Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
Seelenzwillinge den vollkommenen Pakt schließen konnten, war der erste Schritt in eine gemeinsame Zukunft geschafft.
    Mittlerweile war Oikos-City verlassen und Preside Hill optisch kaum wiederzuerkennen. Magie wurde genutzt, um Lebensmittel anzubauen, wobei man recht kreativ vorging: Es gab modifizierte Sträucher, die mit Milch gefüllte Nüsse von der Größe einer Wassermelone trugen, andere, deren erbsenschotenähnlichen Früchte Fleischgeschmack besaßen, Bäume, deren Rinde lederartige Eigenschaften hatten und vieles mehr. Nutzvieh hielt sich niemand – die Spiegelweltler waren bereit ihre Waffen aufzugeben, sich als Landwirte betätigen kam für sie hingegen nicht infrage. Ihrer Treibjagden, Ausflüge auf die Erde und beständigem Waffentraining beraubt hatten viele begonnen, sich Sport und künstlerischen Betätigungen zuzuwenden, mit und ohne Magie. Auch die Zaubererduelle waren weiterhin erlaubt und boten Abwechslung. Blieben genug, die entweder kein Talent oder kein Interesse an Musik, Tanz oder Erschaffung von Kunstwerken besaßen und keine Lust hatten, sich aktiv sportlich zu verausgaben.
    Für diese mussten Alternativen gefunden, um dem Dasein einen Sinn zu geben. Mijo erwies sich hier als sprudelnde Inspirationsquelle, er war ein Meister darin, die Talente eines Einzelnen zu entdecken, von denen derjenige oft selbst nichts geahnt hatte.
    Jason war begeistert, als er unter den ehemaligen Dämonen jemanden fand, der von Kleinkind an Aikido gelernt hatte und bereit war, ihn zu unterrichten. Wenn er nicht mithalf, die allgemeine Ordnung aufrecht zu erhalten, schrieb er magisch unterstützt alle Klassiker der Weltliteratur nach, an die er sich erinnerte. Sobald er seine Erinnerungen ausgeschöpft hatte, wollte er auch eigene Geschichten erzählen. Mijo hatte keinen Spaß am Lesen, das er nie richtig gelernt hatte, ließ sich allerdings gerne abends vor dem Einschlafen ein wenig von ihm vorlesen.
    Das erste Jahr in Udeah war wie der Wind verflogen und es gab immer noch so viel zu tun, dass er keine Zweifel hatte, für die nächsten fünfzig Jahre komplett ausgelastet zu sein.
    Heute Nacht allerdings hatten sie sich hierher geschlichen, um von niemandem gestört zu werden, denn es war sein Geburtstag.
    „Mitternacht, mein Schnuckel“, sagte Mijo in diesem Moment. Sie hatten sich bereits abgetrocknet und wieder angezogen. „Lass uns Sterne bewundern gehen, und dann bekommst du dein Geschenk.“
    „Ich dachte, das warst du?“, erwiderte Jason neckend, folgte ihm aber willig nach oben zu dem Platz zwischen den Felsen. Dort kuschelten sie sich gemeinsam in seine Decke – er brauchte sie schon lange nicht mehr, um sich daran festzuhalten, Udeah war seine Heimat geworden. Nur für Ausflüge wie diese holte er diesen Trost der ersten Tage aus dem Schrank. Eine Weile lang begeisterten sie sich am Sternenhimmel, bis Mijo unruhig wurde und nach dem Rucksack angelte, den er mit hierher gebracht hatte.
    „Dein Geschenk, Knusperkeks. Ich weiß, sie sind nicht so gut wie von deiner Pflegemutter, es war ziemlich schwierig, alles zusammen zu bekommen und Nirta musste mir helfen, aber ich hab mein Bestes gegeben und … Ach, schau einfach.“
    Mijo klang entsetzlich verlegen, als er ihm ein kleines Päckchen überreichte. Es war warm, sicherlich mit magischer Unterstützung. Mit leicht zittrigen Händen öffnete Jason die Verpackung. Er ahnte bereits, was es war, nur glauben konnte er es noch nicht, auch wenn der Duft ihm verriet, was es sein musste.
    „Probier sie!“, drängelte Mijo.
    Apfelpfannkuchen. Zehn runde, dicke Apfelpfannkuchen, mit Zucker bestreut, wie er es liebte. Jason musste den ersten Bissen blind nehmen, irgendetwas war ihm in beide Augen zugleich geflogen.
    „Und? Wie sind sie?“, fragte Mijo ängstlich, als Jason sich mindestens eine volle Minute lang nicht rührte.
    Statt einer Antwort gab er seinem wunderbaren, allerliebsten Schatz einen Kuss.
    „Jetzt bin ich zuhause angekommen“, flüsterte er.
     
     

Calael hatte den Glaser für seine Eigentumswohnung bestellt und seine Konten überprüft. Für eine Weile würde er sich gut über Wasser halten können. Über kurz oder lang musste er sich allerdings einen Job besorgen. Vielleicht konnte er etwas im Security-Bereich bekommen, zumindest darin war er gut ausgebildet. Noch immer glaubte er, Jason zu spüren, obwohl er keinen Seelenstein mehr hatte. Aber ihm schien es, als würde das Bewusstsein seines Zwillings am Rande des seinem kratzen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher