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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Weg schlängelte sich von der Küstenstraße einige Kurven hinunter auf eine schmale, bewaldete Landzunge. Wie überall im Nordwesten von Los Angeles waren auch hier die Spuren der großen Waldbrände vom vergangenen Herbst deutlich zu sehen. Viele Bäume trugen allerdings trotz ihrer schwarzen Stämme schon wieder saftige, grüne Triebe.
    »Toll, was die Natur kann«, meinte Justus nachdenklich, während Bob seinen Käfer sicher die enge Straße entlang chauffierte. »Vor einigen Monaten hat es hier noch ausgesehen wie in einer toten Marslandschaft.«
    Allmählich wich der Wald von der Straße zurück. Wiesen und Äcker schoben sich vor, immer öfter tauchten allein stehende Häuser von offenbar wohlhabenden Leuten auf. Hinter einem kleinen Dorfzentrum rückte sogar die Betonsilhouette eines zwölfstöckigen Gebäudes auf, von dessen Dach herab riesige Lettern den Namen des Hotels verkündeten: ›Pacific Beach‹.
    »Das ist es«, sagte Bob. Justus protestierte lautstark, bis er hinzusetzte: »– noch nicht.«
    Gleich dahinter wurde die Landschaft wieder idyllisch. Justus war zufrieden. Lys hatte nicht zu viel versprochen, als sie ihm die Gegend beschrieben hatte: »Viel Natur, viel Ruhe, null Verkehr. Schlicht schön.«
    »Da drüben!« Bob entdeckte die große Villa als Erster. Wie ein englisches Tudor-Schloss stand das dreistöckige Gebäude in einem großen, von wuchtigen Hecken umgebenen Park. Er zuckte zusammen, als ihm einfiel, dass ihm die Rolle des Gärtners zugedacht war. Wenn der Park nicht gepflegt war, würde er da jede Menge Arbeit finden. Er entschloss sich, den Fall im Blitztempo zu lösen, umso schneller konnte er diesem Arbeitsplatz wieder den Rücken kehren. Andererseits, dachte er mit einem Blick auf das Anwesen, so übel sah das alles gar nicht aus.
    An der rechten Seite des großen, geschwungenen Einfahrtstors war ein dezentes goldenes Schild angebracht. ›Amandas Old Star‹ stand in Schnörkelschrift darauf zu lesen. Sie fuhren durch eine kurze Allee auf das Portal zu. Näher betrachtet, machte das Gebäude einen nicht mehr ganz so hochherrschaftlichen Eindruck. An einigen Stellen bröckelte der Sandstein. Etliche von den mannshohen Figuren, die das Dach über dem Portal trugen, hatten fast keine Gesichtszüge mehr.
    »Umweltverschmutzung«, stellte Justus mit Kennermiene fest. »Aber wer das renovieren will, muss ein Vermögen hineinstecken.«
    Bob brachte den Wagen auf dem weißen Kies zum Stehen. Sie stiegen aus und gingen mit knirschenden Schritten auf die breite, schwere Flügeltür zu.
    »Oder müssen wir durch den Dienstboteneingang?«, fragte Bob grinsend.
    »Das war mal. Den gibt’s nicht mehr«, sagte Justus.
     
    Amanda Black mochte Mitte sechzig sein. Ihre weißen Haare hatte sie zu einem Kunstwerk aufgetürmt, das von ferne an den Turmbau zu Babel erinnerte. Justus betrachtete den stark geschminkten Mund und die ebenfalls sehr energisch nachgezogenen Augenbrauen und überlegte, dass diese Haartracht beim Schlafen ziemlich störend sein musste. Oder aber Mrs. Amanda Black vernichtete die kunstvolle Frisur abends und verwandte jeden Morgen eine ganze Menge Zeit vor dem Spiegel, um sie wieder in die übliche Form zu bringen.
    »Mein Name ist Justus Jonas«, sagte er und deutete eine Verbeugung an, die der hinter ihm stehende Bob nicht für besonders gelungen hielt. »Und das hier ist mein Freund Bob Andrews.«
    Amanda thronte in ihrem Büro hinter einem ausladenden Schreibtisch und winkte die beiden auf zwei altertümliche Stühle. Altertümlich, das hatten Justus und Bob gleich bemerkt, war vieles in diesem Haus, das offensichtlich Ende des vergangenen Jahrhunderts erbaut worden war. Aber es wirkte heimelig. Gar nicht dazu passen wollte die Ritterrüstung, die gleich neben Amandas Schreibtisch stand. Mit ihrer leicht angerosteten Hellebarde sollte sie wohl dem Besucher signalisieren, dass es besser war, sich mit der Herrin des Hauses gut zu stellen.
    »Ihr seid also diese berühmten Detektive«, stellte Amanda fest. Es klang etwas irritiert. Vielleicht, dachte Justus, hat sie Nero Wolfe erwartet oder Mike Hammer. Aber Amanda würde noch dahinterkommen, dass die auch nicht besser waren als sie.
    »Ganz recht«, antwortete Justus. »Eigentlich sind wir zu dritt. Aber ein Kollege arbeitet derzeit auch an einem Fall.« Er hatte lange überlegt, bis ihm diese Formulierung eingefallen war. So musste er jedenfalls nicht lügen. »Lys de Kerk hat uns bereits ausführlich informiert.
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