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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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mindestens dasselbe Suchtpotential hatte. Jason würde auch nach der kurzen Zeit Entzugserscheinungen bekommen, sobald er zurück auf der Erde war, körperlich, vor allem allerdings psychisch. Ihm war es ähnlich ergangen, als er sich kurz nach seiner Opferung durch einen Spiegel geschlichen hatte – er war froh und dankbar gewesen, als zwei Dämonen ihn eingesammelt und nach Udeah gebracht hatten. Auch in dieser Zelle, unter dem Einfluss der Magiebanner, fühlte er sich gar nicht wohl. In der Grotte unterhalb der alten Siedlung bedrückte ihn der Bann nicht, dort konnte er auch jederzeit kommen und gehen. Hier mit Calael abzuhängen und nichts tun zu können war zermürbend.
    „Willst du dich nicht um ihn kümmern?“, fragte Calael und riss Mijo damit aus seinem angespannten Sinnieren. Hastig sprang er auf, trug Jason zu der Pritsche, bettete ihn dort behutsam nieder, richtete liebevoll die Decke, die man ihm netterweise gelassen hatte, und hockte sich anschließend neben seinem anderen Zellengenossen zu Boden. Es hielt ihn hoffentlich davon ab, seinen Schnuckel in die Arme zu reißen.
    „Willst du dich bei mir anlehnen?“, fragte Calael nach einer Weile, ohne ihn anzusehen. „Anlehnen, wohlgemerkt, kein Sex.“
    „Nein, geht schon“, murmelte Mijo unglücklich. Ja, er würde viel darum geben, sich trösten zu lassen, aber das gestand er, beziehungsweise sein Stolz, nur einem einzigen Mann zu, der jetzt leider nicht verfügbar war. „Wird Zeit, dass die Mädels uns hier rausholen!“
     

     
    Nirta lag erschöpft da, nachdem sie ihren Vater mit allen möglichen Fehlinformationen gefüttert und Andina ihre Rolle ebenfalls gespielt hatte. Sie hatte den Auftrag, so oft wie möglich in der Zelle vorbeizuschauen und dabei speziell auf Mijo zu achten. Morgen früh würde man ihn zum Tribunal bringen und Calael wie auch Jason weitere Verhöre unterziehen. Bis dahin musste alles erledigt sein. Für Schritt eins des Plans reichten ihre Kräfte noch, bevor sie ein Weilchen ausruhen musste: Sie schickte ihre Traumgestalt zu den Wächtern, die vor der Zelle der drei Männer postiert waren.
    „Der Patriarch lässt ausrichten, dass die Gefangenen weder Wasser, Essen noch irgendeine andere Form von Versorgung erhalten dürfen. Es wird ihren Widerstand schwächen. Am besten ist es, wenn sie glauben, dass sie dort drinnen verrotten werden. Darum: Keiner geht rein. Sollte es Probleme oder neue Befehle geben, werde ausschließlich ich sie euch melden.“
    Die Krieger nickten brav, jeder war daran gewöhnt, dass Nirta den Willen ihres Vaters auf diese Weise kundtat.
    Nun galt es! Noch ein wenig Kräfte sammeln, dann in die Zelle einbrechen und schon konnten sie die drei Hübschen befreien, ohne dass irgendjemand es bemerkte, bevor alles längst zu spät war.
     

Nirta hatte sich drei Stunden Ruhe gegönnt und ihre geringfügigen Kräfte gesammelt. Ihr Vater hatte sich in einen Berg Papiere vergraben und nur ab und an zu ihr hinüber geschaut.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, als sie sich rührte, da die Liege nicht sonderlich bequem war.
    „Ja, alles bestens. Ich werde jetzt noch einmal kurz nach ihnen sehen und mir dann etwas zu essen holen.“
    „Und diese Verräter bereden weiterhin nichts Wichtiges miteinander? Kein Wort über ein weiteres Vorgehen?“
    „Es geht bloß um Sex. Bestimmt habe ich schon rote Ohren.“
    „Sex?“ Ihr Vater verzog verächtlich das Gesicht.
    „Anscheinend haben die sich zum Pimpern auf freier Wildbahn getroffen …“
    „Nirta!“
    „Entschuldige, Vater.“ Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Ich wiederhole nur ihre Worte.“
    „Sie haben für Mijo und Jason Seelensteine in der Magiequelle geweiht. Wozu sollten sie die denn brauchen, wenn nicht … wenn nicht …“ Ihr Vater verstummte. Offenbar wollte er nichts über das Weltenportal verraten.
    „Die Steine sollten die Empfindungen während des Geschlechtsakts verstärken.“ Noch immer lächelte Nirta süß. Ihr verkrampften beinahe schon die Gesichtsmuskeln. Nachdenklich starrte ihr Vater sie an. Sollte er ruhig glauben, dass es bei deren Treffen allein um niedere Beweggründe ging.
    „Also schön. Sieh nach, was sie da treiben.“ Der Patriarch errötete, als ihm seine Ausdrucksweise bewusst wurde. „Und dann geh in Ruhe etwas essen“, fuhr er verlegen fort. Mit einem Nicken legte sich Nirta wieder zurück, schloss die Augen und konzentrierte sich. Gleich darauf erschien ihre Projektion in der bannerfreien
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