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Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)

Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)

Titel: Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
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es ihr leidtat. Er hätte eben niemals jemandem trauen dürfen, der in der High Society von Charleston verkehrte.
    „Auf der Gesellschafterversammlung wird der neue Präsident und Geschäftsführer gewählt“, erklärte RJ. „Für wen wollen Sie stimmen?“
    „Ich könnte Sie ja auf die Folter spannen, aber was soll’s“, erwiderte Jack. Er ging einen Schritt auf RJ zu und war kein bisschen erstaunt, als dieser nicht zurückwich. Er und sein Halbbruder waren sich auch vom Wesen her sehr ähnlich. Vieles hatten sie von ihrem gemeinsamen Vater geerbt. „Ich plane, die Kincaid Group zu übernehmen.“
    Matt fluchte vor sich hin. „Hab ich’s doch gewusst.“
    Jack lächelte. „Und meine weitergehenden Pläne sind genau wie von Ihnen vermutet. Meine Firma soll Ihre übernehmen. Schlucken, wie ein großer Fisch einen kleinen schluckt.“ Er blickte erst RJ an, dann Matt. „Willkommen bei Carolina Shipping, meine Herren. Aber richten Sie es sich bitte nicht zu bequem ein. Sie werden nicht lange bleiben.“
    Mit diesen Worten wandte er sich um und verließ das Büro. Gern hätte er sich noch einmal umgedreht, aber er unterließ es aus zwei Gründen. Einerseits hätte es seinen effektvollen Abgang zerstört, andererseits hatte er Angst davor, Nikkis entsetzten Blick zu sehen.
    Es war genau sechzehn Uhr fünfundfünfzig, als Nikki Thomas auf den Parkplatz von Carolina Shipping fuhr. Sofort fiel ihr Blick auf Jacks roten Aston Martin. Jack war also im Büro.
    Sie trat durch die Glastüren des Haupteingangs ein und sah sich neugierig um. Sie war noch nie hier gewesen und hatte Jack auch nie gebeten, ihr die Firma zu zeigen – aus Angst, er könnte sich dann im Gegenzug auch nach ihrer Arbeit erkundigen, und das hatte sie natürlich auf keinen Fall gewollt.
    Das Foyer war elegant eingerichtet und strahlte einen gemütlichen Südstaatencharme aus. Geschmack hatte er, das musste man ihm lassen – sie kannte ja auch schon sein Ferienhaus am Strand und auch sein riesiges Herrenhaus in Greenville.
    Die Dame am Empfang begrüßte sie lächelnd. „Miss Thomas?“
    Nikki sah sie überrascht an. „Äh … ja. Das bin ich.“
    „Jack hat gesagt, dass Sie kommen würden. Er hat sogar mit mir gewettet, dass Sie kurz vor Büroschluss erscheinen würden.“ Sie lachte. „Nach all den Jahren, die ich schon für ihn arbeite, sollte ich eigentlich gelernt haben, lieber nicht mit ihm zu wetten. Er gewinnt ja doch immer.“
    „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen“, gab Nikki zurück.
    „Ja, so ist er eben, unser Jack“, merkte die junge Frau lächelnd an. Hatte sie wirklich „unser Jack“ gesagt? „Ich zeige Ihnen sein Büro. Er hat gesagt, Sie können gleich zu ihm durchgehen.“
    Sie führte Nikki durch einen großen Flur. Nikki schätzte sie auf etwa Mitte zwanzig ein, also rund sechs oder sieben Jahre jünger als sie. Schließlich erreichten sie eine Flügeltür. Die junge Frau klopfte kurz und zog sie dann auf.
    „Nikki Thomas ist hier.“
    „Danke, Lynn. Sie können jetzt Feierabend machen.“
    „Okay, danke. Bis Montag dann.“ Sie lächelte Nikki an. „War schön, Sie kennengelernt zu haben, Miss Thomas.“
    Jack blickte von den Akten hoch, in denen er gerade las, und wies auf den Stuhl, der gegenüber seinem Schreibtisch stand. Nachdem Nikki sich hingesetzt hatte, erhob er sich, ging zur Tür und schloss sie. Nikki wusste selbst nicht warum, aber dieses Verhalten wirkte auf sie wie ein dunkler Vorbote drohenden Unheils.
    War es wirklich erst heute Morgen gewesen, dass sie gemeinsam aufgewacht waren? Sie schloss kurz die Augen, aber die Erinnerung ließ sich nicht verscheuchen. Die Zeit der Zärtlichkeiten war auf jeden Fall vorbei.
    Wortlos ging Jack zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich wieder – ein Kapitän auf der Kommandobrücke seines Schiffes. Forschend betrachtete sie ihn, aber aus seinem Gesichtsausdruck ließ sich nichts ablesen. Wie gern wäre sie zu ihm durchgedrungen! Aber bedauerlicherweise war er ja ein Meister darin, sich von anderen gefühlsmäßig abzuschotten, einfach dichtzumachen. Das lag sicher an den Umständen, unter denen er aufgewachsen war. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie selten er anderen Menschen Zugang zu seinem Innersten gewährte. Und sie wusste, wie verletzt er durch ihren Verrat war.
    Nikki schaute sich um, um sich ein wenig abzulenken. Wie auch das Foyer war das Büro stilvoll-elegant eingerichtet, ohne protzig zu wirken. Der Stil war ein ganz anderer als
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