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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Udeah. Einen Großteil ihrer Kräfte beraubt, konnten die Dämonen nicht mehr durch die Spiegel fliehen. Neue Kämpfe entbrannten, als die Kriegsgefangenen an die Quelle gelangen wollten, in der die Udeahner die Magie wie in einem Teich sammelten, um sich jederzeit aus diesem Pool bedienen zu können. Für Calaels Volk wurde es zu riskant, weiterhin in die Dämonenwelt zu gehen, um die Gefangenen zu ersetzen, die in den Kämpfen getötet wurden. Aus diesem Grund hatten sie das Portal, dass Udeah mit der Fremdwelt verband, für alle Zeiten versiegelt. Doch es war nötig, die Zahl der Dämonen auf Udeah konstant zu halten, damit die Magie weiterhin floss. An diesem Punkt kamen die Seelenzwillinge ins Spiel. Auf der Erde wurden Kinder geboren, die Dämonen sehr ähnlich waren. Wenn man diese Kinder in der Blüte ihres Lebens wandelte, wurden sie zu Dämonen. Auf diese Weise gelangte Udeah problemlos an Nachschub.
    Na ja, ganz so problemlos war das nicht. Calael nahm das Foto vom Sideboard, das Jason und seine Pflegeeltern zeigte. Er zerschlug den Rahmen, nahm das Foto heraus und riss es in der Mitte auseinander. Die Hälfte, die einen lachenden Jason zeigte, starrte er verlangend an.
    „Ich habe mein Leben lang hart trainiert, um dich vor allen Gefahren beschützen zu können. Du darfst mich nicht meines Lohnes berauben, Jason“, flüsterte er und stopfte das Foto in seine Tasche. Mit einer finsteren Grimasse näherte er sich dem Spiegel. Die dämonische Präsenz, die er gespürt hatte, war hier noch deutlich zu fühlen. Sicherlich hatte das Tribunal Andinas Dämon Mijo geschickt. Immerhin war er einer der stärksten menschgeborenen Dämonen und er kannte überhaupt keine Furcht. Auch dieser Gedanke trug nicht dazu bei, dass sich Calaels Wut legte. Andina und Mijo waren weitere Ärgernisse auf seinem Weg zur Führungsspitze. Seine Cousine war schon immer eine ehrgeizige Person gewesen und das Schicksal wollte es, dass sie einen äußerst starken Seelenzwilling bekam – Mijo. Jahrelang hatte sie den Eindruck erweckt, als würde sie regelrecht dem Tag entgegenfiebern, an dem sie Mijo die Kehle durchschneiden konnte, um ihn in einen Dämon zu verwandeln. Mit den von Mijo erhaltenen Kräften wollte sie selbst die Führung von Udeah einnehmen. Sie war also seine Konkurrentin auf dem Weg zur absoluten Macht. Dabei gab es noch weitere Anwärter. Boldt, der kaltherzige Sohn seiner hochnäsigen Tante. Und auch dessen jüngerer Bruder Wymer, der seiner Meinung nach einen Dachschaden hatte, weil er jedem Insekt, das er fand, die Beine ausreißen musste. Die beiden strebten ebenfalls das Amt des Patriarchen an, getrieben von ihrer Mutter, die sich schon immer für etwas Besseres als den Rest der Familie gehalten hatte. Allein diese Situation machte es unumgänglich, Jason zu töten, anstatt ihn zu lieben. Jason war Mijo ebenbürtig und nur durch dessen Kräfte konnte er Andina Einhalt gebieten und dieses arrogante Miststück in ihre Schranken verweisen.
     

     
    „Andina und Calael hassen sich wie die Pest. Bloß einer von ihnen wird herrschen können. Und dazu brauchen sie dich, Jason.“
    Jason hatte ihm aufmerksam zugehört und darüber zum Glück seine Panik vergessen. Er hyperventilierte nicht mehr, war ruhiger geworden. Trotzdem bebte er vor Angst. Mijo konnte es ihm nicht verübeln. Vielleicht hätte er Jason das Händchen tätscheln oder ihn auf irgendeine Weise trösten sollen. Niemand wäre glücklich darüber, derartig zwischen die Fronten zweier erbitterter Feinde zu geraten. Aber – hallo! – er war ein Dämon und kein Kindermädchen. Schon als Mensch war er nicht darin geübt gewesen, anderen Trost zu spenden. Mijo war in den Slums von New York aufgewachsen, hatte den größten Teil seiner Kindheit in einem Abrisshaus zwischen Kartons und Unrat gehaust und sich mit den räudigen Straßenkatzen um die gammligen Abfälle aus den Mülltonnen gebalgt. Als er zehn Jahre alt war, hatte er einem Gangmitglied der Highnoons beinahe den Schwanz abgebissen, als dieser ihn zu einem Blowjob zwingen wollte. Das hatte ihm wiederum den Respekt der Street Rats eingebracht, sodass er fortan bei dieser Gang ein Zuhause fand. Doch auch dort hatte er schnell gelernt, dass das Leben kein Zuckerschlecken war. Und das niemand eine Heulsuse respektierte. Andina, von der er damals glaubte, dass sie sein Schutzengel war, hatte alle Hände voll zu tun gehabt, um sein Leben zu schützen. Schlägereien war er genauso wenig aus dem Wege
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