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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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schien hell der Mond.
    Rosie sah, wie verspannt Constantins Schultern waren, und es rührte sie. Er hatte ihr Schweigen für Bosheit und Rachdurst gehalten. “Es tut mir Leid, vielleicht hätte ich das Ganze längst klarstellen sollen. Aber du wolltest ja nicht hören”, rechtfertigte sie sich.
    Constantin wandte sich abrupt um und kam auf sie zu. Er nahm sie bei den Schultern und sah sie durchdringend an. “Du warst noch Jungfrau, aber du wärst lieber gestorben, als mir gegenüber zuzugeben, dass du nichts mit Anton hattest. Du hast mich ins Messer laufen lassen. Du bist kalt und berechnend, und ich war ein ausgemachter Narr, das nicht zu merken!”
    Die Tür schlug hinter ihm zu. Rosie stand da, und die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Eben noch war sie in seinen Armen eingeschlafen. Sie war glücklich gewesen. Wie albern. Constantin war phantastisch im Bett und konnte einer Frau das Gefühl geben, sie sei etwas Besonderes. Und das war alles. Das hieß keineswegs, dass er in sie verliebt war oder diese Ehe auf eine konkrete Basis stellen wollte.
    Und nun verabscheute er sie. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass der Beweis für Antons Vaterschaft eine so niederschmetternde Wirkung auf ihn haben könnte. Sie hatte gedacht, er würde sich anschließend sogar bei ihr entschuldigen.
    Constantin schuldbewusst, demütig, beschämt? Das passte nicht zu ihm. Trotzdem, hatte sie sich nicht insgeheim auf den Moment gefreut, in dem er sie um Verzeihung bitten musste? Doch dabei hatte sie Constantins Charakter nicht beachtet. In ihrem verletzten Stolz und ihrer Verunsicherung war sie egoistisch und unsensibel gewesen. Er dagegen war stets offen und ehrlich mit ihr umgegangen. Jawohl, ihr Schweigen war hinterhältig, und sie konnte es Constantin wirklich nicht verübeln, dass er ihr hässliche Motive unterstellte.
    Lange ging Rosie im Zimmer auf und ab. Das schlechte Gewissen ließ ihr keine Ruhe. Irgendwann stellte sie fest, dass es drei Uhr morgens war. Ob Constantin schlief?
    In ihrem dünnen Baumwollnachthemd schlich sie über den Flur und öffnete seine Tür. Der Mond schien auf das unberührte Bett. Im Erdgeschoss bemerkte sie einen schmalen Lichtstreif unter der Wohnzimmertür. Sie zögerte. Was wollte sie ihm überhaupt in dieser Situation sagen? Dass sie unsäglich in ihn verliebt war?
    Momentan hasste Constantin sie. Und selbst wenn er seine Abneigung überwand, würde er bei einem Liebesgeständnis schleunigst das Weite suchen. Ein Mann, der nie geliebt hatte, der keine Gefühlsbindung eingehen wollte, konnte vor einer verliebten Frau nur weglaufen.
    Rosie hob das Kinn und öffnete die Tür. Eine einzige Lampe brannte, es war schummerig im Raum. Constantin lag auf dem Sofa. Er murmelte etwas auf Griechisch, Rosie schlich näher. Mühsam hob er die dichten Wimpern, er schien sie kaum zu erkennen.
    “Constantin?”
    Er blinzelte, zog langsam die Augenbrauen zusammen und antwortete in seiner Muttersprache. Sein Haar war durcheinander, auf dem Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Und sein Blick war von solcher Trostlosigkeit, dass es Rosie durch und durch ging. Sie kniete neben dem Sofa hin und nahm seine Hand. “Es tut mir so Leid …”
    Im Hintergrund des Zimmers bewegte sich etwas, Rosie schrak zusammen. Dimitris stand von einem Stuhl hinter der Tür auf. “Ich kümmere mich schon um ihn, Mrs. Voulos.”
    “Ist er krank?” Erst jetzt nahm sie den Alkoholgeruch wahr. Auf dem Teppich lagen eine Whiskyflasche und ein leeres Glas. “Ist er … ich meine …”
    “Er hat etwas zu viel getrunken. Gehen Sie ruhig wieder schlafen”, erklärte Dimitris ausdruckslos. “Ich bleibe bei ihm.”
    “Kommt das öfter vor?” fragte Rosie besorgt. Sie legte die Hand besitzergreifend auf Constantins Hüfte.
    “Ich habe ihn noch nie so erlebt.” In der Art, wie der Leibwächter sich schützend über den Kopf seines Chefs beugte, als wäre Rosie eine Bedrohung, zeigte sich deutlich seine Ablehnung.
    Doch sie ließ sich nicht so einfach wegschicken. “Wovon spricht er?” wollte sie wissen, als Constantin wieder zu murmeln begann.
    “Hasen”, erwiderte Dimitri kurz angebunden.
    “Hasen?” wiederholte Rosie ungläubig.
    “Ich bringe ihn jetzt ins Bett.” Dimitris wollte Rosie beiseiteschieben.
    “Ich helfe Ihnen.”
    “Danke, aber das ist nicht nötig.”
    Gegen diese unverhohlene Feindseligkeit kam sie nicht an. Sie gab nach. Zudem wäre es Constantin sicher nicht recht, dass sie ihn in diesem Zustand
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