Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
rückte näher. »Will, ich bin seit dreißig Jahren Detective. Und Verbrechen ? Sie sind immer emotional. Sie haben einige der Kriminellen, die ich erwischt habe, vertreten, und Sie wissen, dass Sie in der Hitze des Augenblicks, wenn Wut und Adrenalin Sie überwältigen, sehr dumme Dinge tun können. Deshalb möchte ich Ihnen nur eine Frage stellen. Haben Sie einen Fehler gemacht ?«
    »Ich weiß nicht, was Sie …«
    »Sie glauben, Sie waren perfekt, oder ?«
    »Wie bitte ?«
    »Das Leben Ihrer Frau war mit eins Komma fünf Millionen versichert.«
    »Meine Tochter hat Mukoviszidose. Wenn etwas …«
    »Das tut mir leid, aber es bleibt trotzdem viel Geld. Wie war Ihre Ehe, Will ?«
    »Gut. Sehr gut.«
    »Wirklich ? Ich habe heute Abend mit Ihren nächsten Nachbarn gesprochen. Die Tomlins haben mir erzählt, dass Sie vor ein paar Abenden einen heftigen Streit auf der hinteren Veranda hatten. Geschrien, geflucht und so weiter.«
    »Haben Sie sich noch nie mit Ihrer Frau gestritten ? Herzlichen Glückwunsch !«
    »Worum ging es bei dem Streit ?«
    »Um Geld.«
    »Um Geld.«
    »Die Mittel sind knapp. Haben Sie eine Ahnung, was die Krankenversicherung für jemanden wie meine Tochter kostet, die eine tödliche Krankheit hat ? Das kann eine Ehe belasten.«
    »Nun, das ist ja jetzt kein Problem mehr, oder ?«
    »Was ?«
    »Geld.«
    Swicegood stand wortlos auf, schaltete das Aufnahmegerät aus und verließ das Zimmer. Als die Tür sich hinter ihm schloss, blickte Will auf seine Armbanduhr. 22.47 Uhr. Seine Hände zitterten, und seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Er versucht, es mir in die Schuhe zu schieben. Du könntest deine Frau und deine Tochter verlieren. Tränen traten ihm in die Augen, als ihm zu Bewusstsein kam, dass Devi Waise werden könnte. Was ihn jedoch noch mehr quälte als der Gedanke an Gefängnis und das, was jemanden wie ihn darin erwartete, war die Möglichkeit, nicht für seine Tochter da sein zu können, wenn die Krankheit bei ihr schließlich zum Tode führte. Mit der Realität, dass Devlin in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich sterben würde, hatte er gelernt zu leben, aber während er hier in diesem Verhörzimmer saß, stellte er sich einen unseligen Morgen in einigen Jahren im Hochsicherheitstrakt von Florence vor. Ein Wachmann würde zu seiner Zelle kommen, ihn wecken und ihm durch die Gitterstäbe mitteilen, dass seine Tochter in der Nacht verstorben sei. Etwas Schlimmeres konnte er sich nicht vorstellen. Devi darf nicht alleine sterben. Das kannst du nicht zulassen. Sie ist dein Lebenszweck. Dein Herz.
    Die Tür zum Verhörraum öffnete sich. Swicegood setzte sich Will gegenüber und stellte eine dampfende Tasse Kaffee auf den Tisch.
    Er sagte : »Bevor wir fortfahren, lassen Sie mich eines sagen. Das ist mein Job. Ich verlasse mich auf meine Instinkte und folge ihnen. Das tue ich auch jetzt. Wenn Sie nichts mit der Sache zu tun haben, dann tut es mir furchtbar leid. In Ordnung, zurück zum Geschäft.«
    Er schaltete das Aufnahmegerät wieder ein, wobei er ruhiger und freundlicher wirkte. Will richtete sich in seinem Stuhl auf.
    »Sehen Sie mich an, Will.« Alles um ihn herum wurde dunkel, und er sah nur noch Swicegoods Augen. Wie Magneten hielten sie Wills Blick gefangen, mit solcher Intensität, dass es ihm beinahe wehtat zu blinzeln. »Irgendwo, tief in Ihrem Inneren«, sagte der Detective, »wollen Sie mir die Wahrheit sagen. Schon seit Langem. Ich habe in viele Augen geblickt, und ich sehe es in Ihren.« Seine Stimme war tiefer geworden, und der monotone Singsang hätte Will eingelullt, wenn die blauen Magneten ihn nicht wach gehalten hätten. »Wissen Sie eigentlich, wie gut es tut, es einfach auszusprechen, Will ? Die Erleichterung ? Wissen Sie, wie viel einfacher dann alles für Sie und Ihre Tochter wäre ? Sie sind noch jung. Wenn Sie jetzt mit mir reden, können Sie mit dem Staatsanwalt vielleicht einen Deal aushandeln.« Will spürte, wie der Detective mit seinen magnetischen Augen etwas aus ihm herauslocken wollte. Die Luft summte förmlich, so sehr wollte Swicegood es hören. Plötzlich verstand Will, wie man jemanden zu einem falschen Geständnis brachte. »Aber wenn ich erst einmal die Leiche gefunden habe, Will, dann ist es vorbei für Sie. Vielleicht schnallt man Sie auf den Hinrichtungstisch in Florence und schieben eine Nadel in Ihren Arm. Ich hoffe, Sie haben sie tief vergraben, denn die Kojoten werden sie finden. Sie riechen Aas und graben sie aus. Und irgendjemand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher