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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist
Autoren: N. Schwalbe
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doch immer wieder eine einzige Überraschung für mich. Ich meine, zu seinen Gästen zählten Richter, Polizeiräte, Anwälte und Politiker. Alles Personen, die täglich in der Öffentlichkeit standen und verantwortungsvolle Aufgaben hatten. Dennoch hatte man auf Jürgens Partys das Gefühl, kleine ungezogene Jungs im Faschingsrausch vor sich zu haben, an denen allesamt eine Frau verloren gegangen war. Gott, war ich der einzige Mann hier in diesem Laden? Ich musste unbedingt noch so einen Sex-Cocktail haben. Nüchtern konnte ich den Haufen nicht ertragen, zumindest nicht, ohne mich schlapp zu lachen. Nicht, dass ich kein Verständnis für meine gleichgesinnten Mitbürger hatte, aber ich stand einfach auf bodenständige, normale – schwule – Männer. Nichtsdestotrotz war der Abend nach fünf Cocktails ein gelungener. Ich unterhielt mich hervorragend, tanzte ein bisschen, aß mich durch die leckeren Fingerfoods, die ich mit Jürgen vorbereitet hatte, und landete schließlich nach Mitternacht in meinem Bett. Allein. Gott sei Dank.
       
    * * *
       
    Sechs Tage später lief ich mit Sabrinchen, meiner Kollegin von der Jugendabteilung, zur Bahn. Sie war ziemlich geknickt, da ihr Freund – so ein Schwein – sie mit ihrer besten Freundin betrogen hatte. Diese Heteros waren doch immer dieselben. Hatten ‘ne attraktive Frau an ihrer Seite und pimperten mit deren Freundin herum. Die wussten einfach nicht, wie schwer es sein kann, jemanden kennenzulernen. War ja auch kein Wunder! Die mussten einfach nur gucken, Mensch, ja, Brüste, gut, ist was zum Poppen. Meine Spezies dagegen konnte sich nicht nach Äußerlichkeiten richten. Männer hatten keine Brüste, sollten sie zumindest nicht, und bei einem Mann zu erkennen, dass er aufs gleiche Geschlecht stand, war unglaublich schwierig. Zumindest bei den Normalos.
    Als wir an die große Kreuzung kamen, kurz vor dem Bahnhof, stand er plötzlich vor uns. Neben ihm stand eine junge Frau, die irgendwie zu ihm zu gehören schien. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, Nico zu treffen. Sabrina redete ununterbrochen auf mich ein, während ich mir einen vernünftigen Satz zurechtzulegen versuchte, um ihn anzusprechen. Das war gar nicht so einfach, denn wenn eine Frau erst mal in ihrem Redeschwall gefangen war, gab es kein Bremsen mehr. Wie ein Schnellzug, der unaufhaltsam auf sein Ziel zurollte. Wollte man ihn vorher stoppen, führte das zu Entgleisungen. Ich ließ sie also reden und nickte nur hin und wieder. Die Ampel wurde grün und wir überquerten die Straße. Oh  Mann, Nico sah wieder so gut aus in seiner Uniform. Fast wie ein italienischer Pizzabäcker – in blau. Er bemerkte mich gar nicht und so schlich ich mit klopfendem Herzen an ihm vorbei in die Bahnhofshalle, während Sabrina unaufhaltsam redete. Als ich mich umdrehte, stellte ich fest, dass er uns gefolgt war und auf dem gleichen Gleis stand wie wir. Er lehnte lässig am Bonbonautomaten und starrte Löcher in die Luft. Attraktive Löcher natürlich. In einigem Abstand stand die junge, blonde Frau und wartete ebenfalls auf den Zug. Ich quatschte weiter mit Sabrina, versuchte sie mit ein paar bissigen Bemerkungen und Scherzen aufzumuntern und schaute dabei immer wieder in seine Richtung. Sabrina folgte meinem Blick.
    „Guckst du die Frau oder den Mann an?“
    Ich löste mich von seinem Anblick und grinste.
    Sabrina verstand sofort. „Das dachte ich mir schon. So tolle Männer wie du sind halt entweder vergeben oder schwul.“ Sabrina nahm sich ein Taschentuch und schnäuzte sich die Nase. „Wenn du mich fragst, er ist ziemlich attraktiv. Sieht aus wie so ein italienischer Schürzenjäger..
    Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Wie ein bodenständiger, treuer, italienischer Schürzenjäger, wenn überhaupt“, erwiderte ich, um Nico gleich wieder ins rechte Licht zu rücken.
    „Selbstverständlich“, lachte Sabrina.
    „Achtung! Achtung! Eine Durchsage! Der Zug nach Bergedorf fährt von Gleis Zwei. Ich wiederhole. Der Zug nach Bergedorf fährt von Gleis Zwei..
    Stöhnend setzten Sabrina und ich uns in Gang. Wir mussten uns beeilen, denn der Zug sollte in zwei Minuten fahren und wir mussten erst noch zum Nachbargleis laufen. Vor uns standen die Massen, die alle in den gleichen Zug wollten. Drei Eingänge waren so verstopft, dass Sabrina und ich beschlossen, weiterzulaufen. Nico schien die gleiche Idee zu haben, denn plötzlich stieg er direkt hinter mir in die Bahn. Die Türen wurden geschlossen und ich drehte
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