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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
Autoren: Heather Jarman
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brauchte sie, auch wenn Shar es nicht tat. Abermals erinnerte sich Prynn, warum sie Beziehungen aus dem Weg ging: Partnerschaften machten aus stabilen, rationalen Individuen Wesen, die sich, um ihr Verhalten zu rechtfertigen, einer Logik bedienten, die an Zeitreiseparadoxien erinnerte und einem die Hirnwindungen verknotete. Damit wollte sie nichts mehr zu tun haben.
Ein für alle Mal
.
    Oder waren die Männer an allem schuld? Vor einigen Jahren hatte Prynn etwas mit einem gutaussehenden rebellischen Kadetten angefangen, der ihr aber schnell deutlich gemacht hatte, kein Interesse an einer Beziehung, sondern nur an Sex gehabt zu haben. Hochgradig erniedrigt, hatte Prynn danach eine Kommiliton
in
angesprochen, eine Pilotin. Sie war zu der Erkenntnis gelangt, dass ihre bisherigen Katastrophen im Bereich Romantik weniger dem Pech zuzuschreiben waren als einem irreparablen Defekt des männlichen Geschlechts. Schließlich waren Männer emotionale Krüppel, wenn es um Romanzen ging, oder etwa nicht? Prynns Argumentation war einleuchtend gewesen: Vermeide das Geschlecht und du vermeidest den Fehler. Doch als sich endlich die Gelegenheit bot, die Kommilitonin um ein Date zu bitten, kamen zu Prynns eigenem Erstaunen ganz andere Worte aus ihrem Mund: »Unglaublich, was für ein Vollidiot dieser Jack DiAngelo ist, oder?« Den ganzen Abend lang hatten sie danach an der Bar gesessen und sich gegenseitig ihre Beziehungsgruselgeschichten erzählt. Seit jenem Tag war Prynn überzeugt, dass sie der alte Spruch »Männer – man kann nicht mit ihnen leben, darf sie aber auch nicht töten« bis ins Grab verfolgen würde.
    So ungern sie es sich auch eingestand, hatte sie insgeheim gehofft, der einer anderen Spezies angehörige (Quasi-)Mann Shar möge sich nicht so dumm anstellen wie seine Geschlechtsgenossen jedweder anderen Hautfarbe, planetaren Abstammung und körperlicher Form.
    Und, so seltsam es auch war, bis zum heutigen Abend war er auch perfekt gewesen. Nicht ein Mal hatte Prynn das Gefühl gehabt, ihre knospende Beziehung bereite ihm Unbehagen. Natürlich war es kurzzeitig seltsam gewesen, als Prynn das Thema vor einigen Monaten erstmals aufbrachte, doch sie hatten diesen Punkt schnell hinter sich gelassen und ihren eigenen Rhythmus gefunden, der aus gemeinsamen Mahlzeiten, Sport- und Unterhaltungsaktivitäten sowie Besuchen der Holosuite bestand.
    Nach einigen Wochen, in denen Prynn die Annäherungsversuche hatte machen müssen, hatte er die Initiative ergriffen. Auch der heutige Ausflug in die Holosuite war seine Idee gewesen. Shar schien ihre Gesellschaft zu genießen und öffnete sich zusehends. Erst kürzlich hatte er seine Gefühle über den Tod von Thriss mit Prynn geteilt und erklärt, warum er seine Bündnispartner allein nach Andor hatte aufbrechen lassen. Während sie ihm zuhörte, hatte Prynn mit ihm gelitten und begriffen, welch großes Vertrauen er ihr auf diese Weise schenkte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt jemandem so nahe gewesen war wie Shar in diesen Momenten. Ihre emotionalen Narben und chaotischen Familienverhältnisse boten ihnen massig Gesprächsstoff, doch was sie wirklich aneinander band, war das Gefühl, vom anderen tatsächlich verstanden zu werden – so, wie es nur jemand konnte, der dasselbe durchlebt und überstanden hatte. Shar bedeutete ihr etwas.
Viel sogar
, gestand sie sich ein, auch wenn es sie wütend machte.
Warum hab ich mich nur so tief in diese Sache hineinziehen lassen?
Sie löste den Trikorder von ihrer Hüfte und begann ihren Scan der
Defiant
-Hülle.
So weit sind wir schon, und doch kapiere ich erst jetzt, was eigentlich läuft. Wie sich Shar dann wohl fühlt?
    Unter Druck gesetzt. Vielleicht sogar eingesperrt. Trotz ihrer Versicherungen, nichts weiter als seine Freundschaft zu wollen.
Mach dir nichts vor, Tenmei: Für dich war dieser Holosuite-Abend ein Date. Das hat er gespürt und ihn »vergessen«, um dich nicht zu verletzen
. Sie fluchte leise, biss die Zähne zusammen und seufzte voller Selbstverachtung. Sie verdiente es nicht anders, als versetzt zu werden. Ein selbstgewähltes Weltraumexil war eine angemessene Bestrafung.
Du bist dämlich, Tenmei. Dämlich, dämlich, dämlich
.
    Sie fand den Bereich, den ihr Trikorder als Z-47 auswies, hockte sich hin und begann einen neuen Scan. In einem zwei Zentimeter durchmessenden quadratischen Teil der ablativen Panzerung hatten sich submikroskopische Hohlräume geöffnet, wodurch das Metall anfälliger für
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