Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
in den Bergen von Malibu. Da es sich um einen Notfall handelte, hatte sich der Polizist erboten, sie trotz des Sturms aufzusuchen. Er war darauf vorbereitet gewesen, so lange an eine Tür zu hämmern, bis die Lichter angingen. Stattdessen war sie noch wach gewesen und hatte sofort geöffnet. In angespannter Aufmerksamkeit.
    Davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Beschwichtigend und geradezu anmutig beugte sie sich über den alten Mann.
    Sie musste in den Dreißigern sein, trug eine beige Wollhose mit cremefarbener Seidenbluse, am Hals mit einer altrosa Kamee verschlossen, am Handgelenk eine feine goldene Armbanduhr – sehr weiblich, dachte der Polizist bei sich, und nicht gerade typisch für eine Frau, die in Dreck und Trümmern hantierte. Ihr langes braunes Haar wurde durch eine keltische Spange zurückgehalten, doch ein paar Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Er fand sie eigenartig attraktiv, aber er war schließlich kein Experte.
    Ihre Stimme jedoch war einmalig. Weich wie schwerer brauner Honig und doch ein wenig rau.
    Candice merkte nichts von den forschenden Blicken des Polizisten. Ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Professor gerichtet, beugte sie sich noch tiefer zu ihm hinunter, um seine mühsam artikulierten Worte zu verstehen.
    »Mein Haus …«, flüsterte er. »Gehen Sie hin, Candice. Dringend. Bevor … bevor …«
    »Alles wird gut, Professor. Keine Sorge. Sie müssen sich beruhigen. Es wird alles gut.«
    Aber er wurde immer aufgeregter. »Pandora. Mein Haus.«
    »Pandora? Ist das Ihre Katze? Ihr Hund? Soll ich sie füttern? Professor, soll ich jemanden anrufen? Einen Angehörigen? Jemanden von der Universität?«
    Sein Kopf schwankte hin und her. »Nein. Nur Sie. Gehen Sie.« Er schloss die Augen. Seine Stirn furchte sich aus Schmerz oder Verzweiflung, Candice wusste es nicht zu sagen. »Der Stern von Babylon …«, flüsterte er.
    »Der was?«
    Seine Augen blieben geschlossen.
    »Professor Masters?«
    Er brachte noch drei Worte heraus. »Pandora. Der Schlüssel …« Dann verlor er das Bewusstsein.
    Als Candice neben dem Polizisten die Intensivstation verließ, fühlte sie sich elend. Der Professor hatte so klein und verletzlich gewirkt. Vor sieben Jahren noch, als sie beide in Israel zusammen arbeiteten, war er stark wie ein Fels gewesen.
    Im Fahrstuhl suchte Candice in der Tasche nach ihrem Handy. »Hoffentlich bekomme ich um diese Zeit noch ein Taxi«, murmelte sie, während sie die Auskunft wählte.
    »Ich fahre Sie nach Hause.«
    »Ich will nicht nach Hause. Ich muss erst zum Haus des Professors. Ich glaube, ich soll mich um ein Haustier kümmern.«
    »Ich fahre Sie.« Wieder so ein halbherziges Angebot, aber sie akzeptierte es.
    Sie rannten durch den strömenden Regen über den Parkplatz.
    »Bluebell Lane in Westwood«, sagte sie, als sie in den Wagen einstiegen. »Ich weiß die Hausnummer nicht, aber ich werde das Haus wieder erkennen.«
    Es lag in einer der besseren Gegenden von West Los Angeles. Eine lange Auffahrt führte zu dem großen, im Tudorstil gehaltenen Gebäude, das von sauber gestutzten Hecken, Rosensträuchern und penibel gepflegtem Rasen umgeben war. Das Haus lag im Dunkeln. Candice sprang aus dem Wagen und rannte durch den Regen davon.
    Als der Polizist sie an der Haustür einholte, suchte sie bereits fieberhaft in Pflanzenkübeln und unter der Fußmatte nach dem Schlüssel. »Er hatte etwas von einem Schlüssel gemurmelt. Ich kann ihn aber nicht finden.«
    Es gab keinen Schlüssel, aber wie sich herausstellte, war die Haustür nicht verschlossen.
    Als sie in der unbeleuchteten Halle standen, rief Candice: »Hallo, Miezekatze. Pandora? Pandora? Hallo?«
    Sie lauschte auf ein begrüßendes Miau, auf das leise Tappen von Pfoten auf einem Marmorboden. Aber da war nichts als Stille, die gelegentlich von einem Donnergrollen durchbrochen wurde.
    Sie wagte sich weiter ins Innere des Hauses vor. Schaute in dunkle Räume, spähte in schattige Korridore, fühlte sich wie ein Eindringling, während sie unverdrossen »Pandora!« rief. »Pandora! Hier Miezekatze!« Erneut stiegen Erinnerungsfetzen in ihr auf: die Tage bei dem Salomo-Projekt, das Aroma von des Professors Pfeifentabak, seine melodische Stimme, mit der er so weise von lang vergangenen Kulturen sprach. Sie betete insgeheim, dass es ihm bald wieder gut gehen möge. Nach Aussage der Krankenschwester war die Haushälterin anwesend gewesen, als er den verhängnisvollen Sturz tat. Anderenfalls, du lieber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher