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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht
Autoren: Stefan Wolf
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herausstellte, hatte
einer der Anlieger die Keilerei beobachtet und telefonisch die Funkstreife
verständigt.
    Die kommen ja wie gerufen, dachte Tim.
     
    *
     
    Pleff — auch Schraube genannt,
hauptberuflich Bankräuber und Industriespion — saß vor seinem Wohnwagen.
    Was für ein schöner Montag, was für ein
schöner Nachmittag!
    Er war zufrieden mit sich. Er hatte,
was er wollte. Heute nacht würde er sich ins Ausland absetzen. Daß irgendwer
seinen Wagen gestohlen hatte, war nicht mehr wichtig. Er hatte die Taschen
voller Geld. Perrigon, sein Auftraggeber, hatte die
X-U-l%-Gamma-Chip-Forschungsunterlagen. Und hatte im Gegenzug einen Koffer voll
Geld gebracht. Ringsum herrschte Friede, Freude, Frohsinn. Und er — Pleff — war
eigentlich nur noch hier, um seinen Mitarbeiter und Komplicen, ohne den nichts
gegangen wäre, zu bezahlen. Ein Vermögen wartete auf den. Zum Teufel, wo blieb
er nur?
    Pleff blickte zum Parkplatz.
    Dort kam eben ein Wagen an.
    Aber er konnte nicht erkennen, wer es
war.
    Pleff hatte seinen Wohnwagen ganz am
Rande aufgestellt. Unmittelbare Nachbarschaft waren Büsche und Sträucher.
    Hinter denen kauerten Tim, Gaby, Karl
und Klößchen. Gernot und Mufti hatten nicht den Mut, sich so dicht an den Feind
heranzuwagen. Kommissar Glockner und seine Leute befanden sich im Anmarsch. Die
Streifenwagen-Besatzung hatte über Funk ins Präsidium durchgegeben, wo sich der
gesuchte Industriespion vermutlich befand. Doch hier, vor Ort, waren die vier
Freunde die ersten.
    „Sieht so aus, als erwartet er jemand“,
wisperte Tim seinen Freunden zu.
    Im selben Moment bestätigte sich, daß
er recht hatte.
    Vom Parkplatz her näherte sich ein Mann.
Er ging rasch und blickte sich mehrmals um, als befürchte er Verfolger.
    Mein Schwein pfeift! dachte Tim.
Dröselhoff! Ludwig Dröselhoff! Das darf doch nicht wahr sein!
    Der Konstrukteur kam heran und setzte
sich neben den Dicknasigen.
    „Eher ging’s nicht, Herr Pleff. Ich muß
höllisch aufpassen.“
    „Aber Sie werden doch nicht etwa
verdächtigt?“
    „Überhaupt nicht. Wer käme auf die
Idee, daß ich den Spion zu meiner eigenen Tochter schicke.“
    „Ich denke, es ist Ihre Stieftochter“,
meinte Pleff.
    „Für die Polizei ist das Jacke wie
Hose. Auf mich fällt kein Verdacht. Außerdem habe ich den Schauspieler in mir
entdeckt. Jeder hat mir meine Verzweiflung abgenommen. Sogar Helga, meine Frau.
Sie ahnt nichts.“
    „Ich freue mich, daß wir uns so schnell
einig wurden. Nur eine Besprechung — und schon war alles klar. Hier ist Ihr
Geld.“ Er griff unter seinen Klappstuhl und holte einen Aktenkoffer hervor.
„150 000 — wie Sie verlangt haben. Und steuerfrei. Was machen Sie damit?“
    „Tja, da Helga nichts davon wissen
darf, muß ich mir was ausdenken. Vielleicht lege ich das Geld auf Eis. Oder ich
behaupte, es wäre ein Lotto-Gewinn. Oder eine überraschende Erbschaft. Oder...“
    Tim hatte keinen Wagen gehört. Aber
hinten beim Parkplatz tauchte plötzlich Kommissar Glockner auf und blickte suchend
umher.
    Mit einem Satz war Tim hinter den
beiden Ganoven. „Wegen des Geldes, verehrter Herr Dröselhoff“, sagte er scharf,
„machen Sie sich mal keine Gedanken. Sie werden nicht mal Zeit haben zum
Nachzählen. Wie gewonnen, so zerronnen, Sie Halunke.“
    Die beiden waren herumgefahren.
    Dröselhoff wurde bleich wie Milchsuppe.
Sein Adamsapfel hüpfte. Pleff starrte offnen Mundes. Dann wollte er in die
Tasche greifen — nach seiner Tränengaspistole.
    Tim hielt einen Knüppel in der Hand.
Damit zog er ihm eins über. Hart, aber nicht gemein schlug er ihn auf den
Oberarm. Pleff brüllte auf. Dann ließ er den Flügel hängen und ergab sich in
sein Schicksal.
    Vom Parkplatz her rannten Kommissar
Glockner und zwei Polizisten herbei.
    „Habt ihr mir schon wieder die Arbeit
abgenommen“, meinte er zur TKKG-Bande. Kopfschüttelnd musterte er Dröselhoff,
während sich die Polizisten um Pleff kümmerten. „Hat sich das gelohnt,
Dröselhoff? Für einen Koffer voll Geld haben Sie alles aufs Spiel gesetzt — und
verloren: Ihre Freiheit, Ihre Karriere, Ihren Beruf und vielleicht auch Ihre —
Familie.“
     
    *
     
    Was noch geklärt werden mußte, kam
durch die Geständnisse ans Licht. Und zu denen, die verdientermaßen bereits
hinter Gittern saßen, gesellte sich alsbald auch Jacques Perrigon, der
Chef-Konstrukteur von Ashburn-Center.
    Selbstverständlich wurden die X-U-1
%-Gamma-Chip-Unterlagen rechtzeitig sichergestellt.
    Der WBCB-Konzern
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