verlangen ist.
    »Aber die Gedichte …?«
    »Die Einheitsfeldtheorie …?«
    »Die Geschichte …?«
    »Ihr sagtet doch, wenn sie sie zu uns schaffen können, ehe der Herr der Flammen sie in seinen Besitz bringt, würden wir den Ausgang dieses größeren Krieges wissen.«
    Nun, antwortete das Dreiwesen. Jon und Alter sind nur noch Minuten von dem Besitz aller drei entfernt, während der Herr der Flammen sich am anderen Ende des Imperiums befindet.
    »Aber erst müssen sie einmal hier sein«, warf ein Delegierter zynisch ein. »Ein Imperium ist schließlich keine große Strecke für ein Wesen, das Galaxien in Mikrosekunden überbrückt.«
    Das stimmt allerdings, sagte das Dreiwesen. Seine Dreifachstimme echote. Der Sand trieb über die Wüste, als die Nacht allmählich auf die weiße Welt herniedersank und die Doppelschatten wuchsen. Wir wollen zusehen.
     
    Ein Universum entfernt runzelte Rolth Catham die Stirn und sagte: »Ich nehme an, Jon …« Er machte eine Pause, »ich glaube, diese Frage muß wohl jeder für sich selbst beantworten.«
    »Nein!« rief Alter. »Sie müssen ihm – uns – mir etwas erklären. Wofür wären Sie sonst gut? Sehen Sie denn nicht, Sie müssen uns etwas sagen können!«
    Rolth schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht.«
    »Versuch es wenigstens«, forderte ihn Vol auf. Ein angespanntes leises Lachen folgte diesen Worten, die eine Mischung aus einer drängenden Bitte und dem Befehl eines nicht Zurechnungsfähigen waren.
    »Clea«, wandte Alter sich an sie, »erinnerst du dich denn nicht, was du einmal zu mir gesagt hast, als wir gemeinsam im Zirkus arbeiteten? Du sagtest, das Wichtigste auf der Welt sei, sich vor den anderen zu rechtfertigen, wenn man zu krank, zu erledigt ist, es sich selbst gegenüber zu tun. Ich weiß natürlich nicht, ob das stimmt, aber … Kannst du denn jetzt gar nichts sagen?«
    Clea schaute verwirrt drein, ihre dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Das einzige, was mir einfällt – jeder ist frei, das zu sein, was er sein möchte, ein Mathematiker, ein Historiker, ein Poet …« Vol Nonik lachte erneut.
    Jon schüttelte den Kopf. »Das genügt nicht. Ich bin kein ausgesprochen dummer Mensch. Ich habe ausreichende physische Kraft, ich habe eine bestimmte geistige und körperliche Disziplin, aber ich bin weder Künstler, noch ein Wirtschaftsexperte, noch ein Wissenschaftler. Und zu behaupten, ich sei frei, das eine oder andere davon zu werden, ist, als sage man, ich spanne Motten vor einen Wagen und flöge damit geradewegs in die Sonne.«
    Etwas hinter den Wandanzeigen begann zu klicken, und mehrere Lichter veränderten ihre Farbe.
    »Na, du transistorisiertes Baby mit deinem elektronischen Bandwurm, hast du vielleicht eine Antwort für ihn?« fragte Vol.
    Die lakonische Antwort war »nein«. Aber das Klicken hörte nicht auf. Schließlich öffnete sich ein Fach in der Wand und drei Stöße Papier kamen zum Vorschein.
    »Rolth!« rief Clea überrascht. »Sie ist offenbar mit der Zusammenfassung fertig.«
    Catham nahm einen der Stöße hoch. »Schicksal aus der See«, las er. » Die endgültige überarbeitete Fassung der Geschichte Toromons. Ich finde, das ist ein sehr guter Titel. Nun kann ich nur hoffen, daß die Theorie auch allen Zweifeln standhält.« Er griff nach dem zweiten Stoß. »Das ist deine Einheitsfeldtheorie, Clea.«
    Sie nahm die losen Seiten. »Was ist denn der dritte Stoß?« fragte sie.
    »Ich beauftragte die Maschine, alle Gedichte Vols, die sie kannte, zusammenzustellen. Ich wollte gern eine Kopie davon.« Nun holte er die Blätter mit den Gedichten heraus. Sein nacktes Gehirn schimmerte grau hinter dem transparenten Kunststoff. Er runzelte die Stirn und drehte sich zu Jon um. »Wenn Sie ein Künstler oder Wissenschaftler wären, dann könnte ich Ihnen vielleicht helfen, herauszufinden, was Sie frei sind zu
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