Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Grundsätzliches. Ich war nicht die Frau, die sich hinter dem Rücken ihres Freundes mit einem anderen vergnügte, die sich dem anderen zuwandte, kaum eine Stunde, nachdem ihr Freund ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Eine kleine, ärgerliche Stimme sagte mir, ich könnte eine solche Frau sein, aber ich ließ sie nicht hochkommen. Das bin ich nicht, sagte ich mir entschlossen. Wirklich nicht.
    Ich trat einen Schritt zurück und rückte den Stuhl zwischen Colin und mich. Meine Finger umklammerten die gepolsterte Lehne so fest, dass sie tiefe Eindrücke hinterließen.
    »Noch einen Tee?«, fragte ich mit heller und viel zu lauter Stimme, weil mir nichts anderes einfiel.
    Die Kränkung in Colins Augen war schwerer zu ertragen als das Begehren, das ich noch soeben in ihnen gelesen hatte.
    Das Geräusch der Schiebetür ließ uns beide herumfahren. Alan trat wieder ein und schaute misstrauisch von mir zu Colin. Der Stuhl und mein kreidebleiches Gesicht waren ihm nicht entgangen.
    »Entschuldige«, sagte er zu mir, während er die Augen nicht von Colin ließ. »In Kairo sind wieder Unruhen ausgebrochen, und ich habe eine Reisegruppe dort. Im Mena House sind die Leute sicher, aber sie haben Angst und wollen so schnell wie möglich nach Hause. Wenn sich die Lage in den nächsten Stunden nicht beruhigt, muss ich organisieren, dass sie aus Ägypten ausgeflogen werden.«
    »Das ist doch sicher leichter von Ihrem Büro aus zu machen, meinen Sie nicht?«, fragte Colin. »In Dallas, nicht wahr?«
    »Und Sie, sollten Sie nicht auch lieber auf Ihr Revier zurückgehen oder wo sie sonst herumhocken?«
    Wieder starrten sie einander feindselig an. Colin ging an mir vorbei, und Alan wandte sich ihm zu. Es war nicht zu glauben: Sie wirkten, als würden sie jeden Moment aufeinander losgehen.
    »Jetzt reicht’s!«, sagte ich scharf.
    Beide wandten sich überrascht mir zu. Ich schwöre, sie hatten vergessen, dass ich noch da war.
    »Das ist mein Ernst. Genug. Ich ertrage das nicht.«
    Sie starrten mich verständnislos an. Ich nahm all meinen Verstand zusammen und traf blitzartig eine Entscheidung. »Ihr geht jetzt alle beide«, erklärte ich.
    »Was?«, fragte Alan ungläubig.
    »Nein!«, protestierte Colin.
    »Doch! Beide. Ich brauche Zeit. Wir alle brauchen Zeit. Im Moment gehöre ich zu keinem von euch. Punktum.«
    Alan schaute wie vor den Kopf geschlagen drein, Colin eher hoffnungsvoll. Zumindest sahen sie nun mich an und nicht einander, was schon ein klein wenig besser war.
    »Aber …«, begann Alan.
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »Miteinander befreundetsein heißt, Freude daran haben, einen anderen Menschen kennenzulernen. Du und ich haben weder bei der Freude noch beim Kennenlernen viel erreicht. Ich habe wochenlang auf Anrufe von dir gewartet – bevor ich Colin begegnet bin.«
    Alan zuckte zusammen, aber überraschen konnten ihn meine Worte nicht. Er war klug genug, wie ich zu wissen, dass unsere Beziehung auf der Kippe stand.
    Ich fuhr fort: »Im Moment bin ich so durcheinander, dass ich überhaupt nicht weiß, was ich will. Ich habe am Rande eines Abgrunds gestanden, meine Freunde sind tot, meine Arbeit steht auf dem Spiel, und ich will jetzt keine Entscheidungen treffen. Ich kann es einfach nicht. Am liebsten würde ich mehr Zeit mit jedem von euch verbringen, um euch besser kennenzulernen. Wenn ihr das nicht möchtet, kann ich das gut verstehen. Warum solltet ihr auch? Aber so ist es nun mal. Deshalb müsst ihr jetzt beide gehen. Und … ich möchte zwei Wochen lang nichts von euch hören. Geben wir uns Zeit, die Dinge zu überdenken. Wenn ihr danach immer noch wollt, könnt ihr mich anrufen.«
    Das ging beiden gegen den Strich, sie protestierten heftig, aber sie waren guterzogene Männer, und schließlich verschwanden sie. Grollend, mit Blicken wie Dolche, die zwischen ihnen hin und her flogen, aber sie traten den Rückzug an. Ich sah zu, wie ihre Wagen in entgegengesetzter Richtung abfuhren. Da schloss ich sacht meine Haustür und trug die Gläser in die Küche zurück. Ohne die beiden Männer wirkte mein Häuschen groß, hohl und leer – fast wie das schmerzende Loch, das sich unbemerkt in meiner Brust gebildet hatte. Ich wusste nicht, ob ich schreien oder etwas an die Wand werfen sollte. Ich stand reglos da, bis ich mich andas wunderbare Bluebell-Eis erinnerte, das im Kühlschrank auf mich wartete.
    Zehn Tage später stand Kyla vor meiner Tür, um mich abzuholen. Wir wollten bei Stubb’s Barbecue zu Abend essen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher