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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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Constantin.
    Rosie verkrampfte die Hände. Wie würde ihr Leben nach der Trennung von Constantin aussehen? Konnte sie einfach weggehen, als wären diese Wochen mit ihm nie gewesen? Ihre Kehle brannte, aber sie wollte ihre Angst nicht zeigen. “Das ist ja nun egal, nicht? Wir können sofort die Scheidung einreichen.”
    Constantin erstarrte. In seinem Gesicht arbeitete es. “Ich will keine Scheidung.”
    Rosie spürte eine große Bitterkeit in sich aufsteigen. “Und ich will nicht deine Frau sein, bloß weil du glaubst, den Willen meines Vaters erfüllen zu müssen.”
    Er sah sie ungläubig an. “Das ist nicht der Grund, Rosie.”
    Sie merkte, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. “Wie auch immer, ich packe jedenfalls meine Sachen.” Wie gehetzt rannte sie die Treppe hinauf.
    Rosie war so aufgewühlt, dass sie nicht auf die leise, verführerische Stimme in ihrem Innern hörte. Constantin bot sich ihr auf dem Silbertablett an. Warum nahm sie nicht an? Stolz war ein kühler Bettgenosse. Verzweifelt bedeckte sie ihre tränenerfüllten Augen mit den Händen.
    “Rosie …?”
    “Ich bleibe nicht bei dir, auch wenn du noch so fantastisch im Bett bist!” stieß sie ohne nachzudenken hervor.
    Constantin schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sein schlanker, kräftiger Körper war angespannt, er starrte Rosie finster an. “Aber diese Anziehung könnte ein Anfang sein, ein Grundstein …”
    “Letzte Nacht nanntest du mich kalt und berechnend!” erinnerte sie ihn grimmig.
    “Rosie …” Er senkte den Blick. “Das habe ich nicht wirklich gemeint. Ich … ich war …” Hilflos brach er ab.
    “Ja? Was?”
    “Verletzt. Du hast mir einen furchtbaren Schlag versetzt”, brach es aus ihm heraus. “Ich dachte, jetzt kämen wir uns endlich näher, und da musste ich erkennen, dass du eine ganz andere warst. Und dann wache ich mit einem fürchterlichen Kater auf und weiß, du bist immer noch …”
    “Denkst du noch immer, ich sei ein berechnendes Biest?”
    Frustriert hob Constantin die Arme. “Natürlich nicht! Das habe ich nicht so gemeint!”
    “Es hat sich aber ganz so angehört.” Rosie begann, Schubladen zu öffnen.
    “Letzte Nacht glaubte ich, du müsstest mich hassen. Ich habe keine Übung darin, meine Gefühle auszudrücken. Da ging ich zum Angriff über. Ich konnte nicht mehr klar denken. Erst heute Morgen kam ich zur Besinnung, aber du warst verschwunden …”
    Rosie nahm den gequälten Ton wahr, aber sie wollte Constantin nicht ansehen. Mit zitternden Händen warf sie ihre Sachen aufs Bett.
    In die angespannte Stille hinein piepste das Handy. Automatisch antwortete Constantin. Rosie hörte, wie er in einer fremden Sprache sprach. Irgendwann sagte er ganz deutlich “Cinzia”, und Rosie wurde von kalter Wut gepackt. Sie stürmte auf Constantin zu, riss ihm das Gerät aus der Hand und warf es in die Karaffe mit Wasser auf dem Nachttisch.
    “Du kannst mit Cinzia telefonieren, sobald ich weg bin, nicht vorher!” fauchte sie. “Ich wünschte, ihr würdet beide in der Hölle schmoren. Ihr Mann soll euch erwischen und dich umbringen!” Zornbebend wandte sie Constantin den Rücken zu. Sie wusste nicht, was sie von seinem Schweigen halten sollte.
    “Cinzia und ich haben uns vor Jahren getrennt. Wir sind gute Freunde”, erklärte er wie beiläufig. “Ich habe Anton und Thespina in dem Glauben gelassen, die Affäre liefe weiter, weil die beiden mich ständig mit passenden jungen Frauen verheiraten wollten. Cinzia spielte mit, und dafür bin ich ihr dankbar.”
    Rosie atmete tief durch. Beschämt sah sie zu dem schwimmenden Handy hinüber.
    “Du brauchst auf Cinzia nicht eifersüchtig zu sein, das ist längst vorbei.”
    Aufgebracht protestierte sie: “Ich bin nicht eifersüchtig!”
    “Wie du meinst”, gab Constantin friedfertig zurück. “Ich erlebe nur, dass du jede Frau in meiner Nähe anzischt wie eine gereizte Giftschlange.”
    “Ich habe bloß die Rolle der Ehefrau gespielt.”
    “Du sollst keine Rollen mehr spielen. Wenn du jetzt gehst, werde ich das Gefühl haben, mein Leben wäre zu Ende.”
    Rosie traute ihren Ohren nicht. Sie wischte sich über die nassen Wangen und drehte sich um. Durch einen Tränenschleier nahm sie Constantins dunkle Augen wahr, die voll Sehnsucht und Hoffnung waren. Sie zitterte.
    “Ich weiß, du hängst noch immer an Maurice”, sagte er rau. “Aber ich glaube, das wird sich legen, wenn ich nur Geduld habe. Ich kann es nicht ertragen,
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