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Spiel mit mir (German Edition)

Spiel mit mir (German Edition)

Titel: Spiel mit mir (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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und einen auffallend durchtrainierten Körper hatte.
    Amanda genoss es, nun in seinen starken Armen zu liegen, seinen Duft in sich aufzunehmen, seine muskulöse Brust an ihrem Rücken zu spüren.
    Es war verdammt lange her, seit sie neben jemandem eingeschlafen war. Und doch sollte es bei einem One-Night-Stand bleiben. Nicht mehr, nicht weniger. Ohne Verpflichtungen. Ohne ein Versprechen. Ein Abenteuer. Und eine wunderbare Erinnerung.
    *
    Das war sie also gewesen. Ihre erste Casting-Director-Audition. Emma Conaway sank in das weiche Polster zurück und knabberte an ihren Fingernägeln. Man hatte sie gebeten, noch zu warten. Das war ungewöhnlich. Normalerweise sagten sie, sie würden sich melden oder die Agentur benachrichtigen. Hoffentlich war es ein gutes Zeichen, dass sie nach ihrem Vorsprechen noch einmal draußen Platz nehmen sollte. Die anderen Mädchen waren längst gegangen. Der Vorraum, der vor wenigen Stunden noch überfüllt gewesen war, war nun leer. Überall lagen zusammengeknüllte Skripte herum, aus denen die Schauspielerinnen hatten vortragen müssen.
    Gebannt starrte Emma auf die verschlossene Tür vor sich. Sie hatte ein gutes Gefühl. Die Rolle schien wie für sie geschaffen. Eine ehrgeizige junge Frau, Anfang zwanzig, die sich trotz aller Widrigkeiten durchs Leben kämpfte. Sie identifizierte sich mit der Figur der Gloria, es gab ein Band zwischen ihnen, das es Emma erleichterte, sich in die Rolle hineinzuversetzen, sie zu leben. Auch sie war aus der ländlichen Heimat nach Los Angeles gezogen, um ihren Traum zu verwirklichen. Zwar wollte Gloria im Gegensatz zu Emma keine Schauspielerin werden, doch sie strebte eine Karriere als Ärztin an, wollte auf eigenen Füßen stehen, etwas aus ihrem Leben machen. Dem Alltagstrott entfliehen. Da fiel ihr Onkel Macs Behauptung, dass aus ihr niemals etwas werden würde, wieder ein. Und die Erinnerung daran versetzte ihrem Herzen einen leichten Stich, doch Emma schüttelte sie schnell ab. Onkel Mac hatte hier nichts zu suchen. Seine Äußerungen hatten sie immer nur heruntergezogen.
    Heute war ihr Tag. Und sie würde allen beweisen, dass sie kein einfältiges Mädchen war, dass mehr in ihr steckte.
    Nervös presste Emma die Knie zusammen und lauschte dem Ticken der Wanduhr. Worauf wartete Mr. Rhett? Ein Go oder ein No, das konnte doch nicht so schwer sein. Sie faltete die Hände und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass ihr ein einziges Mal Glück beschieden sei und sie diese Rolle bekäme. Für Emma wäre sie mehr als nur ein Job. Sie wäre das Symbol ihrer Unabhängigkeit. Wenn sie zu Gloria wurde, würde sie mit erhobenem Haupt nach Hause zurückkehren, anstatt als Versagerin, wie man es ihr prophezeit hatte. Ihre Mutter würde stolz auf sie sein, vielleicht sogar Onkel Mac. Schließlich wäre sie dann landesweit bekannt. Die Serie »Rich and Powerful« war in den Staaten sehr beliebt. Nach einem anfänglichen Quotentief war sie eine der populärsten Serien im amerikanischen Fernsehen geworden. Ein ideales Sprungbrett. Emma glaubte an sich und ihr Talent. Sie hatte überzeugt, sonst säße sie jetzt nicht mehr hier.
    Endlich ging die Tür auf, und eine Frau mit Hochsteckfrisur kam auf sie zugestöckelt. »Mr. Rhett möchte Sie jetzt sehen«, sagte die Assistentin und hielt ihr die Tür auf.
    Emma spürte, wie ihre Knie noch etwas weicher wurden und zu zittern begannen, ihre Hände waren feucht. Unauffällig wischte sie sich diese an ihrem kurzen Röckchen ab, bedankte sich freundlich bei der Frau und fuhr sich noch einmal schnell durch das dauergewellte Haar, bevor sie den Raum betrat.
    Vorhin, als sie bei ihm vorsprechen musste, hatte er wie ein Künstler gewirkt, nun sah er aus wie ein Geschäftsmann. Adrett. Der Anzug stand ihm vorzüglich. Mr. Rhetts große, athletische Gestalt war ihr schon vorhin aufgefallen. Er war ein Mann, bei dem sie unter anderen Umständen schwach werden konnte. Nun studierte er mit großer Aufmerksamkeit das hellgrüne Blatt Papier in seiner Hand. Emma erkannte es wieder. Es war ihr Anmeldebogen, auf dem Mr. Rhett sich während ihrer Darbietung Notizen gemacht hatte.
    Ihre Knie zitterten nun so heftig, dass sie kaum noch aufrecht gehen konnte. Sie streckte den Arm aus, hielt sich mit einer Hand an der Stuhllehne fest und setzte sich zitternd vor Mr. Rhett hin.
    Erst jetzt sah er zu ihr auf, mit einem Blick, der Willensstärke verriet.
    »Das war eine sehr interessante Vorstellung, Miss Conaway«, kam er gleich zur Sache.
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