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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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und zeige wenigstens einmal ein bisschen Würde.
    Würde war allerdings etwas, das schlagartig vergessen wurde, sobald man Mijo ansah.
     
    Calael musterte Jason, der sich tapfer hielt. In etwa so wie jemand, der zum Tode verurteilt war und zum Hinrichtungsplatz marschierte. Der Anblick war zu schmerzhaft, darum wandte er sich zu den anderen um. Als er Mijo anschaute, verschwamm plötzlich alles. Das Bild eines anderen Mijos tauchte auf, ein abgemagerter, verhärmter Mijo mit toten Augen. Er kniete am Boden, hielt die Bernsteinkugel mit der Haarsträhne in der einen Hand – und eine Pistole in der anderen.
    „Tut mir leid um deine Magie, Andina, ich kann nicht mehr. Ich hätte mit ihm zur Erde gehen sollen. Oder ihn festhalten. Ich kann nicht ohne meinen Krümel “, flüsterte er, gab der Kugel einen Kuss – und drückte ab.
    Schockiert stand Calael da. Er hatte eine Vision gehabt! Viele Magier, vor allem die hoch talentierten, entwickelten nach dem Ritual eine magische Spezialität. Bei Nirta war es die Traumprojektion, bei Andina die Manipulation des Geistes. Seine war offenkundig Visionen von der Zukunft.
    Sein Verstand raste. Niemand wusste mit Sicherheit, was solche Visionen bedeuteten. Manche sagten, dass sie erst eintrafen, wenn man versuchte das gesehene Ereignis zu verhindern. Aber in diesem Fall war es wohl eindeutig Jasons Rückkehr zur Erde, die Mijo in den Selbstmord getrieben hatte.
    Ohne Mijo würde Andina ihre Magie verlieren und für ihn wäre der Weg frei zur Macht. Genau das, was er sich immer für sein Leben vorgestellt hatte.
    Er wandte sich Mijo zu, dessen Augen fast so leer schienen wie in seiner Vision. Blickte zu Sharnak, der wiederum ihn sehr genau beobachtete. Ob der Alte ihm die Vision geschickt hatte? Nein, das hätte er gespürt. Es war seine eigene Magie gewesen, da war er sich sicher.
    „Ich werde dich unendlich vermissen, Nirta. Vergib mir“, flüsterte er seiner Schwester zu und umarmte sie kurz. Entsetzt starrte sie ihn an, als er sie zurückstieß und einen Energieblitz vor Jasons Füße schoss, der den jungen Mann rückwärts taumeln ließ.
    Dann stürzte er sich durch das Portal.
    „Ich bin stolz auf dich, Junge“, hörte er Sharnak in seinem Kopf. Von Jason empfing er hektisches Gefühlschaos, das sein eigenes spiegelte. Er nahm den Seelenstein in die Hand, den er sein ganzes Leben lang getragen und gehütet hatte. Den würde er verlieren. Genau wie seine Heimat, seine Magie, seine Schwester, seine Freunde … Einfach alles.
    Noch kann ich zurück.
    Nein. Das war ausgeschlossen. Eigentlich hatte er schon gewusst, dass er diesen Weg gehen wollte, als er Jason auf dem Opferblock hatte liegen sehen, daneben Mijo, der vor Angst halb wahnsinnig wurde. Spätestens nach Andinas Eröffnung, dass er als ihr Prinzgemahl fungieren sollte, war er sich beinahe sicher gewesen. Die Vision war nur der letzte Schubs in diese Richtung. Visionen wollte er nicht durchleiden, das war eine Form der Magie, die nichts als Elend über alle Beteiligten brachte. Dann lieber keine Magie mehr!
    Er wischte sich die Tränen ab und konzentrierte sich auf Sharnaks Stimme, die er im Hintergrund murmeln hörte. Die Seelensteine mussten genau im richtigen Augenblick geworfen werden, sonst würden sie aneinander vorbeifliegen statt sich zu treffen und zu explodieren. Warum dauerte das so lange? Konnten die anderen sich nicht mit seiner Entscheidung abfinden und einfach loslegen?
    „Halte dich bereit, Calael und bring dich sofort in Sicherheit, nachdem du geworfen hast. Sämtliche Spiegelflächen in deiner Nähe, die nicht verhüllt sind, werden explodieren. Ich soll dir von deinen Freunden sagen, dass sie unendlich dankbar sind und dich niemals vergessen werden. Und Nirta lässt ausrichten: Sag dem Idioten, dass ich ihn liebe und für seinen Mut bewundere.
    Sie hatte es selbst tun wollen und nicht die Kraft gehabt, nachdem sie mit Andina zusammengefunden hatte.“
    „Sag ihr, ich hätte es ihr nicht verziehen, wenn sie sich unglücklich gemacht hätte. Sie wird in Udeah gebraucht, viel mehr als ich.“
    „Halt dich bereit … Und gib nicht auf, Calael. Dein wahres Leben hat gerade erst begonnen.“
    „Was?“
    „Drei … zwei … eins … JETZT!“
    Calael blieb keine Wahl. Er schleuderte den Stein und damit alles, was er liebte von sich und fuhr danach herum. Sein Sprung, obwohl er blind und ziellos durch das Weltentor gegangen war, hatte ihn in die kleine Eigentumswohnung geführt, die er als Norris
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