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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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zahlreich war … Ein Segen für den ahnungslosen Seelenzwilling, der in diesem Fall sein Leben nicht verlor. Wobei es falsch wäre zu sagen, die jungen Leute wären zum Tod verurteilt. Sie starben nicht bei dem Ritual, sondern wurden zu Dämonen gewandelt. Zu Seelenlosen, deren Anwesenheit allein garantierte, dass die Magie in Udeah erhalten blieb.
    Calael wollte Jason nicht opfern, doch er konnte sein Volk nicht im Stich lassen. Jeder Magier stand vor dieser Entscheidung, sobald sein einundzwanzigster Geburtstag gekommen war.
    Traurig ließ Calael den Kopf hängen. Ihm blieb keine Wahl. Der junge Mann, der ihm sehr ans Herz gewachsen war, den er mit seinem eigenen Leben beschützt hatte, damit er nicht vor seiner Zeit starb, würde morgen zu den Dämonen übergehen.
    „Quälst du dich?“
    Calael lächelte, als Nirta sich zu ihm setzte. Seine ältere Schwester war ein Biest, wie es im Buche stand, kompliziert und nervtötend. Aber sie ließ niemals jemanden hängen, der in Not geriet und manchmal, so wie jetzt, überraschte sie Calael mit ihrer Einfühlsamkeit. Nirta sah aus wie eine Porzellanpuppe mit ihren feinen, sehr hellen Gesichtszügen, den himmelblauen Augen, den goldenen Ringellöckchen und ihrer scheinbar zerbrechlichen kleinen Gestalt. Es war unmöglich, ihr böse zu sein, wenn sie einen anlächelte, gleichgültig, was sie getan hatte. Eine Art von natürlicher Magie, die sie schamlos zu ihrem Vorteil nutzte.
    „Denk nicht an das Ritual“, murmelte sie und nahm Calael liebevoll in die Arme. „Denk an den Sonnenaufgang. Nur daran. Du weißt, egal wie furchtbar es ist, es wird vorbeigehen.“
    Calael lehnte sich steif an die zarten Schultern, ließ sich von dem Rosenduft seiner Schwester umhüllen. Er war dankbar, dass er nicht sprechen musste. Es gab nichts zu sagen. Es gab keinen Trost. Jason würde sterben … Nirta war stark genug, ihn mit all ihrem Kummer zu halten, solange er sich seiner Schwäche hingab.
    Da spürte er plötzlich Schmerz in seiner Brust, der Saphir begann heftiger zu pulsieren: Das Warnsignal, dass Jason sich in Lebensgefahr befand!
    Ohne nachzudenken riss Calael das prachtvoll verzierte Kurzschwert aus der Rückenscheide und rannte zum Spiegel. Seine Gedanken waren fest auf Jason fixiert. Die Magie des Seelensteines, von dem er sich niemals trennte, ermöglichte es ihm, zwischen den Welten zu wandeln und dabei jegliche spiegelnde Fläche als Tor zu benutzen.
    Als er in Jasons Zimmer stürmte, spürte er kurz eine dämonische Präsenz, die anhaltende Angst seines Bruders – und dann nichts mehr. Jason war im Limbus zwischen den Welten gelandet!
     

 
     
    Jason stieß ein verdutztes Grunzen aus, als er nicht wie erwartet gegen den Spiegel prallte. Gleich darauf war er damit beschäftigt, nicht der Länge hinzuschlagen, denn eigentlich hätte ihn der Schrank bremsen sollen. Daher stolperte er ungelenk quer durch ein fremdes Zimmer, bis er gegen etwas stieß, das wie eine überbreite Kiste mit Matratze aussah, und hilflos darauf plumpste. Einen verwirrenden Moment lang lag er da, während ihm gleichzeitig durch den Kopf ging, dass er wenigstens weich gelandet war und er endlich die Polizei rufen musste. Mit einem Ruck setzte er sich auf, gerade rechtzeitig, um in dem Spiegel gegenüber einen Schatten zu erkennen. Aus dem Schatten wurde Mijos Spiegelbild und plötzlich trat Mijo aus dem Spiegel, als wäre der nichts weiter als eine Tür. Fassungslos saß Jason auf dem Bett und starrte Mijo an. Der Junkie-Biker-Dämon-Irre breitete die Arme aus und rief lautstark:
„Willkommen in Udeah, bevölkert von den schrecklich schönen Dämonen und den liebreizenden Schutzengeln, die dich abschlachten wollen! Willkommen!“
    „Wo … wo sind wir?“ Ratlos hockte Jason da und schaute sich um. Das Zimmer war mit einem Schrank, einem Tisch und einem unbequem aussehendem Stuhl sowie dem Bett eingerichtet, auf dem er saß. Alle Möbelstücke waren weiß. Ebenso der glatte Fußboden und die schmucklosen Wände, aus denen irgendwie Licht zu sickern schien. Jedenfalls konnte Jason keine Lampe in dem fensterlosen Raum erkennen. Es gab keinerlei Dekorationsstücke, weder Bilder, Fotos noch Figuren. Der ganze Raum wirkte kahl und steril.
    „Und? Gefällt dir mein Zimmer? Ein bisschen protzig vielleicht, aber warum verstecken, was man hat?“
    Protzig? Wenn das protzig war, wusste Jason auch nicht mehr weiter.
    „Wo sind wir?“, fragte er und betonte jedes einzelne Wort.
    „Verdammt! Warum hat
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