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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel
Autoren: Lotte Kinskofer
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Jamina auf den Gehsteig.
    »Sorry.«
    »Du mich auch.«
    »Sei doch nicht sauer!«
    »Hallo? Du hast mich versetzt.«
    Jamina sah die Blicke der Mitschüler. Der bewundernde Blick von Jonas galt nicht ihr, sondern Yoyo. Und der neidisch-kritische von Leonie richtete sich auch auf ihre Begleiterin. Yoyo packte sie am Arm.
    »Wenn ich sage, es tut mir leid, dann mein ich das auch so.«
    »Denkst du, ich tanz gleich, nur weil du da bist?«
    Sie maßen sich mit Blicken. Tatsächlich senkte Yoyo die Augen als Erste, was Jamina sehr wunderte. Sah sie wirklich ein, dass sie Mist gebaut hatte?
    »Darf ich's wenigstens erklären?«
    »Versuch's.«
    Yoyo machte eine Pause, zündete sich eine neue Zigarette an, schüttelte den Kopf.
    »Das klingt so bescheuert, das glaubst du nie.«
    »Dann lass es.«
    Mit Mühe verkniff Jamina sich ihre Fragen: Warum hast du nicht zurückgerufen? Warum nicht die kleinste SMS? Damit hätte sie doch nur gezeigt, wie wichtig Yoyo in so kurzer Zeit für sie geworden war. Und für einen Moment musste sich Jamina eingestehen, dass sie sich sogar gefreut hatte, Yoyo vor der Schule zu sehen. Bei aller Wut. Bei aller Enttäuschung. Sie war wieder da.
    Ob sie wirklich einfach gehen wollte – ohne Yoyo? Jamina wusste es nicht. Sie machte ein paar Schritte und hoffte, Yoyo würde sie aufhalten. Was diese auch tatsächlich tat. Wie ich diese Spielchen bei anderen immer gehasst habe, dachte Jamina.
    »Ich war – es ging mir einfach total scheiße.«
    Jamina war überrascht, wie einfach und doch dramatisch diese Erklärung klang.
    »Du hättest mich doch trotzdem anrufen können.«
    »Hab mich nicht getraut.«
    Jamina glaubte, sie habe sich verhört. Yoyo sah sie an wie ein kleines Mädchen, das etwas angestellt hat.
    »Ich dachte, du kennst mich bloß cool und stark. Wenn ich dann nur noch ein Häufchen Elend bin, dann …«
    Yoyo sah wirklich verzweifelt aus.
    »Du meinst, ich find dich blöd, wenn du traurig bist?«
    »Vielleicht findest du mich sowieso blöd.«
    »Und warum treffe ich mich dann mit dir? Warum schicke ich dir SMS und quatsche dir ständig auf die Mailbox?«
    »Sag du's mir.«
    »Weil wir Freundinnen sind. Das dachte ich jedenfalls.«
    »Wirklich?«
    Jamina war erstaunt über Yoyos plötzliche Unsicherheit. Natürlich waren sie Freundinnen. Zweifelte Yoyo daran? Okay, sie kannten sich erst seit Kurzem, aber sie hatten doch schon einiges miteinander erlebt. Yoyo hatte sie aus einer ziemlich blöden Situation gerettet. Sie hatte gelernt, das Leben mit den Augen dieses Mädchens zu sehen. Auf einmal war so vieles möglich gewesen.
    »Beweise mir, dass wir Freundinnen sind.«
    Yoyos Augen blitzten, als hätte sie etwas ganz Besonderes vor.
    »Um sechs Uhr muss ich zu Hause sein«, sagte Jamina.
    »Das schaffen wir.«
    »Verrätst du mir, worum's geht?«
    »Wenn du meine Freundin bist, solltest du mir auch vertrauen. Wir machen einen kleinen Ausflug.«
    Jamina blieb die Luft weg, als sie sah, worum es ging.
    Hey, das ist doch nicht so schlimm. Du wirst richtig festgebunden. Kein Risiko dabei. Echt wahrscheinlicher, dass du auf der Straße überfahren wirst. Und es ist ein super Feeling. Vor allem, wenn man's zu zweit macht. Das schweißt richtig zusammen. Da werden wir unverwundbar. Wenn wir diese Angst besiegt haben, die Angst vor der Höhe und vor dem Fall, dann kann uns keiner mehr was.
    »Ich will nicht springen.«
    »Es ist ein Geschenk von mir, du kannst es nicht ablehnen.«
    »Ich glaub, man braucht eine Genehmigung der Eltern, wenn man noch nicht volljährig ist.«
    »Hab ich.«
    Jamina starrte Yoyo verblüfft an, doch die grinste nur.
    »So eine kleine Unterschrift ist doch kein Problem, oder?«
    Die Fußfessel an den Knöcheln, an ihr hing beim Fallen das Leben wie am seidenen Faden. Die Gurte am Oberkörper, die sie zusammenhielten. Ganz nah standen sie, auf wenige Zentimeter Entfernung konnte sie Yoyo in die grünen Augen sehen.
    »Nicht so hektisch atmen, Jamina. Ich spür das. Das geht ja so schnell, als würde ein Hund hecheln.«
    »Ich hab Schiss.«
    »Musst du nicht, ich bin bei dir.«
    Yoyo legte den Arm um sie.
    Langsam fuhren sie nach oben. Zehn Meter, zwanzig, dreißig … fünfzig. »Schau mal, heute ist super Wetter. Man kann sogar die Berge sehen.«
    Yoyo deutete in die Ferne, aber Jamina machte schnell die Augen zu. Sie wollte nicht sehen, wie sie immer höher kamen bis zu dem Punkt, wo sie springen sollten, mussten …
    Gab es noch einen Weg zurück? Konnte sie noch
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