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Splitternest

Titel: Splitternest
Autoren: Markolf Hoffmann
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ihr’s – Parzer ist und bleibt eben eine treue Seele«, raunte Ungeld den Troubliniern zu. »Das hat Mäulchen lange nicht glauben wollen, die Ärmste, und ist ihm ganz umsonst nachgerannt.«
    »Wo habt ihr sie eigentlich gelassen?« fragte Cornbrunn. »Ich dachte, ihr drei wäret unzertrennlich.«
    »Mäulchen? Die ist mit dem Prasser durchgebrannt, wer hätte es gedacht. Wo die Liebe hinfällt … na, Schaum ist wahrlich kein schlechter Kerl, und Mäulchen wird ihn auf Trab halten, in jeder Hinsicht! Fast tut er mir leid.«
    Grinsend wandte sich Ungeld ab und eilte Parzer hinterher, voller Freude, nach Rhagis heimzukehren.
    Nur Tarnac blieb bei den Troubliniern zurück. Verwirrt hielt der König die Hände vors Gesicht, stammelte unverständliche Worte und schluchzte.
    »Und noch ein gefallener Herrscher«, seufzte Cornbrunn. »Eidrom von Crusco, Uliman Thayrin, jetzt auch noch Tarnac von Gyr … wir können sie hier in Rhagis bald stapeln.«
    »Das hat schon seinen Sinn«, erwiderte Aelarian. »Hier richten sie wenigstens kein Unheil an. Dafür werden Varyns Erben sorgen.«
    Er hakte sich bei Cornbrunn unter. Von der Bucht hörten sie das Schnaufen der Kieselfresser, die sich längst vertragen harten und in Eintracht die Muschelschale mit ihren rauen Zungen ausschleckten.
    Ein friedlicher Abend brach über Rhagis herein.

 
EPILOG
     
    Alle Spuren sind verblasst. Ich sehe sie nicht mehr, die Abdrücke der Fersen, der Zehen, des Wanderstabs … Sternengängers Schritte, verweht von den magischen Strömen. Ich folgte ihnen lange, aber nun sind sie erloschen, wie Sterne in dunkler Nacht., ‚ja, Dunkelheit senkt sich über die Sphäre. Ich folge den letzten Lichtern, die aus der Ferne winken, aber sie sind im Nebel kaum zu sehen. Ich irre umher, schlage die falsche Richtung ein, kann den Weg nach Gharax nicht finden. Wild peitscht die Magie der Quellen um mich; sie wollen nicht, dass ich zurückkehre.
    Haben sie Angst vor mir? Fürchten sie, ich könnte ihnen ein neuer Sternengänger sein? Sie spüren wohl den Stab in meiner Hand, die Macht des Schwarzen Schlüssels. Wie rasch ich euch bezwingen könnte, wenn ich es nur wollte! Aber ich lasse euch in Freiheit, trotz der Grausamkeit, mit der ihr die Menschen verfolgt. Sie hielten euch in Gefangenschaft; nun zahlt ihr es ihnen heim, verjagt und tötet sie … Ist dies das wahre Antlitz der Welt? Tat Sternengänger gar ein gutes Werk, als er euch Ketten anlegte?
    Ich wanke durch die Finsternis, in meinen Armen der zarte Körper eines toten Kindes. Deine letzte Hülle, Sternengänger … auf dem Acker bei Venetor hast du den letzten Atem ausgehaucht, kurz nach der Schlacht. Wer in der Sphäre stirbt, der findet niemals Frieden … du aber starbst auf deinem neuen Kontinent. Und mit dir schwand der Fluch der Bathaquar. Er war dein Schicksal, die Kehrseite deiner glanzvollen Taten. Denn hättest du die Quellen nicht gezähmt, wäre auch die Bathaquar nie in die Welt gekommen. So viel Leid hast du über uns gebracht, Sternengänger … nun bist du besiegt, und die Sphäre ist frei.
    Und Mondschlund? Wird auch er für immer schweigen? Vielleicht wacht sein Geist noch im verborgenen, sehnt sich zurück nach Athyr’Tyran, seinem Vermächtnis an die Menschheit. Die Stadt erstrahlt so hell, so hell … ihr Funkeln blendet mich! Die letzte Zuflucht der Vertriebenen … manche sind längst dort, andere werden Jahre auf Gharax umherirren, bis sie die rettenden Mauern erreichen. Sie müssen ihr altes Leben zurücklassen, dann erst öffnen sich die Tore. Überall, wo die Menschen einst Städte errichteten, wird Athyr’Tyran aus der Tiefe emporsteigen, ein leuchtender Stern in der Finsternis. Aber nicht für dich, Mondschlund. Du hast das Recht verwirkt, Teil dieser Stadt zu sein, weil du nicht ehrlich zu uns Menschen warst.
    Uns Menschen … gehöre ich denn noch zu ihnen? Ich bin so lange in der Sphäre gewandelt und weiß kaum mehr, was es bedeutet, Mensch zu sein. War ich es je? Hat das Schicksal mich dazu bestimmt, ein zweiter Weltenwanderer zu werden? Die Priester Tathrils ließen mich nicht Kind sein und nicht Mann. Mein Leben zerrann vor meinen Augen, ehe ich begriff, was mir verloren ging.
    Doch ich, der Auserkorene, werde das letzte Opfer der Sphäre sein.
     
    Du hast dies alles hinter dir, Laghanos. Ich trage dich in meinen Armen, leblos ist dein Körper und starr. Ich weiß nicht, wer du warst, ich kenne deine Leiden nicht und kann sie nur erahnen. Als wir uns
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