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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman
Autoren: Barbara Wood
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Beziehung. Doch die blieben ihr versagt. Sobald ein Mann merkte, dass nicht er im Mittelpunkt ihres Lebens stand, sondern ihr Beruf, verkrümelte er sich ziemlich rasch wieder. Nach einigen Erfahrungen dieser Art hatte Candice beschlossen, Männern insgesamt aus dem Weg zu gehen.
    Insofern vermied sie es auch, den hoch gewachsenen Fremden allzu genau anzuschauen. »Was ist mit dem Professor? Wie geht es ihm? Ist er verletzt?«
    Der Mann ließ den Blick durch die Blockhütte schweifen, als ob er eine Bestandsaufnahme des Inventars machen wollte – die ägyptische Statue, der Orientteppich, die Lederottomanen, die Kübelpalmen, die Bilder und Poster vom Nil und den Pyramiden. »Er hatte einen Unfall, Dr.Armstrong. Sein Zustand ist kritisch und er fragt nach Ihnen.« Candice konnte die Züge des Mannes im Schatten der Hutkrempe kaum erkennen, sie sah nur ein markantes Kinn und einen geschwungenen Mund.
    »Warum fragt er nach mir?« Sie hatte seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr zu dem Professor.
    »Ich habe keine Ahnung. Da Ihr Telefon nicht funktioniert, wurde ich hier herauf geschickt, um Ihnen Bescheid zu geben.« Dieser Ton. Schwang da nicht ein leichter Missmut mit?
    »Ich hole meine Tasche.«
    Während der Polizist sich weiter umschaute, blieb sein Blick an dem großen Müsliriegel neben der Computertastatur hängen. Der Riegel war unberührt, ebenso wie der Becher Schokolade daneben. Ein Mitternachtssnack, der wegen einer eiligen Sache vergessen worden war. Einer E-Mail wegen, wie es aussah.
    Die Autoschlüssel in der Hand und den Finger am Lichtschalter, drehte Candice sich an der Haustür noch einmal um und schaute unschlüssig auf den Computerbildschirm mit der E-Mail, die auf den »Senden«-Befehl wartete. Es war ein letzter verzweifelter Versuch, ihre berufliche Zukunft zu retten, indem sie den skandalösen Zwischenfall an Pharao Tetefs Grab aus ihrer Sicht schilderte. Nun gut. Sie würde die E-Mail später abschicken.
    Als sie den rechten Vorderreifen ihres Wagens erblickte, seufzte sie laut auf. Ein Pfannkuchen konnte nicht platter sein, und es blieb keine Zeit, den Reifen zu wechseln.
    »Ich fahre Sie hin«, grummelte der Polizist. Ein höchst unwilliges Angebot.
    Während der Fahrt zum Krankenhaus im zehn Meilen entfernten Santa Monica gab er keine weiteren Erklärungen ab. Er trug immer noch den Hut, aber jetzt konnte Candice seine Züge besser erkennen. Sie schätzte ihn auf Ende dreißig, an beiden Mundwinkeln verliefen tiefe Falten. Die große Nase war gut geformt. Sein Profil erinnerte sie ein wenig an Pharao Thutmosis III . Nicht schlecht aussehend, dachte sie. Der Pharao.
    Der Pacific Coast Highway glich einem Albtraum. Wasser spülte über alle vier Fahrspuren, Schlamm rutschte von den Hängen herab, Blitze zuckten über den nachtschwarzen Himmel. Man konnte nicht einmal die Brandung unten am Strand erkennen, und die wenigen Autos krochen nur im Schneckentempo voran.
    Candices Gedanken drehten sich um Professor Masters. Wann hatten sie sich eigentlich das letzte Mal gesehen? Vor einem Jahr beim Lunch, als ihr gemeinsames König-Salomo-Projekt beendet war. Sie hatten zusammen gearbeitet, waren sogar Freunde geworden. Aber warum verlangte er jetzt, in dieser Situation, ausgerechnet nach
ihr?
    Sie beugte sich in ihrem Sitz vor, eine Bewegung voller Ungeduld.
    Hin und wieder musterte der Polizist seine Beifahrerin unauffällig von der Seite. Sie schien nervös. Angespannt. In Gedanken versunken. Sie sprach kein Wort.
    Für ihn war das ungewohnt. Achtzehn Jahre Polizeidienst hatten seine Sinne geschärft. Die meisten Menschen waren leicht einzuschätzen, bei den anderen brauchte es etwas länger. Candice Armstrong indes überraschte ihn. Eine rasante Fahrt durch die Nacht zu einem Krankenhaus, in dem ein Freund darnieder lag. Das führte gewöhnlich zu nervösem Geplapper. Einer Unzahl von Fragen. Zigaretten. Nur bei dieser Frau hier nicht. Sie hielt den Blick starr auf die Fahrbahn gerichtet, ohne etwas zu sehen. Die Konzentration nach innen gerichtet.
    »Jericho«, sagte sie unvermittelt.
    Der Polizist wandte kurz den Kopf. »Bitte?«
    »Das erste Mal, als ich mit Professor Masters zusammengearbeitet habe, war in Jericho.«
    Er blinzelte. Sie führte Selbstgespräche.
    Ihre Stimme hatte ihn überrascht. Sie besaß ein tiefes Timbre, klang fest und reif zugleich mit einem Anflug, der ihn unwillkürlich an Eis mit heißer Karamellsauce denken ließ.
    »Was ist dem Professor zugestoßen?«,
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