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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld
Autoren: Eva-Ruth Landys
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einst solche Lust bereitet hatte. Arger stieg in ihr auf. Aaron! Und Cathy, diese Schlange! Wie hatten sie es wagen können? Obendrein waren die beiden seit jenem Tag auf Whitefell wie vom Erdboden verschluckt, die Aussicht, sie noch zu finden, war äußerst gering. Das hatte ihr zumindest der Polizeibeamte erklärt und dabei auf eine unverschämt desinteressierte Art mit den Schultern gezuckt. Isobel atmete tief durch. Der Anflug des Zorns verebbte so schnell, wie er gekommen war. Es war eben nichts zu machen gewesen und schließlich hatte sie inzwischen auch so ihren Spaß. Zumindest den Umständen entsprechend – und diese waren nicht allzu schlecht, oder? Sie sollte nicht so kindisch sein! Schließlich war sie die Ehefrau eines Parlamentariers und führte doch ein recht angenehmes Leben. Isobel drehte sich in dem zerwühlten Bett wieder auf den Rücken und sog scharf die Luft ein, als die blutigen Striemen an ihren Hüften mit den schweißgetränkten Laken in Berührung kamen. Himmel, das brannte wie Feuer! Vielleicht sollten sie doch einmal eine längere Pause einlegen, damit die lästigen Spuren ihrer Ekstasen Zeit fanden, abzuheilen. Die Schmerzen, die sie oft genug allein beim Hinsetzen empfand, ließen sie jedes Mal zusammenzucken. Schnell nahm sie ihre vorherige Position wieder ein und ließ ihren Blick erneut müßig über Havishams breite Schultern gleiten. Ach, wenn er doch nur ein wenig dunkler und schlanker wäre, etwas weniger britisch jedenfalls. Gott, der Mann war geradezu das Bild eines typischen Engländers. Sie schürzte die Lippen. Nun ja, man konnte eben nicht alles haben.
    Ihr Angetrauter war inzwischen bei seiner seidenen Halsbinde angelangt. Wie immer legte er Wert auf ein gepflegtes Auftreten. Seit er den ersehnten Sitz im Unterhaus innehatte, noch mehr. »Ich werde noch in den Club gehen. Green hat zu einer Besprechung aufgerufen. Du brauchst mit dem Dinner nicht auf mich zu warten«, sagte er.
    Isobel beschloss, ihn noch ein wenig zu ärgern. Sie seufzte vernehmlich und rieb sich dabei demonstrativ ihre geschunJene, entblößte Flanke. »Immer hast nur du deinen Spaß«, schmollte sie. »Du benutzt mich und quälst mich. Und jetzt lässt du mich einmal mehr allein. Ein grausamer Ehemann bist du! Ich wollte eigentlich heute ins Theater und ich hatte nicht vor, das allein zu tun. Wenigstens das bist du mir schuldig.«
    Vor dem Spiegel hielt Havisham in seinen Bemühungen, seine Halsbinde in eine ansprechende Position zu bringen, inne. Unstet huschte sein Blick über ihren halbnackten Körper, der nur zu deutlich die schrundigen Überbleibsel ihrer vorangegangenen Exzesse offenbarte. Isobel genoss seine aufsteigende Scham fast so sehr wie den Beischlaf zuvor, aber sie war klug genug, es nicht zu zeigen.
    »Ich ...«, er zögerte, nahm dann aber erneut Anlauf, »ich werde sehen, was ich tun kann, Isobel, du musst verstehen, dass ich als Abgeordneter gewissen Verpflichtungen nachkommen muss ...«
    »Deine Stellung hindert dich ja auch nicht daran, dich regelmäßig an mir zu vergehen!«, ätzte Isobel schnippisch. »Ich wüsste nur zu gern, wie deine Parlamentskollegen darüber dächten, würde es ihnen zu Ohren kommen.«
    »Das wagst du nicht!«
    Isobel ließ sehr bewusst einen kleinen Augenblick verstreichen. Amüsiert beobachtete sie, wie Havisham sich mit der Halsbinde nahezu erwürgte. Glaubte er wirklich, dass sie seine Anspannung nicht bemerkte? Lächerlich! »Sagen wir, ich habe nicht vor, unser kleines Geheimnis preiszugeben«, meinte sie gnädig. »Was hätte ich davon? Schließlich ist es durchaus von Vorteil, die Frau eines geachteten Mitglieds des Unterhauses zu sein. Das sollte sich eben auch dann und wann in gewissen Annehmlichkeiten niederschlagen, meinst du nicht, mein Lieber?«
    »Gewiss, gewiss!« Er entspannte sich ein wenig. »Aber ich kann es dir nun einmal nicht versprechen, dass ich rechtzeitig zu Hause sein kann. Du weißt, es ist nicht allein meine Entscheidung.«
    »Hm!«
    »Aber sollte es heute nicht gelingen, werden wir morgen ins Theater gehen, ganz bestimmt, mein Täubchen. Ich verspreche es.« Nahezu unterwürfig wartete er auf ihr Einlenken. Sie beschloss, ihn zu erlösen. Das Theater interessierte sie nicht im Mindesten. Es hatte ihr nur Spaß gemacht, ihn etwas zappeln zu sehen.
    »Morgen ist der Empfang bei Lord Durham, hast du das vergessen? Da sind wir eingeladen. Wir können unmöglich absagen. Nun, dann werde ich eben brav zu Hause bleiben und warten,
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