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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis
Autoren: Blake Crouch
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schrecklich schwierig für Sie sein.«
    »Ja. Es ist kaum auszuhalten.«
    »Entschuldigen Sie, dass wir sie gestört haben. Komm, Donnie.«
    »Aber sie hat doch um Hilfe gebeten, Dad.«
    Javier hockte sich hin und blickte den Jungen eindringlich an.
    Die Überwachungskameras außen hatte er bereits alle entdeckt.
    »Denk immer daran«, sagte er zu dem Jungen. »Denn das …« Er wies mit dem Daumen auf seinen Wagen, wo Rachael gegen die Scheibe schlug. »… das machen Drogen mit dir.«
    »Gott behüte«, sagte der Vater des Jungen, packte seinen Sohn an der Schulter und ging mit ihm zu einem Minivan, der an einer der hinteren Tanksäulen stand.
    Javier stieg in den Escalade. Er warf Rachael, deren Kopf auf das Armaturenbrett gesunken war, einen Blick zu.
    »Weißt du überhaupt, was du gerade getan hast ?«, sagte er.
    Im Minivan verteilte Rick Carter gerade die Getränke aus dem Starbucks an seine Frau und die Kinder. Vor ihm lag eine lange Nacht, und mit ein bisschen Glück kamen sie morgen Nachmittag in Albuquerque an.
    Er hatte gerade den ersten Schluck getrunken, als es an seine Scheibe klopfte.
    Er wandte den Kopf, und als er den Mann aus dem Escalade da stehen sah, zog sich sein Magen zusammen. Kurz überlegte er, ob er nicht einfach den Gang einlegen und wegfahren sollte.
    »Was mag er von uns wollen ?«, fragte seine Frau.
    »Das werden wir sicher erfahren.« Er ließ die Scheibe ein paar Zentimeter herunter. »Kann ich Ihnen helfen ?«
    Javier blickte auf die Kinder auf dem Rücksitz, auf die hübsche Frau des Mannes. Im Auto roch es nach Starbucks.
    »Haben Sie ein Handy dabei ?«, fragte Javier.
    »Ja, müssen Sie … ?«
    »Haben Sie den Notruf angerufen ?«
    »Äh, nein. Warum sollte ich …«
    »Sind Sie sicher ?«
    »Hören, ich verstehe nicht, was Sie …«
    Javier riss die Tür auf und schoss dem Mann ins Gesicht. Zweimal feuerte er auf den Rücksitz, damit das Schreien aufhörte, dann wandte er sich der Frau zu, die den Papierbecher in der linken Hand zerdrückt hatte. Der heiße Chai lief ihr über die Faust.
    »Na, genießt du deine geeiste, fettarme, geschäumte Chai Latte ohne Schaum ?« Er schoss ihr in die Kehle und schlug die Tür wieder zu.

8
    Auf der kurzen Fahrt ins Pima County Sheriff’s Department schwiegen sie. Das Gebäude lag verlassen da, als sie ankamen. Swicegood führte Will am nicht besetzten Empfang vorbei einen Flur entlang und blieb vor einer Tür stehen, auf der in Klebebuchstaben VERHÖR 1 stand. Drinnen befanden sich ein kleiner Tisch, drei Stühle und ein Aufnahmegerät. In einer der Ecken hing eine Videokamera an der Decke.
    Swicegood sagte : »Soll ich Ihnen ein Wasser holen ? Kaffee ?«
    »Ich will nur, dass wir so schnell wie möglich fertig werden und ich wieder zu meiner Tochter zurückkann.«
    »Klar.« Swicegood setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Will und legte eine dünne Aktenmappe auf den Tisch. Will war beinahe schon wieder nüchtern. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Ich werde unser Gespräch aufnehmen«, sagte Swicegood und drückte den Startknopf des Aufnahmegeräts. »Kennen Sie Ihre Rechte ?«
    »Natürlich.« Swicegood rasselte sie trotzdem herunter, und als er fertig war, sagte Will : »Ich verzichte auf diese Rechte.«
    Swicegood beugte sich vor. »Sie sind Strafverteidiger, nicht wahr ?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Sie haben gesagt, Ihre Frau habe in einer Klinik in Sonoyta gearbeitet.«
    »Ja.«
    »Um wie viel Uhr haben Sie sie zurückerwartet ?«
    »Zwischen zehn und halb elf.«
    »Okay, dann habe ich eine Frage. Wann beginnt ein liebender Ehemann sich Sorgen zu machen, wenn seine Frau nicht nach Hause kommt ?«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Wenn sie eine Stunde zu spät kommt ?«
    »Hören Sie …«
    »Zwei ? Drei ? Vier Stunden ?«
    »Okay, ich sehe, worauf Sie hinauswollen …«
    »Bei Ihnen liegt die Grenze vermutlich bei über sechs Stunden, aber wir werden es nie erfahren, weil sie nicht die neun eins eins angerufen haben, nicht wahr ?«
    »Soll ich es Ihnen erklären ?«
    »Ich bitte darum.«
    »Ich musste mein Plädoyer für eine Verhandlung heute früh fertig machen und habe den ganzen Abend daran gearbeitet.«
    »Wie lange ?«
    »Nach zehn bin ich an meinem Schreibtisch eingeschlafen. Als ich aufwachte, war es vier Uhr morgens. Ich habe im Haus nach meiner Frau gesucht. Ich war außer mir vor Angst, aber bevor ich die Chance hatte, den Notruf anzurufen, stand die Highway Patrol bereits in meiner Einfahrt.«
    Swicegood
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